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Basel anno dazumal - historische Stiche, Aquarelle etc.

Was da mal war - wie es war - warum es war

aus: Eugen A. Meier: Basel anno dazumal - Amazon-Link

a) in der Reihenfolge des Buches

Basel
                        Zentrum: Der Aeschenschwibbogen am obereen Ende
                        der Freien Strasse 1840
Das Stadttor am oberen Ende der Freien Strasse, 1840
Basel Zentrum: Der Marktplatz, 1651
Der Marktblatz mit dem Rathaus von Basel, 1651
Basel Zentrum: Die Mittlere Brücke mit der
                        Sicht vom Rheintor auf Kleinbasel, 1830
Sicht über die Mittlere Brücke nach Kleinbasel, 1830
Basel-Süd: Die Stadtmauer von Basel, Sicht
                        von der Steinenschanze aus, 1865
Stadtmauer von Basel, Sicht von der Steinenschanze aus, 1865






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Basel anno
                      dazumal - Titelfoto mit dem Rathaus von Basel auf
                      dem Einband
Basel anno dazumal - Titelfoto mit dem Rathaus von Basel auf dem Einband [0a]

Basels Frühgeschichte

Bis 1392 sind Grossbasel und Kleinbasel zwei verschiedene Städte [S.117].

917: Einfall der Ungarn in Basel, Zerstörung des Münsters, dann Neubau [S.13]

11.Oktober 1019: Einweihung des neuen Münsters von Basel unter Anwesenheit von Kaiser Heinrich II., ein Wohltäter von Basel [S.13]

Jüdische Händler aus dem Sundgau dürfen die Stadt Basel nicht betreten [S.81]

Grossbrände ereigneten sich in den Jahren 1085, 1187 und 1258. [S.13].
[Die Grossbrände können sich durch die mittelalterliche Architektur entwickeln: Alle Häuser sind aus Holz gebaut, und es fehlen breite Alleen].

Bis 1265 ist die Krankenpflege in den Händen von Nonnen und Mönchen, erst dann wird ein Bürgerspital zwischen Barfi und Freier Strasse eröffnet [S.69]

Bedeutende Schäden erlitt Basel durch das Grosse Erdbeben von 1356. [S.13].

1361 bis 1398 wird die äussere Stadtmauer gebaut [S.25]

1363 zählte Basel 14.000 Einwohner, davon waren 1300 "Geistliche" [mit Jesus-Fantasie als Beruf]. [S.13]

Jüdische Händler aus dem Sundgau dürfen die Innenstadt von Basel nicht betreten, die inneren Stadttore sind die "Grenze" (Spalentor, Freie-Strasse-Tor (Aeschenschwibbogen), Aeschentor etc.) [S.81]

Der Weinbau rund um die äussere Stadtmauer von Basel war bedeutend [S.73]

1392 schliessen sich Grossbasel und Kleinbasel zu der Stadt Basel zusammen und fusionieren [S.117]. Kleinbasel gilt seither bei den Grossbasler als "die mindere Stadt" [S.121].

1398 wird die erste Stadterweiterung abgeschlossen, die äussere Stadtmauer ist vollendet und die inneren Stadttore werden zu Gefängnissen, im Volksmund "Vogelzwinger", mit den Namen "Bärenloch, Kartzer, Brandstätter und Teufelsküche" [S.21]

-- das Bläsitor, das Steinentor und das St.-Alban-Tor werden in der Nacht geschlossen [S.125]

-- in Kriegszeiten wurden nur das Aeschentor und das Spalentor offengehalten [S.37]

Die Gebiete ausserhalb der Stadtmauer sind Landwirtschaftsgebiet ausser St.Alban, wo herrschaftliche Gärten angelegt sind. Das Gundeldingerquartier ist bis 1850 noch ein Kornfeld, die Gundeldingerstrasse eine Überlandstrasse. Spaziergänge um die neue Stadtmauer werden "Gang um die Tore" genannt [S.73].

1417 Grossfeuer vom Barfüsserplatz aus, das Feuer verschlingt alles bis St. Alban [S.25]

1501: Beitritt von Basel zur Eidgenossenschaft [damals noch ein einziger Kanton]
1529 Reformation:
-- alle "Kunstschätze" in den Jesus-Fantasie-Kirchen werden eingezogen, z.B. auf St. Alban [S.25]
-- das Frauenkloster St. Clare wird enteignet [S.121]
-- die Reformatoren wollten die Musik einschränken, Konzerte und Musik in der Kirche wurde vermieden, aber die Pfeifer- und Trommelmärsche, kultivierte Insturmentalmusik, mehrstimmiger Gesang lebten als Musik im Familienkreis weiter [S.81]


Ab 1820 werden Teile der inneren Stadtbefestigung abgerissen, z.B. am Steinenberg die Mauerteile, das Eselstürmlein und der Wasserturm, so wurde der Bau des Konzertsaals "Stadtcasino" möglich [S.17].

1825 wird das Gefängnis "Lohnhof" eingeweiht, so dass die kleinen Gefängnisse in den inneren Stadttürmen nicht mehr gebraucht werden [S.21].

Ab 1825 werden die inneren Stadttore alle abgerissen und zerstört.

ab 1850: Die Industrie in Kleinbasel bringt die Kleinbasler Stadtmauer zum "platzen": Der Stadtgraben zwischen Klingental bis zum Drahtzug wird schon 1833 aufgefüllt [S.125].

[ab 1850 kam Basel in eine neue Entwicklungsphase mit Stassenplanung und Eisenbahn]

1864: Abriss des Riehentors an der Kreuzung Claragraben / Riehenstrasse, fÜr mehr "Licht, Luft und Raum" [S.125]

1867: Abriss des Bläsitors, damit die neue Klingentalstrasse ihren "Durchgang" findet [S.125]


Luftaufnahme mit einem
                      Stadtplan von Basel von ca. 1842 (Anhaltspunkt ist
                      der Französische Bahnhof gebaut 1841) -
                      Vogelschauplan von Johann Friedrich Mähly

Luftaufnahme mit einem Stadtplan von Basel von ca. 1842 (Anhaltspunkt ist der Französische Bahnhof gebaut 1841) - Vogelschauplan von Johann Friedrich Mähly  [0b]

Vogelschauplan von Johann Friedrich Mähly

Basel im Jahre 1840ca. - ein paar Daten zur Bevölkerung
Angaben von Ferdinand Röse 1840 [S.6-8], von C.V. von Sommerlatt 1838 [S.13].

Da stand noch die alte Stadtmauer: Die alte Stadtmauer von 1398 umfasste 7 Tore, 40 Türme, 42 Letzen und 1099 Zinnen [S.5]

Die Bevölkerung umfasste
-- 25.965 Einwohner (12.033 Männer, 13.932 Frauen), 5356 Wohneinheiten, die Stadt verwaltete insgesamt 2750 Häuser.
-- Religionen: 21.070 Protestanten, 4731 Katholiken, 104 Juden, 60 Wiedertäufer [S.10]
-- 19 Gasthöfe, 160 Weinhäuser und Schenken, 10 Bierbrauereien, 6 Kaffeehäuser, 10 Köche und Traiteurs, nur 3 öffentliche, warme Bäder - viele Familien haben ihre eigene "Badstube" eingerichtet [S.7]; nur 3 Bereiter und nur 16 Lohnkutscher - denn die reichen Basler besietzen privat 300 bis 400 eigene "Luxuspferde" -  [S.8]
-- 8 Bankiers, 100 Fabrikanten und Grosshändler, 14 Makler (Sensalen oder Courtiers), viele Geschäftsmänner, ein allgemeines Berichthaus, 18 Notare, nur 5 Advokaten (die meistens auch Notare sind), denn zu Prozessen kommt es eher selten in Basel [S.8]
-- 24 Ärzte, 11 Wunderärzte und Barbiere, 8 Apotheken, 8 Buchdruckereien, 5 Buch- und 4 Kunsthändler, 1 Antiquar [S.8].

Daten von C.V. von Sommerlatt 1838:
-- die Basler lieben eine "bequeme Bauart und Lebensweise", mit "einer Menge stattlicher Privatwohnungen", dabei ist die Bevölkerung aus verschiedenen Ländern zusammengesetzt [S.13]
-- die Stände sollen ihre Tugenden gepflegt haben mit "Arbeitsamkeit und Thätigkeit, Sparsamkeit und Prunklosigkeit, Wohlthätigkeit und Frömmigkeit", es liegt ihnen Fern, Erfolge an die "grosse Glocke" zu hängen, "marktschreierisches Ausposaunen" ist nicht ihre Art [S.13]
-- Fabrikarbeiter sollen "auffallend [...] meist blasses, mageres Aussehen und oft widrig gemeine Gesichtszüge" gehabt haben [S.13]

Daten von Ferdinand Röse 1840:
-- Stadttore gehen verloren: Spalenschwibbogen 1838 abgebrochen, Rheintor 1839 abgebrochen, Aeschenschwibbogen 1841 abgebrochen, Metzgerturm unterhalb des St.-Johann-Tors um 1843 abgebrochen [S.10]
Neue Bauten: Theater 1831, Botanischer Garten vor dem Aeschentor 1836, Rheinlagerhaus 1839, Kleinbasler Gesellschaftshaus 1841, Schilthof 1842, Bürgerspital 1842, Kaufhaus 1843, Hotel Drei Könige 1844, Französischer Bahnhof mit dem Eisenbahntor 1845, Museum (bezogen 1849) [S.10]

-- Thema Geld: Als Währung kursierte in Basel Französisches Geld, deutsches Reichsgeld und schweizer Münzen (Franken=1Fr., Batzen=10 Rappen, Rappen). Andere Währungen sind nur kostspielig zu beschaffen, z.B. aus Sachsen, Preussen, Holland, Scheidemünzen gar nicht. Wechselkurse: 1 Schweizer Franken = 40 Rheinische Kreuzer - 30 altfranzösische Sols, 1,5 neufranzösische Franc. Papiergeld ist in Basel noch kurslos ("Papiergeld hat in Basel gar keinen Curs"). Geldwechsel ist in grösseren Gasthöfen und in den Bankiershäusern Passavant, Ehinger, von Speyr, Merian-Forkart etc. möglich [S.8].

Daten von Dr. Edmund Wyss:

-- Industrie: Eine erste chemische Fabrik wurde 1812 vor dem Riehentor installiert, daraufhin sollten auch Textilfabriken folgen [S.5]

Daten von Eugen A. Meier:
-- Februar 1855 mit 75cm Neuschnee: Für die Räumung von Dächern und Strassen wurden 420 Arbeiter eingesetzt mit Extra-Ausgaben von 13.000 Franken. [Frau Holle ist teuer] [S.93]

-- 1858: Bau des Bahnhof SBB (Zentralbahnhof), Aufschütten des Stadtgrabens zwischen Aeschentor und Steinentor, das Aeschenbollwerk und das Zollhäuschen [am Aeschentor?] werden beseitigt [S.37]

-- 1861-1885: Abbruch des Aeschentors [S.37]

Der Beschluss, die Stadtmauern abzureissen

Daten von Dr. Edmund Wyss:

1859 wurde im Grossen Rat das "Gesetz über die Erweiterung der Stadt" verabschiedet, um "die Stadtgräben aufzufüllen und neue Stadteingänge herzustellen, auch die bisherigen Stadtmauern und Schanzen ganz oder teilweise zu beseitigen". Die alte Stadtmauer von 1398 wurde bis auf ein paar Reste komplett abgerissen [S.5]

Die 16 Zünfte hatten die Funktion einer Einwohnerkontrolle und einer Vermögensverwaltung. Von den Zinsen wurden die Zunftfeste, die Mahlzeiten und soziale Einrichtungen finanziert [S.7]

Eugen A Meier:
Mit der Erweiterung der Stadt [mit dem Bau der Quartiere Holbein, Cityring, Spalenring, St.Johann und Gellert] wird der Weinbau rund um Basel komplett vernichtet [S.73]



Basel-Zentrum: Der
                      Augustinerbrunnen mit dem Münster von Basel -
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück - 1860 Basel-Zentrum: Der Augustinerbrunnen mit dem Münster von Basel - Aquarell von Johann Jakob Neustück - 1860 [1]

Der Augustinerbrunnen
Der Brunnen wird schon 1468 erwähnt. 1530 wurde die Brunnenfigur mit dem Basilisken und seinem Schild draufgesetzt. 1846 wurde er wegen Verkehrsbehinderung an die Hofmauer verschoben. [S.10]

Da war einmal ein Augustinerkloster bis 1549
An der damaligen Spiegelgasse gab es ein Augustinerkloster für "Augustinereremiten". Sie meinten, "gelehrt" zu sein und waren "Bettelmönche". Im Augustinerkloster wurden Reliquien aufbewahrt wie "40 Häupter der 11.000 Jungfrauen" oder "Barthaare" eines "heiligen Thomas". Die Propaganda bewirkte, dass hier viele Schneider, Maler, Glaser und Goldschmiede zum Beten vorbeikamen [und so ihre Zeit verloren].

1528 vermachte der "Konvent" das Kloster der Stadt unter der Bedingungen, den Mönchen den Lebensunterhalt zu bezahlen. Es kam anders: Die Mönche blieben keine, liierten sich mit Frauen, heirateten und so wurde das Augustinerkloster immer leerer.

1538 übernahm die Universität das Augustinerkloster und richtete es als Wohnheim ("Oberes Kollegium") für Stipendiaten ("Alumnen") ein. Der Speisesaal wurde nun auch für Universitätsfeste genutzt, für Gerichtstage des Ehegerichts, und für Orchesterproben des "Collegium Musicum".

Ende der 1540er Jahre wurde das Augustinerkloster abgerissen und an seiner statt das Naturhistorische Museum (Architekt Melchior Berri) errichtet, eröffnet 1549. [S.10]


Münster in Basel - kolorierte
                      Kreidelithographie von Domenico Quaglio 1823 Münster in Basel - kolorierte Kreidelithographie von Domenico Quaglio 1823 [2]

Das Basler Münster in frühen Zeiten
Als im Jahre 917 die Ungarn in Basel einfielen, wurde das Münster der Karolinger zerstört. Deswegen musste ein neues Münster gebaut werden. so dass das neue Münster von Basel am 11. Oktober 1019 eingeweiht werden konnte. Mit dabei war angeblich Kaiser Heinrich II., ein Wohltäter von Basel. Deswegen wird der Bau auch "Heinrichsmünster" genannt. [S.13]

Grossbrände ereigneten sich in den Jahren 1085, 1187 und 1258. Bedeutende Schäden erlitt das Münster auch beim Grossen Erdbeben von 1356. 1363 wurde der Hochaltar neu eingeweiht. Basel zählte damals 14.000 Einwohner, davon waren 1300 "Geistliche" [mit Jesus-Fantasie als Beruf]. [S.13]

Zwischen 1597 und 1852 wurde das Münster umgebaut und renoviert [S.13]

Das Münster in Napoleons Zeiten
Die Anbauten des Münsters dienten den Heeren als Pferdestall und Quartier, am Ende z.B. den russischen Uhlanen und Kosaken.
Der Kreuzgang war deswegen 1814 ziemlich "abscheulich zugerichtet". [S.13]

Das Leben auf dem Münsterplatz
Die Jesus-Fantasie-Kirche hielt auf dem Münsterplatz jedes Jahr ca. 35 Prozessionen ab. Der Platz wurde auch für Märkte, Messen und politische Veranstaltungen genutzt. 1798 wurde mit der Untergang des Ancien Régime in Frankreich bejubelt, indem ein Freiheitsbaum errichtet wurde, oder 1912 wurde der Münsterplatz vom Internationalen Sozialistenkongress genutzt, um "für den Weltfrieden" zu demonstrieren. [S.13]



Sicht auf Basel von einer Weide
                      "Hörnli", Aquarell von Wilhelm Oppermann
                      1830

Sicht auf Basel von einer Weide "Hörnli", Aquarell von Wilhelm Oppermann 1830 [3]


Gesellschaftsleben in Basel 1840
Das Leben teilt sich in Arbeit, Restaurants, Schenken und zu Hause auf [S.7-8]. Die Sitte der "Haussitzungen" im "Kämmerlein" wird von einem "bunten Wirtshausleben" abgelöst [S.9]. Ab 1800 werden Teile der alten Stadtbefestigung abgebrochen und es wird Bauplatz für die Paläste der Schickeria frei [S.17] wie Theater, Konzertsaal (Stadtcasino). Die Universität führt die "öffentlichen Vorlesungen" ein, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Gemischte Veranstaltungen sind selten, Ballveranstaltungen sterben aus, für die Frauen bleiben nur Familientage [die Männer feiern in den Zünften] [Angaben von Theodor Streuber 1854 - S.9].

Festveranstaltungen sind Jugendfeste, Turnfeste, Gesellschaften mit ihren Festen, Fastnacht. Der Basler Karneval beginnt dabei erst am Aschermittwoch, wenn die ganze Welt (ausser die Mailänder Diöcese) schon das Ende der Fastnacht im Kater zelebriert. Die Maskenfreiheit wurde in Basel um 1800 eingeführt. Manchmal variiert die Fastnacht in Basel mit Umzügen aus verschiedenen Regionen wie: Alpler- und Prinzenzug 1812, Brautzug aus dem 14.Jh. 1820, Chinesenzug 1844, 22 Kantone dargestellt 1853 [Angaben von Theodor Streuber 1854 - S.9].


Das Mittelschiff des Münsters in Basel -
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück um 1840
Das Mittelschiff des Münsters in Basel - Aquarell von Johann Jakob Neustück um 1840 [4]

-- hat eine "sehr schöne [...] perspektivische Durchsicht"
-- verfügt über meisterhaft geschnitzte Stühle
-- die Orgel ist aus dem Jahre 1404
-- die Kanzel von 1486 ist "eine der schönsten der Zeit"
-- Prediger waren Oekolampad und Leute der Basler Universität
-- die Reformation war brutal und man durfte nicht mehr Orgel spielen: "Die Strenge der Reformation machte sie aber verstummen" [die einfachste Methode war, die Treppe zur Orgel zu zerstören, um so den Zugang zu verunmöglichen]
-- Mitte der 1550er Jahre stellte Antistes Sulzer die Orgel wieder her, die ab 1561 wieder spielbar war, um in "Diensten" zu erklingen, mit letzten Verbesserungen durch Silbermann 1711 und Brosy 1787
-- 1852/57 wurde eine neue Orgel installiert mit baulichen Massnahmen im Münster: Die Virungskrypta wurde eingeebnet, Lettner, Kanzel und Chorgestühl wurden versetzt, der Boden wurde erhöht. [S.17]



Der
                      Konzertsaal "Stadtcasino", Aquarell von
                      Johann Jakob Neustück 1826

Der Konzertsaal "Stadtcasino", Aquarell von Johann Jakob Neustück 1826 [5]

Klassische Musik im "Stadtcasino" Basel ab 1826
1820 wurden Teile der Stadtbefestigung abgerissen, z.B. am Steinenberg die Mauerteile, das Eselstürmlein und der Wasserturm, so wurde der Bau des Konzertsaals "Stadtcasino" möglich. Theater wurde keines integriert. Der Architekt war Melchior Berri, ein Schüler des berühmten Architekten Weinbrenner in Karlsruhe, die Bauzeit war zwei Jahre, die Einweihung war 1826, wohlproportioniert, klassizistisch, schlichte Eleganz. Der Birsig war damals noch eine Kloake und verbreitete seine "windigen" Düfte. Musiker spielten im Stadtcasino wie Liszt oder Brahms. Das Stadtcasino erwies sich bald als zu klein, Eine Erweiterung wurde aber erst 1876 realisiert. 1938 wurde der Konzertsaal dann stilistisch zerstört, weil die Schickeria Rundbogenfenster, dorische Säulen und ionische Pilaster als nicht mehr "zeitgemäss" empfand, die Architektur-Innenausstattung von Architekt Berri wurde [in arrogantester Weise] vernichtet [S.17].

Der Birsig war laufend eine Gefahr wegen Hochwasser und Seuchen. [Es fehlten am Oberlauf regulierende Teiche und ein See]. Er wurde zwischen 1898 bis 1950 abgedeckt, um so die Kloake abzudecken, und um in der Innenstadt ab 1898 die Falknerstrasse und im Steinenquartier ab 1950 neue Parkflächen in der Innenstadt geschaffen [web01].

Der Konzertsaal "Stadtcasino" war auch ein Versteigerungslokal
Die Versteigerung von Bildern und Kunstgegenständen fand nicht im Zunftsaal der Schmiedenzunft oder in anderen Zunftsälen, sondern ab 1826 im "Stadtcasino" statt. Der Antiquar J.P. Lamy hatte ab und zu Gemälde zu versteigern, z.B. im Oktober 1838 gleich 200 Stück, darunter "Meisterwerke von Raphael, Leonardo da Vinci, Michel Angelo Buonarroti, Holbein, Rubenz, Rembrand und Murillo." [S.65]


Basel Zentrum:
                      Die Rittergasse mit dem St.-Alban-Schwibbogen
                      (abgerissen) - Aquarell von Johann Jakob Neustück
                      1863 Basel Zentrum: Die Rittergasse mit dem St.-Alban-Schwibbogen (abgerissen) - Aquarell von Johann Jakob Neustück 1863 [6]

Der Olspergerhof an der Rittergasse
Im Jahre 1282 kauften ein par Zisterzienserinnen vom Kloster Olsberg (bei Rheinfelden [web05]) ein Haus link beim St.-Alban-Schwibbogen, und das Haus wird seither Olspergerhof genannt [S.21].

Im Jahre 1557 wurde die Liegenschaft an "Weltliche" verkauft [S.21].

Im Jahre 1753 wurde die Liegenschaft von Samuel Werenfels umgebaut. Die Fassade erhielt einen "reizvollen Portalaufsatz". Zeitweise wurde das Haus "Zum Leopard" oder "Zum Tiger" genannt [S.21].

Die Kapelle ohne Glocke
Die "Deutschritter" [eine reiche Jesus-Fantasie-Gesellschaft, die auch in den Kreuzfahrerstaaten war und nach 1291 in Europa neue Sitze eröffnete] verfügen an der Rittergasse über eine Kapelle. 1539 meinte der Grosse Rat, die Kapelle solle als "Fruchtschütte" dienen, und somit erging der Befehl, das Glockentürmchen zu entfernen. [S.21]


Basel Zentrum:
                      Der St. Alban-Schwibbogen (Kunostor) und das
                      Deutschritterhaus von 1863, Sicht von aussen her -
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück (abgerissen
                      1878)

Basel Zentrum: Der St. Alban-Schwibbogen (Kunostor) und das Deutschritterhaus von 1863, Sicht von aussen her - Aquarell von Johann Jakob Neustück (abgerissen 1878)  [7]

-- 1398 wurde die erste Stadterweiterung abgeschlossen und die inneren Stadttore wie der St. Alban-Schwibbogen wurden zu Gefängnissen
-- die kr. Jesus-Fantasie-Kirche verfolgte u.a. Freier und liess sie streng verfolgen, als "Hurer und Ehebrecher" rufmorden und einsperren [S.21]
-- ab der Einweihung des Gefängnis "Lohnhof" im Jahre 1825 wurde der Vorbau des Schwibbogens am St.-Alban-Graben beseitigt und ein weiteres Tor hingebaut
-- 1878 wurde die Wettsteinbrücke geplant, und den Zufahrten stand das Kunos-Tor im Weg, das somit abgebrochen wurde, samt eines Teils des Deutschritterhauses [S.21]

Das Deutschritterhaus
-- war die Residenz des Konzilspräsidenten [vom Basler Konzil - ein weiteres Jesus-Bibel-Theater] [S.21]
-- das Deutschritterhaus ging schlussendlich an Dietrich Burckhardt-Hoffmann [S.21]


Ost-Basel: Das St.
                      Alban-Tor, Aquarell von Louis Dubois um 1850
                      (steht heute noch) - Aquarell von Louis Dubois
Ost-Basel: Das St. Alban-Tor, Aquarell von Louis Dubois um 1850 (steht heute noch) - Aquarell von Louis Dubois [8]

-- der äussere Befestigungsring wurde 1361 bis 1398 erbaut, das St.-Alban-Tor war ein Eckpunkt in Basel Ost mit Blick auf den Rhein und auf die Hard ["Muttenzer Hard", ein Wald im Vorort Muttenz]
-- der Erker diente dazu, ungebetene Gäste mit kochend heissem Wasser und Pech zu übergiessen
-- der Basler Kunstverein und andere Liebhabervereine verteidigten das St. Alban-Tor und bewahrten es vor dem Abriss, der Zugang zur Gellertstrasse sollte doch nicht den Abriss des Stadttores rechtfertigen
-- 1864 wurde die "Kleine Schanze" abgetragen und der Stadtgraben mit dem Erdmaterial aufgefüllt [S.25]


Ost-Basel: St. Alban-Kirche und eine
                        Hirzlimühle, Aquarell von Johann Jakob Neustück
                        1857

Ost-Basel: St. Alban-Kirche und eine Hirzlimühle, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1857 [9]

Die St.-Alban-Kirche
-- im Jahre 1083 gründeten ein paar Kluniazenser eine klösterliche Siedlung im Hardwald, auf Befehl von Bischof Burchard von Fenis
-- die Jesus-Fanatiker waren bescheidene Mönche und verehrten den Jesus [Code 33] sowie eine Jungfrau Maria und ausserdem noch einen heiligen Alban, der um 303 in England ein Martyrium erlitten haben soll
-- die Kluniazenser blieben in der Hard nicht allein, es kamen Fischer, Flösser und Müller [die hier ihre Häuschen bauten?]
-- nach dem Grossen Erdbeben von 1356 wurde der klösterliche Bezirk neu aufgebaut
-- bis 1383 wuchs die Siedlung zum Dorf
-- 1417 brannte die Siedlung ab: Das Grossfeuer vom Barfüsserplatz entwickelte sich bis St. Alban
-- die Reformation bewirkte, dass alle Kunstschätze aus den Jesus-Fantasie-Kirchen eingezogen wurden und die Erhaltung der Kirche als unwichtig erachtet wurde
-- 1845 beschloss die Regierung die Renovation des "verlotterten Bauwerks" [S.25]

Die Hirzlimühle von St. Alban
-- 1284 wird eine "Mühle im Baumgarten" erwähnt
-- im 14. Jh. wurde die Mühle von den Müllern Heinrich Spisselin und Nicolaus zum Spiegel betrieben, seither heisst sie "Spisselinsmühle" oder "Spiegelmühle"
-- die Müller mussten dem Kloster St. Alban Steuern zahlen, in Form von jährlich "4 Seck Kernen, 4 Seck Roggen oder Mülykorn und 1 Fasnachtshuhn", und sie mussten in der Erntezeit einen Schnitter für die Heuernte stellen
-- ab der zweiten Hälfte des 17.Jh. wurde die Mühle "Hirzlimühle" genannt
-- 1838 verkaufte der letzte Müller - Rudolf Müller-Linder - die Hirzlimühle an einen Lohnwascher Jakob Bieler, der das Haus um zwei Stockwerke aufstockte und die Fassade mit einem springenden Hirschen [und einer Sonnenuhr?] schmücken liess. [S.25]


Basel Zentrum: Rittergasse 18, der Eingang
                      zur Domprobstei (ein Angestellter des Basler
                      Münsters), Aquarell von Karl Eduard Süffert 1865 Basel Zentrum: Rittergasse 18, der Eingang zur Domprobstei (ein Angestellter des Basler Münsters), Aquarell von Karl Eduard Süffert 1865 [10]

Die Domprobstei an der Rittergasse 18
-- an einem der oberen Fenster ist ein Spionage-Erker ("Guggehyrli") angebracht, um die Strasse links und rechts zu überblicken, ohne gesehen zu werden
-- das Aquarell zeigt, wie ein Fuhrmann an die Hausecke der Domprobstei pinkelt, dem ist der Spionage-Erker schweinbar egal, und anderen Passanten scheint das auch egal, [was mit dem Fantasie-Gott aus Rom passiert]
-- [der uniformierte Mann links scheint gegenüber den beiden Damen im Bildzentrum etwas zu klein geraten, oder die beiden Damen mit 7 Unterröcken sind zu gross "geraten"]
-- 1885 wurde die Schutzmauer der Gartenanlage der Dompropstei erneuert (abgebaut von den Architekten Vischer&Fueter, neu aufgebaut von Bandfabrikan Carl Bachofen-Burckhardt), wobei die Regierung die Höhe auf 2m limitierte [S.29]

Das Pfrundhaus des Kaplans an der Rittergasse
-- rechts daneben ist das Pfrundhaus des Kaplans der Dompropstei angebaut
-- 1841 wurde das Pfrundhaus an den Arzt Dr. Ludwig Imhoff-Heitz verkauft, das Haus hat deswegen seither den Übernahmen "Im Höfli" [S.29]


Zimmereiplatz von Paravicini an der
                      Thorsteinen 20 bis 22, Aquarell ca. 1830,
                      Aquarell, Wilhelm Oppermann zugeschrieben

Zimmereiplatz von Paravicini an der Thorsteinen 20 bis 22, Aquarell ca. 1830, Aquarell, Wilhelm Oppermann zugeschrieben [11]

-- die "Thorsteinen" war eine mit Bäumen ausgestattete Strasse zwischen dem Klosterberg bis zum Steinentor
-- Johann Rudolf Gemuseus liess die Liegenschaft St. Andreas etwas verlottern, die zwischen den Werkstätten von Rotgerber Johann Falkeisen und Seidenfärber Johann Jakob Wybert lag
-- 1801 kaufte Vater Paravicini die Liegenschaft zum St. Andreas samt Nebenhaus, Stallung, Schopf, Remise, Hof, Garten, Sodbrunnen und Fischbehälter
-- prägende Unternehmen an der Thorsteinen waren die Zimmerei Paravicini und die Brauerei Merian
-- die Zimmerei hatte direkten Kontakt zum kleinen Fluss Birsig, dank dessen Strömung die Sägerei betrieben wurde
-- dort wohnten später die Brüder Lang, Top-Musiker aus Fulda, die die "Allgemeine Musikgesellschaft" zur Perfektion entwickelten [S.29]
-- 1873 wurde die Liegenschaft St. Andreas vom "Allgemeinen Consumverein" übernommen und umgebaut, neu untergebracht wurden die Verwaltung des "Consumvereins", eine Bäckerei und ein Zentralmagazin [S.29].

Die Perfektionierung der "Allgemeinen Musikgesellschaft" ab den 1830er Jahren
-- die Gebrüder Lang waren Musiker aus Fulda, sie wurden Anfang der 1830er Jahre nach Basel berufen, um auch grössere musische Werke aufführen zu können
-- die Gebrüder Lang wurden stadtbekannte Musiker Adam (Fagottist), Georg (Hornist), Andreas (Klarinette), Anton (Flötist) und Simon (Hornist), dieses "Quintett" bildete den Kern der "Allgemeinen Musikgesellschaft", sie wohnten im Haus St. Andreas an der Thorsteinen im Haus von Paravicini
-- die Gebrüder Lang vermittelten neue Freude an "Präzision, Feinheit und Feuer" , erst jetzt wurde die Aufführung klassischer Sinfonien möglich
-- die Gebrüder Lang konzertierten in der Brauerei Merian, in der Thorsteinen traf sich das Konzertpublikum, die Thorsteinen wurde zu einem Boulevard [S.29]


Basel
                      Zentrum; Der Aeschenschwibbogen am oberen Ende der
                      Freien Strasse 1840 (abgerissen) - Aquarell von
                      Johann Jakob Neustück
Basel Zentrum; Der Aeschenschwibbogen am oberen Ende der Freien Strasse 1840 (abgerissen) - Aquarell von Johann Jakob Neustück [12]

-- 1261 wird das Tor mit "guten dicken Mauern" am Ende der Freien Strasse erstmals erwähnt, mit Sonnenuhr und Turmuhr mit einem kirchlichen Fantasie-Gott-Mahnspruch (Hin geht die Zeit, her kommt der Tod. Hüt' dich vor Feind und fürchte Gott)
-- seit dem Bau der äusseren Stadtmauer mit Fertigstellung im Jahre 1398 [S.21] dient der Turm als Gefängnis, wie auch viele andere Türme der inneren Stadtmauer [S.33]
-- 1545 wird der Turm "Aeschenschwibbogen" wegen eines Risses etwa zur Hälfte abgetragen und bekommt einen Zinnenkranz, seither ist der Turm aber für Schwerverbrecher nicht mehr ausbruchsicher und wird kaum noch als Gefängnis benutzt [S.33]
-- das enge Tor provozierte immer wieder Klagen der Anwohner und der Kaufleute [S.33]
-- 1840 wird die Beseitigung des Tors beschlossen [S.33]

Mehlwägerhäuschen und Staatsschreiberwohnung
-- links am Freien-Strasse-Tor war das Mehlwägerhäuschen angebaut, das 1842 abgerissen und durch den Schilthof ersetzt wurde [S.33]

-- rechts am Freien-Strasse-Tor lag die Staatsschreiberwohnung bzw. die Schreiberstube des Kriminalgerichts, wo 1900 die Handwerkerbank hinkam, schliesslich 1964 das Bankgebäude der SKA Schweizerische Kreditanstalt [S.33]




Basel Zentrum: Viehhandel und
                      Frauenkloster am Steinenberg, Aquarell von Johann
                      Jakob Schneider 1869

Basel Zentrum: Viehhandel und Frauenkloster am Steinenberg, Aquarell von Johann Jakob Schneider 1869 [13]

Am Steinenberg ("an den Steinen") wurde das erste Frauenkloster ("Frauenkonvent", "Steinenkloster", Nonnenkloster) von Basel eingerichtet, das von den "Reuerinnen" zu St. Maria Magdalena bewohnt wurde. Sie waren angeblich so eifrig im Bekehren von "gefallenen Mädchen" und "fahrenden Weibern", dass sie 1230 unter den persönlichen Schutz von Papst Gregor IX kamen. In Wirklichkeit wurde das Nonnenkloster am Steinenberg ein Hauptsitz für Töchter des Adels aus Basel und des Elsass mit "strengster Klausur". [S.33]

Nach der Reformation wurde das Kloster in ein Handelszentrum mit "geschäftigem Treiben des irdischen Lebens" umgewandelt. Die Kirche wurde zum Lagerraum für Salz und Messbuden. Ende des 18.Jh.s wurde die Kirche zum Sitz der Standestruppe "Stänzler", ein kleines Heer mit trinkfesten Wächtern, Spionen und Sittenwächtern ("dieses stehende Heer [...] hatte für Ruhe und Ordnung in der Stadt zu sorgen"). [S.33]

Entlang der Nonnenklostermauer wurde der Viehhandel von Basel abgewickelt, mit Grunzlärm ohne Ende [S.33].

Abriss 1868: Der Abriss der Ruinen des Nonnenklosters erfolgte 1868 und an dessen Stelle eine Kunsthalle, ein Theater und ein Schulhaus hingesetzt [seit 1977 mit dem Tinguely-Brunnen].

Basel Süd:
                      Das Aeschentor am Ende der Aeschenvorstadt vor dem
                      Aeschenplatz, Aquarell von Anton Winterlin 1860
                      (abgerissen) Basel Süd: Das Aeschentor am Ende der Aeschenvorstadt vor dem Aeschenplatz, Aquarell von Anton Winterlin 1860 (abgerissen) [14]

-- das Aeschentor war das bedeutendste Eingangstor vom Jura her [S.37]
-- die erste Erwähnung war "Eschemarthor", man kann nur vermuten, dass ein Torwärter oder ein Bewohner "Eschemar" hiess [web06]
-- das "Eschenthor" hatte zwei kreisrunde Türmchen als "Barrierenhof"
-- das Aeschentor war ein "Sperrtor", das gegen ein "Sperrgeld" auch in der Nacht Eintritt in die Stadt gewährte, ab 0 Uhr waren 4 "Batzen" (40 Rappen) fällig, die Passage wurde auch im Abonnement geregelt, mit Abstufungen je nach Stand und Stellung
-- in Kriegszeiten wurden nur das Aeschentor und das Spalentor offengehalten
-- zu Napoleons Zeiten meinten führende Familien mit einem Sternenwirt und einem Bärenwirt, die kreisrunden Türmchen seien zu nichts Nütze und wurden dann 1801 abgerissen
-- 1858 wurde das äussere Zollhäuschen abgerissen und das Aeschenbollwerk beseitigt
-- 1861 wurde das Aeschentor abgerissen, die letzten Reste Grundmauern blieben angeblich bis 1885 oder sogar darüberhinaus, angeblich, weil die Mauern so stabil gebaut waren: Eugen A.Meier: "'Die Zähigkeit der Fundamentmauern' verursachte den Bauleuten jedoch noch 1885 'harte Arbeit'." [S.37]

[Man fragt sich, wieso die Regierung nicht beschloss, wie beim Spalentor das Tor stehenzulassen und Strassen darum herum zu bauen...]


Das Landgut Luftmatt,
                        Aquarell von Anton Winterlin 1855

Das Landgut Luftmatt, Aquarell von Anton Winterlin 1855 [15]

-- schon 1660 wurde das Landgut "Luftmatt" ("Luft-Matten") erwähnt, es liegt zwischen Aeschentor und St. Jakob "vor Eschimer Thor ausserhalb dem Käppelin gegen St. Jacob"
-- Jeremias Wildt-Socin war einer der reichsten Männer von Basel, kaufte das Landgut, kaufte noch Rebgelände dazu und verwandelte die "Luftmatt" in einen "stattlichen Herrensitz" von ca. 60 Jucharten, die "Luft-Matten" umfassten ein Wohnhaus, einen Rossstall, ein Lehenhaus, Scheunen, zwei Kuhställe, zwei Sodbrunnen
-- Wildt-Socin war auch ein erfolgreicher Handelsmann, aber er fürchtete sich "gar schrecklich vor Krankheit, Tod und Teufel", das Landgut war sein Ein und Alles, er meinte sogar, wenn er seine Garderobe auf dem Landgut auf dem "Hysli" aufhängen würde, hätten die Kleider einen gesundheitsfördernden "Wohlgeruch" [stimmt sicher, wenn er kein Heuschnupfenallergiker war]
-- der Rechenrat Herr Wildt-Socin baute aber nichts um, denn lohne sich wohl nicht ("weil niemand ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch flickt")
-- in der ersten Hälfte des 19. Jh.s liess man das Herrenhaus zerfallen, der Bauernhof überlebte bis in die 1930er Jahre [S.37]
-- [heute steht dort das Gellert-Quartier]


Basel Zentrum: Der Barfüsserplatz mit der
                      Barfüsserkirche und dem Löwenbrunnen, um 1820,
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück 1855
Basel Zentrum: Der Barfüsserplatz mit der Barfüsserkirche und dem Löwenbrunnen, um 1820, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1855 [16]

Der Barfüsserplatz
-- da waren traditionell immer Schweinehändler, die dort mit ihren Gattern Schweine zum Verkauf feilhielten, im Volksmund heisst der Platz deswegen bis heute "Seibi" oder "Säuplatz", die Bezeichnung "Barfi" ist "neueren Datums" [S.41]

Die Barfüsserkirche
-- die Barfüsserkirche ist die Kirche der "franziskanischen Bettelmönche", war schon 1256 in Betrieb, und soll über einen besonders schönen "Chor" verfügen
-- bis 1529 war der Barfüsserkirche auch ein Laienfriedhof angeschlossen
-- 1529 in der Reformation wurde der Laienfriedhof "eingeebnet" und zum öffentlichen Platz umgestaltet [wo?]
-- nach der Reformation wurden in der Barfüsserkirche bis 1794 [bis zu Napoleon] protestantische Gottesdienste [für den Fantasie-Gott aus Rom] abgehalten
-- ab 1794 [ab dem Napoleon] diente die Barfüsserkirche als Lagerhalle für "Kaufmannsgüter" [Schiesspulver?]
-- 1799 erklärte die Basler Regierung die Barfüsserkirche zum Salzmagazin und ignorierte den Rat von Fachleuten, dass Salz den Sandstein schädigen würde ("Salzfrass")
-- In der Folge wurde die Kirche immer mehr lottrig
-- 1881 lag dem Grossen Rat der Antrag der Regierung vor, die Barfüsserkirche abzureissen, mit 52 zu 50 Stimmen wurde der Abriss knapp abgelehnt [was dort anstelle geplant war, wird verschwiegen]
-- die Barfüsserkirche wurde als Pfandleihanstalt, Ankenmarkt (Buttermarkt [web02]), Gantlokal (Versteigerungen) und Stall für Zirkuspferde benutzt
-- 1894 erfolgte die Restaurierung und in das Historische Museum umgewandelt [S.41]

Der Löwenbrunnen auf dem Barfi
-- auf dem Barfüsserplatz wurde einmal ein Löwenbrunnen mit einem Löwen errichtet, der ein Schild hält, Baujahr nach 1600
-- der Brunnen diente vor allem als Tränke [für Pferde, Kühe etc.]
-- der Brunnen wurde 1821 beseitigt [schade!] [S.41]

Zollstüblein
-- sieht man hinter dem Brunnen [wo genau ist nicht beschrieben] [S.41]



Basel Zentrum: Der Barfüsserplatz um 1820 -
                        Aquarell von Johann Jakob Neustück, 1847

Basel Zentrum: Der Barfüsserplatz um 1820 - Aquarell von Johann Jakob Neustück, 1847 [17]

-- auf dem Barfüsserplatz wurden nicht nur Schweine, sondern auch Holz und Kohle gehandelt
-- links aussen die Mädchenschule, die Pfarrwohnung und die Schaffnerwohnung, im Hintergrund die Almosenschaffnei, der Wasserturm und der Eselsturm
-- rechts das [rote] Haus "Zum Vogel Strauss" (Barfüsserplatz 16) [mit einem Strauss an der Fassade]
-- auf dem Bänklein im Vordergrund sitzt Lukas Keller, Wundarzt und Chirurg der Stadtgarnison
-- erst mit der Zeit wurden auf dem Barfi auch Bäume gepflanzt
-- ab 1758 wird der Barfüsserplatz auch zu einem Markt- und Messeplatz
-- 1821 werden verschiedene Klosterbauten und die innere Stadtmauer mit den Türmen abgerissen und der Konzertsaal "Stadtcasino" hingebaut
-- [von den alten Häusern mit blauen Fensterläden steht nichts mehr]
-- 1843 kommt ein pompöses Kaufhaus mit einer weiträumigen Güterhalle
-- 1876 wird das "Stadtcasino" erweitert, die Güterhalle kommt woanders hin
-- [nun werden die Tramlinien und das Tramhaus angelegt]
-- 1883 bis 1929 ist der Barfi ein Ort für Grosshandel mit Obst und Gemüse
-- 1936 wird am Barfi eine "Klagemauer" gebaut, die 1979 wieder demoliert wird [S.41]


Basel Zentrum: Die Innenfassade des
                      Rathauses, Aquarell von Johann Jakob Neustück
                      1850 Basel Zentrum: Die Innenfassade des Rathauses, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1850 [18]

-- 1608 übermalte Hans Bock das Christophorus-Gemälde mit einem "Pannermeister"
-- 1824 bis 1828 wurde das vernachlässigte Rathaus gründlich renoviert und umgebaut
-- der Grossratssaal wurde erhöht, die Innenausstattung erneuert, die Freitreppe und das Standbild des Munatius Plancus wurden versetzt
-- der "Pannermeister" erhielt eine "neue Fassung", indem Johann Senn einen "gepanzerten Basler Krieger" hinzufügte
-- 1902 wurde nochmals alles neu gebaut, mit der heutigen Innenhoffassade [S.45].


Basel
                        Zentrum: Der Marktplatz 1651, Aquarell von
                        Constantin Guise, nach einem Kupferstich von
                        Jacob Meyer, um 1840

Basel Zentrum: Der Marktplatz 1651, Aquarell von Constantin Guise, nach einem Kupferstich von Jacob Meyer, um 1840 [19]

Das Rathaus wurde durch die mächtige Bürgerschaft mit allen Mitteln aufs herrlichste geschmückt [S.53]

Der Marktplatz von Basel als Kornmarkt
Der Marktplatz von Basel war ein Kornmarkt, bis vermutlich 1260 floss hier der Birsig durch und teilte den Platz in zwei Hälften, bis der Birsig überdacht wurde. Auf dem Kornmarkt wurde aber nicht nur Getreide verkauft, sondern auch Wein, Holz, Mues, Heu und Stroh. Die anliegenden Häuser durften an ihren Fenstertheken (Gaden) zu Essen anbieten wie gebratenes Fleisch, Würste, Kutteln, Häringe, Wildbret, Vögel und Lebkuchen. [S.45]

1890 wurde das Haus "Zum Pfaueneck" und 12 weitere Häuser abgerissen und die Sporengasse vernichtet, [um einen grossen, rechteckigen Marktplatz zu schaffen und einen direkten Zugang zur Mittleren Rheinbrücke zu eröffnen] [S.45].

1908 wurden viele Häuser an der linken Seite des Märtplatz abgerissen und eine gerade Fassadenlinie geschaffen [S.45].

[Von den farbenprächtigen Häusern neben dem Rathaus ist ebenfalls nichts mehr übriggeblieben].

Der Marktplatz von Basel als Pranger-Justizzentrum
-- vor dem Haus "Zum Pfauen" stand ein "sogenannter heisser Stein" zur Vollstreckung von Todesurteilen bei politischen Verbrechen
-- nebendran war ein Galgen, ein Halseisen, eine Schmachsäule, ein hölzernes Pferd, eine Trille
-- von 1610 bis 1830 stand dort auch eine steinerne Säule (das "Schäftli), auf die Kriminelle zu steigen hatten
-- manche Kriminelle mussten das hölzerne Pferd, den Esel reiten, oder in die Trille (ein rotierendes Gestell für Obstdiebe). [S.45]

Der Sevogelbrunnen
-- stand im sogenannten "Wurstwinkel"
-- soll ein heilsames Wasser gegen Heimweh anbieten
-- wurde 1888 entfernt, um die Marktgasse zu bauen, wurde dann 1899 auf dem Martinskirchplatz neu aufgestellt. [S.45].

Obst, Gemüse, Eier, Butter, Hühner und Gänse gabs auf dem Münsterplatz, waren auf dem Marktplatz zu verkaufen nicht erlaubt. [S.45]


Basel Zentrum: Die Freie
                      Strasse, Aquarell von Louis Dubois 1830
Basel Zentrum: Die Freie Strasse, Aquarell von Louis Dubois 1830 [20]

-- hier war mal offenes, freies Gelände, die Strasse stand unter Schutz der Herrscher
-- die Freie Strasse ist seit der "Römerzeit" [in Wirklichkeit: Griechenzeit] eine bekannte Landstrasse, eine "Zollfreistrasse", deswegen der Name "Freie Strasse"
-- die "Freie Strasse" war die erste Hauptstrasse von Basel, schmal und krumm mit einem sehr holprigen Rheinkieselbelag
-- hier herrschte Vertrautheit und Zensur, keine Weltoffenheit oder Liberalität
-- 1850 kamen durchgreifende Veränderungen, ab den 1860er Jahren kamen erste Läden und das Grosse Geld mit grossen Fensterscheiben, komplett neu für Basel

-- links: Das Haus "Zum Stäblin", das Haus "Zum Ehrenfels", der Gasthof "Zum wilden Mann"
-- rechts: Die "Goldene Apotheke", das Haus "Zum blauen Schwan" [S.49]



Basel Zentrum: Die untere Freie Strasse,
                        1875 - Aquarell von Johann Jakob Schneider

Basel Zentrum: Die untere Freie Strasse, 1875 - Aquarell von Johann Jakob Schneider [21]

Alle diese Häuser sind schon im 15. Jh. urkundlich erwähnt, der Stäblinsbrunnen schon 1380:
-- die Goldene Apotheke (links im Bild) an der Ecke zum Rüdengässlein wurde 1638 im Haus "zum schönen Eck" von Friedrich Eglinger gegründet, dann 1862 von Dr. Friedrich Geiger übernommen
-- in der Bildmitte sieht man den Stäblinsbrunnen
-- dahinter stehen die Häuser (von links nach rechts) "Zum Stäblinsbrunnen" und "Zum goldenen Kranich" mit der Material- und Farbwarenhandlung Niklaus de Hieronymus Bernoully und Sohn
-- es folgen die Häuser "Zum Waldshut" von Zuckerbäcker Friedrich Kissling, und "Zum Frauenstein" von Spengler Johann Jakob Steinmann
-- das Postgebäude (im Schattenbereich) wurde 1853 eröffnet und 1878 erweitert, so dass der Stäblinsbrunnen entfernt werden musste und einige Häuser zur Post "umgewandelt" wurden (Zitat: "Da wo früher die gemüthliche Lang'sche Wirthschaft am Rüdengässlein den Postangestellten einen frischen Trunk bot, wo eine Materialhandlung nicht müde wurde, die Umgebung mit dem bekannten Drogueriengeruch zu versehen, wo später Käsbuden nothdürftig ihren Mann resp. ihr altes Weiblein nährten, da erhebt sich jetzt die neue Post.") [S.49]

Der Stäblinsbrunnen mit einem Simson und einer Delila
-- der Stäblinsbrunnen (erwähnt 1380) wurde abgerissen und 1833 aufgrund einer Zeichnung von Architekt Melchior Berri neu erbaut, die Krönung wurde mit [den jüdischen Fantasiefiguren aus dem Buch Richter] Simson und Delila gestaltet
-- der Brunnen wurde 1878 abgerissen, die Figurine mit Simson und Delila wurde auf den Brunnenstock des Barfüsserplatzbrunnens gesetzt [S.49]


Basel Zentrum: Gerbergasse mit Kaufhaus und
                      Rindermarkt, Aquarell von Peter Toussaint 1847
Basel Zentrum: Gerbergasse mit Kaufhaus und Rindermarkt, Aquarell von Peter Toussaint 1847 [22]

-- hier war die Warenbörse von Basel, der zentrale Platz für Importe, hier werden die Zölle kassiert, hier wird ausgepackt, abgewogen und weitergesendet
-- 1839 sollen hier 640.300 Centner Waren durchgeflossen sein
-- die "mächtige Bürgerschaft" wollte das Kaufhaus so schmuckreich wie das Rathaus haben
-- der Kaufhausschreiber regelte die "getreue Geschäftsführung" [Schmuggel inklusiv?]
-- die Kaufhausknechte mussten das Entladen und Beladen der Wagen besorgen, es gab Packer, Ballenbinder und Fuhrleute, mindestens einer dieser Berufsgattungen musste anwesend sein, für Pausen mussten sie angeben, in welcher Schenke sie waren
-- die Unterkäufer stapelten die Waren in einem "Byfang" oder "Gaden", und sie vermittelten die Waren mit Gewinn an Kaufinteressenten
-- als Betrug galten "böse Käufe": Verkauf von Waren, die es gar nicht gab, oder Zwischenhandel
-- 1846 wurde ein neues Kaufhaus am Barfüsserplatz bezogen, weil das alte Kaufhaus an der Gerbergasse zu klein geworden war
-- das alte Kaufhaus an der Gerbergasse wurde zur Post umgebaut, die war bisher im Stadthaus [an der Stadthausgasse 13] gewesen. [S.53]



Basel Zentrum: Der Marktplatz mit
                      Frohnfastenmarkt, Aquarell von Jakob Senn 1828

Basel Zentrum: Der Marktplatz mit Frohnfastenmarkt, Aquarell von Jakob Senn 1828 [23]

-- bis 1933 feierte Basel das "Fronfasten", während der kirchlichen Busswochen, am Anfang eines Quartals, dann war Fronfastenmarkt, mit "Gebrauchsgütern aller Art", auf dem Marktplatz, Barfüsserplatz, am Petersgraben
-- knapp 3900 Marktfahrer präsentierten hier ihre Waren, viele aus dem Ausland, von Bürsten bis Mausfallen konnte man hier alles kaufen [S.53]

-- zu anderen Daten gab es die Martinimesse (seit 1471) oder die Pfingstmesse (1471-1494), ebenfalls mit "Gebrauchsgütern aller Art" [S.53]

-- seit 1930 wird der Fronfastenmarkt bei der Mustermesse abgehalten [S.53]

-- links oben ist der Eingang zur Freien Strasse mit dem Zunfthaus zu Weinleuten [S.53]

   

Basel-Süd: Friedhof Gottesacker St.
                      Elisabethen 1836 - Aquarell von Peter Toussaint
Basel-Süd: Friedhof Gottesacker St. Elisabethen 1836 - Aquarell von Peter Toussaint [24]

Die Friedhöfe sind voll - da kommt ein Friedhof - dann kommt ein Wolf - der Friedhof geht
-- Begräbnisse fanden im alten Basel in den Kreuzgängen oder auf den Kirchhöfen des Münsters statt, zu St. Alban, und zu St. Elisabethen
-- der Friedhof St. Martin war 1814 voll, es musste ein neuer Friedhof her
-- also wurde hinter St. Elisabethen in etwas Entfernung zu bürgerlichen Wohnungen ein neuer Friedhof angelegt [im Elisabethenquartier]
-- dort wurden auch die Hingerichteten ("Malefikanten") und Selbstmörder begraben, wo der Wacholder (Reckholder) wuchs
-- die Stadt wuchs dermassen, dass 1848 wieder alles voll war, nun wurde der "Gottesacker" im ehemaligen Spitalgarten erweitert und eine Kapelle sowie ein Leichenhaus gebaut
-- der erweiterte Gottesacker wurde trotz Bepflanzungsverbot zur Idylle mit Bäumen, Sträuchern und Pflanzen, vor allem Rosen wuchsen hier gut
-- die Rosenblätter - also nicht nur die abgefallenen am Boden, sondern auch noch frische von den Blüten - wurden dann von gewissen Frauen illegal gesammelt und an Tabakfabrikanten verkauft
-- 1872 wurde der Friedhof Wolf eröffnet, damit wurde der Friedhof St.-Elisabethen-Gottesacker im Elisabethenquartier aufgehoben
-- [steht da heute das Realgymnasium drauf?]


Basel Zentrum: Kapelle St. Elisabethen,
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück 1859

Basel Zentrum: Kapelle St. Elisabethen, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1859 [25]

Eine Kapelle kommt - dann kommt Napoleon - dann kommt eine Kirche und die Kapelle geht
-- im Elisabethenquartier gab es mal eine Kapelle, "spätgotisch", gebaut 1301, die Kapelle lag vor dem Eingang der Freien Strasse in der "Vorstadt zu Spitalscheuern",
-- an die Kapelle angeschlossen war die Gottesackermauer mit dem Friedhof "Gottesacker St. Elisabethen" dahinter, die Mauer erstreckte sich bis zum Haus "Zur Krätzen"
-- diese Kapelle St. Elisabethen ist eine "Filialkirche" des Klosters St. Ulrich im Schwarzwald
-- die Elisabeth soll die Patronin der Bäcker, Bettler und der Schwestern der Barmherzigkeit sein
-- das Gestühl ist aber ziemlich eng, bietet wenig Platz, und das Gestühl ist unbequem und provoziert Zanck und Streitigkeiten, vor allem bei den Frauen
-- 1643 bekommt das Jesus-Fantasie-Kirchlein ein neues Gestühl und einer neuen Kanzel
-- später [nach Napoleon ab 1815?] wurde die Kapelle nicht mehr gepflegt, wurde als "Garnisonskirche" für die Stänzler (Nachtwächter von Basel) genutzt
-- und ein reicher Basler, Christoph Merian, liess eine grosse Elisabethenkirche bauen
-- Abbruch der Kapelle 1864: Am 1.6.1864 wurde die neue St. Elisabethenkirche eingeweiht ("eingesegnet") und die alte Kapelle wurde nicht mehr gebraucht, da wurde sie abgerissen, das Abbruchgut [Gestühl, Kanzel etc.] ging an die Kirchgemeinde Birsfelden [S.57]


Süd-Basel: Birsigschwelle beim
                      Steinentor, 1860 (abgerissen) - Aquarell von Karl
                      Eduard Süffert
Süd-Basel: Birsigschwelle beim Steinentor, 1860 (abgerissen) - Aquarell von Karl Eduard Süffert [26]

Der kleine Fluss Birsig in Grossbasel

-- der kleine Fluss Birsig floss bis ca. 1260 offen durch den Marktplatz von Basel (der "Kornmarkt"), wo der Marktplatz damals in zwei Hälften geteilt wurde [S.45]
-- der Birsig war laufend eine Gefahr wegen Hochwasser und Seuchen. [Es fehlten am Oberlauf regulierende Teiche und ein See]. [web01]
-- im Birsig war auf der Höhe des Steinentors eine Schwelle angebracht, eine Fallbrücke über einen Wassergraben, Rundbögen mit Fallgattern, sowie ein Wehrgang mit Spitzturm [S.61]
-- um ca. 1260 wurde der Birsig beim Marktplatz dann eingetunnelt, so dass der grosse Marktplatz entstand [S.45]
-- der Birsig durchfloss Grossbasel mit einem Teil der Basler Kloake und fliesst bis heute unter dem Konzertsaal "Stadtcasino" durch, damals aber war der Birsig noch bis zum Steinenberg offen und spendete den Konzertbesuchern bei günstigem Wind seine windigen Düfte [S.17]
-- am Birsig siedelte die mittelalterliche Kleinindustrie, die die Strömung des Birsig zum Antrieb ihrer Gerätschaften nutzte [S.29]
-- der Birsig im Bereich vor dem Steinentor war lange nicht kanalisiert wie heute, sondern bildete freie Inseln und neue Kurven, war ein Paradies für Kinder zum "Götschen" und zum Sachensuchen, denn der Birsig wurde von reichen Baslern auch als Abfallhalde "genutzt": Mägde leerten am Birsig die Mülleimer und Tischtücher der reichen Basler Familien aus [Recyling wurde erst ab 1975 "Mode"] [S.61]
-- der Birsig musste auch als Kloake für das Vieh herhalten, also für den Urin von 600 Pferden, 70 Kühen und 330 Schweinen - so entstand der "Birsigsumpf", der um 1850 Auslöser für Cholera und Thyphus war [S.61]
-- 1885 wurde eine Korrektur des Birsig beschlossen [S.61] [denn die Industrie lief nun immer mehr auf Elektro und brauchte keinen Birsig mehr]
-- Schritt 1: Hauptpost bis Barfi 1887-1890: Aussentoiletten wurden durch Balkone ersetzt, der Birsig bekam ein gemauertes Flussbett
-- Schritt 2: Diskussion um die Überwölbung 1897-1898: Abdeckung des Birsig vom Fischmarkt bis zur Schifflände: Realisierung 1898-1900, die neue Strasse wird nach Regierungsrat Rudolf Falkner "Falknerstrasse" genannt, das Tram wurde nun durch die Falknerstrasse gebaut
-- Schritt 3: Überdachung des Birsig 1948-1950 in der Steinenvorstadt, um Parkplätze zu gewinnen
-- Schritt 4: Überdachung des Birsig zwischen Steinenvorstadt und Heuwaage 1948-1950, um Parkraum zu schaffen [web01]



Basel-Süd: Die Stadtmauer
                        von Basel mit dem Birsigtal unten dran, Sicht
                        von der Steinenschanze aus, Aquarell von Anton
                        Winterlin 1865 [1862ca.?]

Basel-Süd: Die Stadtmauer von Basel mit dem Birsigtal unten dran, Sicht von der Steinenschanze aus, Aquarell von Anton Winterlin 1865 [1862ca.?] [27]

Die Stadtmauer beim Steinentor mit dem Birsigtal
-- das Steinentor bot den Überblick über das Birsigtal, auch "Hertor" genannt, quadratisch mit "auskragendem Geschoss"
-- seit 1547 sah man hier das Steinentor mit einem Bollwerk "Dorn im Aug" (rechts) und "Wag den Hals" (links vom Tor) als Sicherung gegen Angriffe aus dem Birsigtal
-- das Tor selbst hatte einen Vorbau als Wachtstube und Torschreiberwohnung
-- 1858 wurde das Steinentor nicht mehr bewacht, die Stadtmauer wurde schrittweise abgetragen
-- 1866 wurde das Steinentor abgerissen, der letzte Rest der dortigen Stadtmauer
-- links im Hintergrund ist die im Bau befindliche Elisabethenkirche sichtbar, wo noch das Baugerüst sichtbar ist [dann ist das Aquarell von ca. 1862?] [S.61].

Steinenschanze
-- dort waren "düstere Gebäude", als woanders schon die neuen Herrenhäuser standen
-- Gerüchte besagten, dass unter dem Brettern des Pulverturms noch Schiesspulver zu finden war, attraktiv für Feuerteufel und Bodensprenger
-- die Gewölbe der Steinenschanze dienten manchen Buben auch als Depot für Kinderwaffen wie Stecken, Stangen und Knüttel
-- 1861 ereignete sich ein Unglück mti 3 Buben, die dort mit Schiesspulver spielten, eine Explosion verursachten und in die Luft geschleudert wruden: Ein 14-Jähriger verstarb an den schweren Verletzungen [S.61]


Basel Zentrum: Die Gerbergasse
                      mit Rindermarkt und dem Zunfthaus zu Schmieden
                      (Schmiedenzunft), Aquarell von Johann Jakob
                      Neustück 1859 Basel Zentrum: Die Gerbergasse mit Rindermarkt und dem Zunfthaus zu Schmieden (Schmiedenzunft), Aquarell von Johann Jakob Neustück 1859 [28]

Die Schmiedenzunft 475 Jahre im selben Haus
-- 1255 wurde die Zunft zu Schmieden (Schmiedenzunft) gegründet
-- die Schmiedenzunft verkörperte alle Berufe mit Eisenprodukten: Messern, Beschläge [Hufeisen der Pferde], Uhren, Waffen, Küchengegenstände oder Badezimmersachen mit Verzierungen etc.
-- 1411 konnte die Zunft Häuser einer christlichen Frauensekte kaufen, denn diese Frauen (Beginen, "fromme Frauen, die der Welt entsagten") wurden [aus irgendeinem Grund] aus der Stadt verwiesen
-- die Schmiedenzunft konnte am Rindermarkt (Gerbergasse) von Bischof Humbert das Schwesternhaus für 350 Gulden kaufen, mit einem Gelände mit Hof und Garten bis zum oberen Birsig (Rümelinsbach)

Die Schmiedenzunft hatte einen eigenartigen Geschmack mit einem neuen, schweren und gleichzeitig köstlichen Hausbau:
-- in der Trinkstube hingen prächtige Glasgemälde und stand eine Uhr mit "Gewichtsräderwerk und Horizontalpendelhemmung", die "Orlogi" [französisch: horloge=Uhr]
-- die Fassade war grossartig bemalt mit einer Lebensgeschichte von Eligius, des Schutzheiligen der Schmiede, "der einem Pferd den abgequetschten Fuss auf wundersame Weise wieder anfügte"
-- Touristen kamen aus England hergereist, um die Fassade zu kopieren
-- Zunftregeln: jeder, der neu in die Schmiedenzunft aufgenommen wurde, musste einen Gulden zahlen
-- 1876 waren die Fresken am Zunfthaus so verlottert, dass niemand die Kosten für eine Renovation bezahlen wollte
-- 1887 wurde das Haus nach 475 Jahren Schmiedenzunftgeschichte für 130.000 Franken an die GGG ("Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige") verkauft, die das Haus für ihre Zwecke umbaute [S.65].


Basel Zentrum: An der
                        Gerbergasse liegt die Schmiedenzunft, hier wird
                        eine Versteigerung ("Gant")
                        durchgeführt, Aquarell von Hieronymus Hess 1838

Basel Zentrum: An der Gerbergasse liegt die Schmiedenzunft, hier wird eine Versteigerung ("Gant") durchgeführt, Aquarell von Hieronymus Hess 1838 [29]

-- der Saal der Schmiedenzunft war eines der bevorzugten Gantlokale von Basel
-- versteigert wurden hier Gebrauchsgüter und "Luxusgüter" wie Schmuck, Tabakdosen, goldene Schnallen, silbernes Besteck, Lichtstöcke etc. [S.65]

-- Bilder und Kunst wurde [ab dem Bau des Konzertsaals "Stadtcasino"] im Stadtcasino versteigert [S.65]
-- die Versteigerung von Häusern und Liegenschaften ("Liegenschaftsganten") fand im betreffenden Haus statt [S.65]


Basel: Das Pfrundhaus des Bürgerspitals am
                      Spitalgässlein zwischen Barfüsserkirche und Freier
                      Strasse, Aquarell von Constantin Guise 1848
Basel: Das Pfrundhaus des Bürgerspitals am Spitalgässlein zwischen Barfüsserkirche und Freier Strasse, Aquarell von Constantin Guise 1848 [30]

Das Bürgerspital zwischen Barfüsserkirche und Freier Strasse
[Eigenartig, dass kein Aquarell des Spital-Hauptgebäudes vorliegt]

-- bis 1265 gab  es in Basel keine öffentliche Spitäler, sondern Kranke, Gebrechliche und Betagte (die "Dürftigen und Bettrysen" - Bettlägrigen) wurden in Klöstern von Nonnen und Mönchen gepflegt, die Klosterspitäler waren verschieden, in Basel galt die "Armenherberge" zu St. Leonhard als "das leistungsfähigste"
-- Mitte des 13.Jh. um 1250ca. nahm Basel den Bau eines Bürgerspitals in Angriff, das Gelände zwischen Barfüsserkirche und den sogenannten Schwellen der Freien Strasse war noch ein Sumpf, genannt "im Agtote"
-- dann wurde 1265 das erste Bürgerspital ("das Grosse Spital der Stadt Basel", "Spital an den Schwellen") zwischen der Barfüsserkirche und der Freien Strasse eröffnet, es verfügte über eine Spitalkirche, über zahlreiche Nebengebäude, geführt von Barfüssermönchen, der einzige Zugang zum Spital war die Barfüsserkirche
-- 1408 wurde ein Gässchen ("Gesslin") durch das Labyrint des Bürgerspitaklgeländes gezogen - das "Spitalgässlein"
-- wohltätige Stiftungen spendeten dem Bürgerspital haufenweise Geld
-- das Geld reichte 1501 für einen kompletten Neubau des Bürgerspitals zwischen Barfüsserkirche und Freier Strasse
-- 1573 wurde am Spitalgässlein noch ein Pfrundhaus verwirklicht, für die Altersfürsorge [Notunterkunft], das Spital bestand nun aus 14 Liegenschaften, das Irrenhaus für Geisteskranke lag am Steinenberg
-- um 1775, [nach dem 30jährigen Krieg und kurz vor den Napoleon-Zügen] war das Bürgerspital in bedenklichem Zustand, die Renovation kostete einiges ("grössten Aufwand"), es fehlte aber eine Neuorientierung, eine ¨"fortschrittliche Grundlage"
-- 1842 wurde das alte Bürgerspital zwischen Barfi und Freier Strasse samt Irrenhaus am Steinenberg geräumt, abgerissen und neu mit Geschäftshäusern überbaut, und die "Kaufhausgasse" wurde neu geschaffen
-- [auf diesem Gelände lag lange der Musik Hug an der Freien Strasse]



Basel West: Der
                        Markgräflerhof an der Neuen Vorstadt, heute
                        Hebelstrasse, Sicht von der Petersschanze aus,
                        Aquarell von Johann Jakob Neustück 1860

Basel West: Der Markgräflerhof an der Neuen Vorstadt, heute Hebelstrasse, Sicht von der Petersschanze aus, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1860 [31]

Basel: Ein Palast von deutschen Markgrafen wird Notunterkunft
-- klassizistisches Barockpalais, heute an der Hebelstrasse
-- Bauzeit 1698 bis 1705, im Auftrag von Markgraf Friedrich Magnus
-- Baustil: "Neuer französischer Geschmack", zeitweise die Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach
-- terrassenförmig aufsteigender Garten mit mehreren kleinen Springbrunnen
-- 1808 wurde es von der Stadt Basel aufgekauft
-- 1814 erfolgt der Durchzug der Alliierten [gegen Napoleon]: Der Makrgräflerhof wird zum Militär- und Typhusspital
-- 1836 beschliessen die Basler Behörden, den Markgräflerhof in das Neubauprojekt des Bürgerspitals von Architekt Christoph Riggenbach miteinzubeziehen
-- 1840: Jemand beschreibt, die Universität haben den Garten dann in einen botanischen Garten umgewandelt
-- als Element des neuen Bürgerspitals wird der Markgräflerhof zum "neuen Pfrundhaus mit 176 Betten"
-- die Obdachlosen, die nicht mehr laufen konnten, wurden am 17. November 1842 in Mietkutschen zum Ex-Markgräflerhof gefahren, die neue Notunterkunft [S.69]

[Die Petersschanze in Basel - keine Ahnung wo die war].

Basel Zentrum: Der Fischmarktbrunnen,
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück 1850 Basel Zentrum: Der Fischmarktbrunnen, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1850 [32]

-- der Fischmarktbrunnen hat eine zentrale Säule (Brunnstock) aus rotem Standstein mit haufenweise Türmchen und 15 Figuren
-- der venezianische Konzilsgesandte und Steinmetz Andrea Gattari bewundert in Basel den Fischmarktbrunnen
-- 1433: Der venezianische Konzilsgesandte Andrea Gattari erhält den Auftrag, den Fischmarktbrunnen umzugestalten, er beliess aber die Skulptur in ihrer Form, restaurierte sie nur und liess nur einen neuen Trog anfertigen.

-- 1615: Neben dem Grossen Fischmarktbrunnen wird noch ein Kleiner Fischmarktbrunnen hinzugebaut, mit dem [Meeresgott] Neptun
-- 1851 wird der kleine Fischmarktbrunnen mit der Neptunstatue in den Winkel bei de Häusern "Zum Helm" und "Zum Salmen" versetzt, ein Sudeltröglein wird noch drangesetzt.

Im Hintergrund sind zu sehen: Der Gasthof "Zum Storchen", das Haus "Zum goldenen Ring" und das Zunfthaus zu Fischern (Fischerzunft) [S.73].


Basel West: Der Cityring war
                        damals ein Wanderweg vom Spalentor zum
                        Leimentor, mit Abzweig zum Schützenhaus, links
                        das Fröschenbollwerk, Aquarell von Johann Jakob
                        Neustück 1861

Basel West: Der Cityring war damals ein Wanderweg vom Spalentor zum Leimentor, mit Abzweig zum Schützenhaus, links das Fröschenbollwerk, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1861 [33]

-- am Ende der heutigen inneren Schützenmattstrasse stand dort der Brunnmeisterturm, der wurde abgerissen und das "Fröschenbollwerk" als Bollwerk der äusseren Stadtmauer errichtet (vollendet 1550) - die Frösche vom Fischweiher beim Schützenhaus gaben dem Bollwerk angeblich den Namen [S.85]
-- links der Fröschenbollwerkturm und die Stadtmauer mit Ausbuchtung "Fröschenbollwerk"
-- die Stadtmauer ist heute der Schützengraben, auf dem Gebiet zwischen Schützengraben und Schützenhaus lag Basels "letztes zusammenhängendes Rebgelände" (heute Austrasse, Holbeinstrasse etc.)

-- im Hintergrund sieht man das Wirtshaus "Zum Mostacker" von Franz Werenfels, junger Wein wird "Most" genannt, die Gegend des "Fröschenbollwerks" wurde auch als "Mostacker" bezeichnet [S.73]

Agrarland ausserhalb der Stadtmauern
-- bis 1850 ist das Gebiet ausserhalb der Stadtmauern Agrarland mit Reben und Feldern
-- das Gundeldingerquartier ist noch ein Kornfeld, die Gundeldingerstrasse noch eine Überlandstrasse, es bestehen nur ein Kindermissionshaus an der jetzigen Hochstrasse und eine Ziegelhütte
-- die Felder ziehen sich auch bis zum Dorenbach [heute Neubadquartier]
-- Spaziergänge der Stadtmauer entlang werden auch als "Gang um die Tore" bezeichnet [S.73].


Basel
                      Zentrum: Am oberen Ende des Spalenbergs stand
                      einmal ein Stadttor, der Spalenschwibbogen,
                      Aquarell von Johann Jakob Neustück 1837
                      (abgerissen 1838)
Basel Zentrum: Am oberen Ende des Spalenbergs stand einmal ein Stadttor, der Spalenschwibbogen, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1837 (abgerissen 1838) [34]

Ein Stadttor kommt - ein Gefängnis kommt - ein Stadttor geht
-- der Spalenschwibbogen stand am Ende des Spalenbergs bei der Einmündung zum Petersgraben / Spalenvorstadt / Leonhardtsgraben
-- mit Pyramidendach, Glockentürmchen, der Turm war bis zur Fertigstellung der äusseren Stadtmauer ein Wächter in Richtung Westen
-- nach dem Bau der äusseren Stadtmauer mit dem Spalentor (fertiggestellt 1398) wurde der Spalenschwibbogen zum Gefängnis für 6 Insassen ("6 Gefangenschaften")
-- Schwerverbrecher mussten in eine "fünf Stegen" hohe, mit eichenen Stämmen ausgelegte Zelle "Eichwald", oder in eine Zelle "Hexenkäfig", oder in einen dumpfen "Saal" mit schweren Ketten und "eingemauerten Leibstuhl", also im Hexenkäfig und im Saal ist einem zum Ersticken zumute
-- 1428: Bemalung von Meister Lawelin
-- 1518: Bemalung von Hans Frank
-- 1652 wird der Spalenschwibbogen zum letzten Mal erneuert [S.77]
-- 1835 wurde in Basel der Lohnhof als neues Zentralgefängnis eingeweiht [web03] [nun brauchte man die alten Stadttürme nicht mehr als Gefängnis]
-- 1837 wurde der Spalenschwibbogen als Abbruchgut versteigert, und Maurermeister Remigius Merian liess ihn 1838 abtragen und zerstören. [S.77]




Basel Süd: Auf der
                        Lyss, Sicht vom Stadtinneren nach aussen,
                        Aquarell von Johann Jakob Neustück 1861

Basel Süd: Auf der Lyss, Sicht vom Stadtinneren nach aussen, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1861 [35]

-- das Wort "Lyss" ist vom Italienischen "liccia" oder "lizza" abgeleitet, Schranke, Sperre
-- das Aquarell zeigt die Sicht vom Leonhardtsgraben in Richtung des heutigen Steinenring, links aussen mit einem Durchgang, links aussen ist das Haus "Zur Zimmeraxt" sichtbar, das Haus von Schreiner J.H. Ludwig Haus
-- hier stand einmal Egloffstörlein als Element der inneren Stadtmauer, ein Leimentor, das auch "Lyssturm" genannt wurde, das war ein kleiner Nebenausgang zwischen dem späteren Spalentor (beim Fröschenbollwerk) und späteren Steinentor (bei der Steinenschanze) [S.77]
-- nach dem Bau der äusseren Stadtmauer (1398) verlief der Verkehr durch das Spalentor und das Egloffstörlein wurde zugemauert [S.77]
-- die Lyss war schon im 15.Jh. ein Ort des Stelldicheins für Abenteuer hübscher Damen mit hübschen Herren (Kaufdokument im Jahrrechnungsbuch des Rats von 1432: "zwey Hüselin, da die hüpschen Frauen sitzen")
-- im 19. Jh. wurde das Leimentor aber wieder wichtig als Weg in die Reben [S.73] sowie in Richtung der heutigen Schützenmatte, wo erste Häuser auf dem "Mostacker" gebaut wurden [S.77] mit dem Wirtshaus "Zum Mostacker" [S.73]
-- ein neuer Umbau machte aus dem Tor wieder ein Wohnhaus für "Stadtdiener", nun mit zwei Anbauten ("Anhang in Riegel mit zwey öffentlichen Abtritten" [Ausgängen])
-- [ab 1850 kam Basel in eine neue Entwicklungsphase mit Stassenplanung und Eisenbahn]
-- das Leimentor als Wohnhaus wurde 1861 für 40.000 Franken vom Brennholzhändler Melchior Villinger an die Stadt verkauft und sofort abgerissen [um die Verkehrsverbindung zwischen Leonhardtsgraben und Steinenring zu schaffen] [S.77].


Basel Zentrum: Kornhaus und
                      Spalenschwibbogen, Sicht von der Spalenvorstadt
                      aus, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1837
Basel Zentrum: Kornhaus und Spalenschwibbogen, Sicht von der Spalenvorstadt aus, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1837 [36]

Klosterkirche - umgebaut zum Kornhaus - dann genutzt als Notspital, Schlafsaal für Soldaten, Turnhalle
-- das Kornhaus (links) war einmal eine Kirche vom Jesus-Fantasie-Kloster "Gnadental"
-- die Kirche wurde 1574 in ein Lagerhaus für Korn umgebaut und war ein markantes Gebäude am Eingang zur Spalenvorstadt
-- die Stadtwächter hatten die Aufgabe, jede Lieferung von Getreide ("Kernen") ins Kornhaus zu leiten, denn die Behörden wollten den Getreidemarkt komplett kontrollieren
-- 1849 wurde das Konrhaus als Notspital für Cholerakranke eingerichtet
-- 1864 sank der Umsatz mit Getreide auf einen "absoluten Tiefpunkt"
-- das Kornhaus wurde nun als Truppenunterkunft genutzt (organisiert vom "Militärkollegium für Truppenunterkünfte")
-- 1881 wurde das Erdgeschoss des Ex-Kornhaus zu einer Turnhalle für Primarschulen hergerichtet
-- 1890 wurde das Ex-Kornhaus abgerissen und durch eine Gewerbeschule ersetzt (die "alte Gewerbeschule") [S.81]

Das grüne Haus links neben dem Spalenschwibbogen war damals ein Spezereiwarengeschäft von Johann Georg Meyer [S.81].

Das Haus rechts vom Spalenschwibbogen war ein Teil der alten Stadtmauer, die nun als Wohnhaus oder Produktionshaus umgebaut worden war, in diesem Fall war die Tapeziererwerkstätte von Abraham Sixt [S.81].

Der Spalenschwibbogen am Spalentor war die Grenze für jüdische Händler aus dem Sundgau, sie durften nicht in die Innenstadt hinein [S.81].



Basel: Musik machen mit
                        einem Familienkonzert, Ölgemälde von Sebastian
                        Gutzwiller 1849

Basel: Musik machen mit einem Familienkonzert, Ölgemälde von Sebastian Gutzwiller 1849 [37]

-- das Kulturleben von Basel pflegte die Musik, die Begeisterung am Musizieren
-- die Reformatoren wollten die Musik einschränken ("erkalten lassen"), Konzerte und Musik in der Kirche wurde vermieden, aber die Pfeifer- und Trommelmärsche, kultivierte Instrumentalmusik, mehrstimmiger Gesang lebten als Musik im Familienkreis weiter [S.81]
-- die klassische Musik fand im 18. und 19. Jh. ihre Anhänger, Hauskonzerte wurden an vielen Orten Tradition, z.B. im Blauen Haus beim Seidenbandfabrikanten Lukas Sarasin, der auch eine Musikbibliothek besass
-- Sarasin förderte u.a. den Geiger Jakob Christoph Kachel, der sich später auch Kapellmeister und Komponist präsentieren konnte
-- das musikalische Patriziermilieu von Sarasin regte Kaiser Franz I. zu "musikalischer Betätigung" an
-- später organisierte der Bankier Friedrich Riggenbach-Stehlin an der Freien Strasse im Kettenhof eigene Chorkonzerte (vokale Hausmusik) mit stimmbegabten Bürgern [auch Frauen? gemischter Chor? nur Männerchor?], die Hauskonzerte nannten sich "Riggenbachsches Kränzchen", fanden im einfachsten Rahmen statt ohne Standes- oder Rangunterschiede [S.81]


Basel West: Das Spalentor, Sicht von
                      aussen von Westen her, Aquarell von Constantin
                      Guise 1838 (steht noch)
Basel West: Das Spalentor, Sicht von aussen von Westen her, Aquarell von Constantin Guise 1838 (steht noch) [38]

-- das Spalentor ist Teil der äusseren Stadtmauer von 1398, ist das Tor zum Sundgau [Oberelsass] und verbindet militärische Befestigungsarchitektur mit künstlerischen Schmuckelementen
-- der Turm wird von zwei Rundtürmen flankiert, insgesamt hatte das schmuckvolle Spalentor eher repräsentativen Charakter für das "wohlhabende und kunstverständige baslerische Gemeinwesen"
-- ursprünglich war dem Spalentor im 15.Jh. noch ein hoher Zaun und zwei Vortürme vorgelagert ("von einem hohen Hag aus starken Pfählen eingefriedet") und der Vorhof wurde erst 1473 vollendet
-- vor dem Spalentor verlief der Stadtgraben mit der Fallbrücke (Wolfsgrube)
-- durch das Spalentor zogen an Markttagen ganze Schweine- und Kuhherden
-- um 1430 wurden an der Westfassade (Aussenfassade) eine Muttergottes und zwei Propheten (Jesaja und Micha) angebracht, weil die Elsässer so religiös waren und bis ca. 1850 jeweils mitten auf dem Weg kniend um Fürbitte beteten
-- 1810 wurde noch auf die Erhaltung der Fallbrücke entschieden, 1813 wurde entschieden, die beiden Vortürme abzureissen
-- 1866 wurden die Ringmauern am Schützengraben und am Spalengraben abgebrochen



Basel West: Die
                        Fröschgasse mit dem Fröschenbollwerk, 1861

Basel West: Die Fröschgasse mit dem Fröschenbollwerk, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1861 [39]

Fröschgasse=Schützenmattstrasse - die Frösche beim Schützenhaus - Weinkellnereien und Schmieden etc.
-- als Fröschgasse wurde die heutige innere Schützenmattstrasse zwischen Spalenvorstadt und Cityring bezeichnet
-- die Frösche quakten beim Schützenhaus im "Teuchel- und Fischweiher" (Teuchel=kleiner Kanal [web08])], der Dorenbach war die Wasserzufuhr
-- links aussen das Haus "Zur Trotte", bis 1600 war das Haus nur eine Scheune mit Trotte zur Verwergung der Trauben der Reben ausserhalb der Stadtmauer
-- in dieser Gegend lebten einige "Rebbauern, Weinleute und Küfer", ebenso "Schmiede und Wagner", z.B. die Schillingsche Schmiede, das Schmiedefeuer leuchtete in der Nacht "malerisch"
-- am Ausgang der Fröschgasse lag das Voglerstor

Das Fröschenbollwerk ab 1550
-- zuerst stand dort der Brunnmeisterturm, und die Frösche vom Fischweiher beim Schützenhaus gaben dem Bollwerk angeblich den Namen
-- die Wehranlage "Fröschenbollwerk" wurde 1550 fertiggestellt, mit Rampe und mit einer "Ausfahrt" für Geschütze
-- in den Zinnenkranz waren Wachthäuschen eingebaut, die über eine Treppe erreicht werden konnten
-- 1865 wurde das Fröschenbollwerk abgebrochen und der Bau des Spalenschulhauses begann dann an derselben Stelle Ende 1877 [S.85].


Basel Zentrum: Rittergasse mit Sicht
                      auf das Münster, Aquarell von Johann Jakob
                      Neustück 1860
Basel Zentrum: Rittergasse mit Sicht auf das Münster, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1860 [40]

Der Schönauerhof (1 Domdekan und 1 Bibliothekar)
-- links sieht man den Schönauerhof (die Querfassade lag am Hasengässlein), das Eingangstor ist an der Spitze mit dem Wappen des Domdekans Johannes Wiler geschmückt, er wohnte dort bis 1450
-- 1783 wurde der Schönauerhof dem Stadtbibliothekar als "Naturalwohnung" zugewiesen
-- von 1859 bis 1885 diente das Haus noch als Unterrichtsgebäude
-- 1885 wurde der Schönauerhof abgerissen und das Realschulhaus gebaut.

Das Kapitelhaus
-- an das Kapitelhaus wurde die Amtswohnung des Oberstpfarrers am Münster angebaut, das "Antistitium"
-- 1860 wurde die Fassade zurückgenommen, um die 4m schmale Strassenzufahrt zu erweitern
-- 1885 wurde auch das Kapitelhaus abgebrochen.

Da stand noch eine Kapelle
-- 1193 wird eine Maria-Magdalenea-Kapelle an der Südwestecke des grossen Kreuzganges erwähnt
-- daran angeschlossen war ein "Münsterkeller", das Weinlager und Kornlager für die 24 Pfründen der Domherren
-- eines Tages wurde eine "architektonische Korrektion" befohlen, und die "hässlichen Anbauten" [des Münsters?] wurden abgerissen...



Basel Zentrum: Petersplatz
                        mit Stachelschützenhaus (Armbrustschützenhaus),
                        Aquarell 1850, Achilles Bentz zugeschrieben
                        (steht noch)

Basel Zentrum: Petersplatz mit Stachelschützenhaus (Armbrustschützenhaus), Aquarell 1850, Achilles Bentz zugeschrieben (steht noch) [41]

Charakteristisch für den Petersplatz ist sein uralter Baumbestand, er galt im Mittelalter als familiärer Treffpunkt, Sportplatz oder als Ort für Verliebte ("klassischer Lustgarten und Sportplatz des mittelalterlichen Basels"). Gleichzeitig war der Petersplatz ein Zentrum für Armbrustschützen [S.89].

Beim Petersplatz lag der jüdische Friedhof, der dann einem Zeughaus weichen musste [S.93].

Die Armbrust am Petersplatz - die "Stachelschützen" mit einem "Stachelschützenhaus"
-- die Armbrust wurde erst im frühen 17. Jh. als Kriegswaffe verboten
-- die Rüstkammer mit Armbrüsten befand sich im Rathaus, wo z.B. 1415 gleich 324 Armbrüste und 60.000 Pfeile gelagert waren
-- die Schiessübungen wurden im sogenannten "Schutzrain" entlang der Stadtmauer gegen die heutige Bernoullistrasse abgehalten
-- die "Stachelschützen" mussten ihre Requisiten aufbewahren und bauten im 14.Jh. bei der "Zielstatt" ein Häuschen, ein "Hüselin".
-- 1546 wurde unter dem Schützenmeister Fridolin Ryff an der Stadtmauer beim Petersplatz ein "eigentliches Schützenhus" für Armbrustschützen errichtet, das "Stachelschützenhaus" [am Ort des heutigen Botanischen Gartens]
-- das Haus wurde auf Stelzen gebaut und im offenen Erdgeschoss wurde der Schiessstand für die Armbrustschützen eingerichtet
-- der tödliche Armbrust-Sport wurde mit Schnitzereien und künstlerischer Bemalung kaschiert, es sollte eine "Sportschützengesellschaft" sein
-- nach dem Verbot der Armbrust als Kriegswaffe im frühen 17.Jh. war dieses Haus auch anderen Zwecken "zugeneigt", 1729 wurde ein "physicalisches Laboratorio" eingerichtet, und 1856 erlosch die Gesellschaft "an Altersschwäche"
-- das offene Erdgeschoss wurde zugemauert und wurde ein "Klassenzimmer", im 1. Stock war eine Möbelhandlung
-- 1893 / 1916 wurde das Stachelschützenhaus für die Bedürfnisse der Hygienischen Anstalt umgebaut [S.89]


Basel Zentrum: Predigerkirche (beim heutigen
                      Kantonsspital) und ein Schellenwerk, Aquarell von
                      Johann Jakob Neustück 1859
Basel Zentrum: Predigerkirche (beim heutigen Kantonsspital) und das Gefängnis Schellenwerk für kurze Haftstrafen, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1859 [42]

-- die Predigerkirche ist eine Kirche der "Dominikaner" und soll seit 1233 durch Predigen, Beichthören und Werke der Nächstenliebe "segensreich in der Stadt" gewirkt haben
-- 1356 war das Erdbeben wütend auf die Kirche und liess nur den Chor stehen
-- eines Tages wurde die Predigerkirche als Salzmagazin und als Gottesdienstraum für die Französische Gemeinde verwendet, und der östliche Klosterflügel diente den Bettelmönchen als Sakristei und Bibliothek
-- 1769 wurde der östliche Klosterflügel zu einem Gefängnis, dem Schellenwerk umgebaut, deren Insassen die Strassen wischen mussten, mit Halshaken, Ketten und Glöckchen geschmückt, um sie von der Flucht abzuhalten
-- Beispiele von kurzen Haftstrafen im Schellenwerk im Jahre 1840: "der seinen Hund 'anders als angebunden in der Stadt herumführt. Sich ohne Aufenthaltskarte von der Polizei länger als 8 Tage in Basel aufhält. Sich des Herausschüttens von Unreinigkeiten aus den Fenstern schuldig macht oder sich am Sonntage von 9-10 Uhr Morgens und 3-4 Uhr Abends mit einer Chaise in der Stadt herumfahren lässt'"
-- das Bürgerspital [wo heute das Kantonsspital steht] wurde dann erweitert und das Schellenwerk-Gefängnis an die Spitalstrasse verlegt [Bau des Lohnhofs]
-- 1877 wurde die Predigerkirche den Katholiken überlassen [S.93].

Ein Totentanz
-- der Totentanz soll der Bevölkerung "die Betrachtung der Sterblichkeit" vor Augen führen
-- 1805 wurde der Totentanz mutwillig zerstört [S.93]


Basel
                        Zentrum: Das Zeughaus am Petersgraben (heute
                        steht dort die Universität), Gouache von Louis
                        Dubois 1855

Basel Zentrum: Das Zeughaus am Petersgraben (heute steht dort die Universität), Gouache von Louis Dubois 1855 [43]

Armagnaken [Söldnerheere im 14. und 15. Jh.] waren unterwegs. Da wurde der jüdische Friedhof am Petersplatz geopfert und durch ein Zeughaus ersetzt - das "Waffenarsenal zu St. Peter". Das Haus wurde ab 1440 eine der "Sehenswürdigkeiten" von Basel, ein langgestreckter Profanbau mit markanten Treppengiebeln. Es wurde [ab dem Eintritt in die Eidgenossenschaft um 1501] die "bedeutendste Rüstkammer der Alten Eidgenossenschaft". Hier lagerten "imposante Feldgeschütze" und "verschiedenartigste Handwaffen", ebenso aber auch "Wandgemälde von Lawelin und Konrad Witz". [S.93]

Nach einem Brand von 1775 [Explosion von Munition?] wurde das Zeughaus ebenso wieder aufgebaut. 1855 fielen in wenigen Stunden 75cm Neuschnee. Das Bild stammt von diesem Moment [S.93].

1914 wurde das neue Zeughaus zu St. Jakob bezogen und das Zeughaus St. Peter verlor seine Funktion. 1936 beschloss die Stimmbevölkerung von Basel mit 18.473 Ja gegen 9937 Nein, das Zeughaus St. Peter abzureissen und stattdessen das neue Kollegiengebäude der Universität zu errichten [S.93].


Im
                      Westen von Basel: Der Schneiderhof an der
                      Burgfelderstrasse 116, im Jahre 1830
Im Westen von Basel: Der Schneiderhof an der Burgfelderstrasse 116, im Jahre 1830 [44]

Zwei Bauernhöfe eines Herrn Schneider aus Langenbruck
-- im Westen von Basel führte die Burgfelderstrasse nach Burgfelden [das später zu St. Louis eingemeindet wurde]
-- an dieser Burgfelderstrasse Nummer 116 lag der Schneiderhof,
-- ein weiteres Schneidersches Gut lag zwischen der heutigen Largitzenstrasse und der Glaserbergstrasse
-- beide Höfe wurden 1790 von Heinrich Schneider-Hänger erworben, er stammte aus Langenbruck und vererbte sie seinen Söhnen
-- 1817 brannte der vordere Schneiderhof ab und wurde neu erbaut
-- 1830 umfasste der vordere Schneiderhof "Wohnhaus mit Laube, Scheune mit doppelter Stallung und angehängtem Wagenschopf, in Riegel und Mauern"
-- der zweite Schneiderhof zwischen Largitzenstrasse und Glaserbergstrasse wurde zuerst aufgelöst
-- 1937 war der Schneiderhof an der Burgfelderstrasse der letzte Bauernhof im dortigen Stadtbann, er war so verlottert, dass sich eine Renovation nicht mehr lohnte und wurde abgerissen


Basel West: Der Französische
                        Bahnhof hinter der Lottergasse (an der heutigen
                        Spitalstrasse), 1860 abgerissen und durch den
                        Französischen Bahnhof beim Bahnhof SBB ersetzt,
                        aquarellierte Planzeichnung 1846, Maler
                        unbekannt

Basel West: Der Französische Bahnhof hinter der Lottergasse (an der heutigen Spitalstrasse), 1860 abgerissen und durch den Französischen Bahnhof beim Bahnhof SBB ersetzt, aquarellierte Planzeichnung 1846, Maler unbekannt [45]

-- 1841 wurde die Eisenbahnlinie von Mülhausen nach Strassburg eröffnet
-- in Basel wurde lange diskutiert, wo der erste Bahnhof stehen solle, vor der Stadtmauer, innerhalb der Stadtmauer etc., schliesslich einigte man sich auf einen ersten Bahnhof vor dem St.-Johann-Tor "intra muros", hierfür musste die Stadtmauer beim Metzgerturm eingerissen und erweitert neu aufgebaut werden
-- der Französische Bahnhof hinter der Lottergasse in Basel wurde am 11. Dezember 1845 eröffnet, er lag vor dem St.-Johanns-Tor und war der erste Bahnhof auf schweizer Boden, somit war nun die Eisenbahnverbindung zwischen Basel und Strassburg geschaffen
-- dieser erste Französische Bahnhof von Nicolas Koechlin (Architekt aus Mülhausen) war 214m lang, 97m breit, beinhaltete die Eingangshalle, die Billetschalter mit Gepäckstauraum, eine Warenhalle, eine Remise für Lokomotiven und Wagen, eine Wasserstation und drei Portierhäuschen
-- der Architekt Melchior Berri entwarf dazu ein Eisenbahntor in rotem Sandstein mit Fallgatter, das in der Nacht und in gefährlichen Zeiten verriegelt wurde
-- von 1846 bis 1860 wurden an diesem ersten Französischen Bahnhof zu St. Johann jährlich rund 50.000 Fahrgäste abgefertigt, in 17 Minuten war man in St-Louis, in 5 Stunden in Strassburg. [S.97] [Wenn man für 142km 5 Stunden braucht, macht deas eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,4km pro Stunde].

Dieser erste Französische Bahnhof blieb aber nicht lange stehen, denn die Bahnlinie wurde korrigiert und zum Bahnhof SBB (Centralbahnhof) und ein Zweiter Französischer Bahnhof in Betrieb genommen. Der Bahnhof beim St.-Johann-Tor wurde abgerissen und stattdessen das Gefängnis [Lohnhof] und das Frauenspital errichtet [S.97]


Basel
                      West: Am Ende der St.-Johann-Vorstatt stand einmal
                      ein Stadttor, der St. Johann-Schwibbogen, Sicht
                      vom Totentanz stadteinwärs auf die Kreuzgassse
                      (heute Blumenrain), aquarellierte Federzeichnung
                      von Anton Winterlin 1860 (abgerissen 1873)
Basel West: Am Ende der St.-Johann-Vorstatt stand einmal ein Stadttor, der St. Johann-Schwibbogen, Sicht vom Totentanz stadteinwärs auf die Kreuzgassse (heute Blumenrain), aquarellierte Federzeichnung von Anton Winterlin 1860 (abgerissen 1873) [46]

Ein Stadttor ohne Bilder - Herr Kelterborn malte am Tor
-- der St. Johann-Schwibbogen wurde auch das "innere Kreuztor" genannt
-- erstmals wurde das Tor um 1200 gebaut, am Ende der Kreuzgasse (heute Blumenrain), frühe Abbildungen sind nicht vorhanden
-- 1836 erhielt der St-Johann-Schwibbogen eine künstlerische Bemalung durch Ludwig Adam Kelterborn
-- 1872 beschloss der Grosse Rat den Abriss
-- 1873 begann "das Werk der Zerstörung" [S.101]

Das Kreuzhaus neben dem St.-Johann-Schwibbogen
-- links im Bild sieht man das Kreuzhaus ("ze Crütz"), wo seit 1573 Seidenhändler aus Italien wohnten, es waren lombarische Flüchtlinge ("Refugianten") Claudius und Cornelius Pellizari
-- das Haus war seither auch als "Seidenhof" bekannt [S.101]

-- rechts im Bild der Erimanshof, wo 1871 bis 1903 Ernst Stückelberg wohnte, ein "schweizerischer Nationalmaler", der Schöpfer von Tellfresken [wo sind die Fresken?]
-- der Erimanshof wurde 1937 abgerissen [S.101]





Gärten bei Basel, Aquarell von
                        Achilles Bentz 1840

Gärten bei Basel, Aquarell von Achilles Bentz 1840 [47]

-- das äussere St. Albanquartier bestand aus ausgedehnten, herrschaftlichen Gärten [S.73] [im Hintergrund schaut das St.-Alban-Tor hervor, im Hintergrund liegt Lörrach und der Schwarzwald].

Angaben von Christian Hirschfeld von 1783 [S.101]:
-- die Gärten der Basler waren schon seit jeher Schrebergärten mit Gemüseanbau, Früchten und Weinreben
-- dabei war auch künstlerisches Talent Tradition, also Fruchtbäume und Reben wurden so gezogen, dass sie Bogengänge bilden, oder "Gänge von Wein eingefasst", oder an Lauben hingen Trauben, "kahle Mauern sind mit Reben belebt"
-- zwischen den Gemüsefeldern findet man "Blumengänge", manchmal auch ein Springbrunnen und über den Landhäusern ("Kabinetten") konnte man Vogelhäuser anbringen
-- die Landhäuser waren meistens ohne Luxus, zierlich, bequem, mit Geschmack verziert, mit Springbrunnen im Vorhof, er herrschte Gastfreundschaft bei "freiem Eintritt"
-- manche Schrebergärtner agierten auch nach "alter französischer Gartenmanier"
-- oft wurden die Schrebergärten eingemauert und so die Aussicht [auf die deutsche Rheinseite und den Schwarzwald], oder es wurden grosse Bäume (z.B. als Pyramiden geschnittene Eiben, "Taxuspyramiden") und hohe Hecken gepflegt und so die Aussicht verstellt
-- die Gartenmauern blockierten ausserdem den Zugang zu benachbarten Wiesen [S.101].


Basel
                      Zentrum: Die Eisengasse im Jahre 1838
Basel Zentrum: Die Eisengasse, Sicht von der Brodlaube an der Stadthausgasse aus, Aquarell von Johann Jakob Schneider nach Johann Jakob Neustück, um 1838 [48]

-- die Eisengasse war [bis in die 1970er Jahre] eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, anfangs war sie aber so eng, dass dort zwei Pferdewagen nicht mal kreuzen konnten
-- [der Marktplatz war bis 1890 an der anderen Ecke noch mit Häusern zugebaut], deswegen war die Eisengasse bis 1890 die einzige Verbindung des Marktplatz zur Mittleren Rheinbrücke]
-- Stadtwächter ("Stänzler") mussten also an der Eisengasse zu Stosszeiten die Durchfahrt regeln, um Blockaden mit Pferdefuhrwerken zu vermeiden
-- 1839 wurde die Eisengasse verbreitert und deswegen eine ganze Häuserzeile abgerissen
-- die Kronengasse und die Schwanengasse (heute nicht mehr auffindbar) blieben so eng, wie sie waren [S.105].

Mittelalterliche Häuser an der Eisengasse
-- links sieht man die Seidenwarenhandlung von Johann Georg Von der Mühll, daran anschliessend die Häuser von Schneider Heinrich Schaffner und von Hutmacher Wilhelm Krug
-- rechts aussen sieht man das Haus "Zum Pilger" mit der Spezerei- und Tabakwarenhandlung von Jacob Riber [S.105].


Basel
                        Zentrum: Untere Eisengasse mit
                        "Meerenge" und Hauserturm, Aquarell
                        von Johann Jakob Neustück 1838

Basel Zentrum: Untere Eisengasse mit "Meerenge" und Hauserturm, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1838 [49]

Das Rheintor wurde 1839 abgerissen [S.105]

Zinn und Kämme an der Eisengasse

Links:
-- die Liegenschaft "Zum Hauserturm" von Hutmacher Joseph Wilhelm Amans
-- das Haus "Zum grünen Berg und zum kalten Keller" von Kleinwarenhändler Christoph Ronus-Holzach

Rechts:
-- die Eisenwarenhandlung Leonhard Paravicini
-- das Ladengeschäft Emanuel Scholer, ein Zinngiesser.

Die Geschichte von Zinngiesser Emanuel Scholer an der Eisengasse in Basel
-- Emanuel Scholer hatte als Zinngiesser nur eine Konkurrenz in der Stadt Basel, das war Emanuel Streckeisen
-- Scholer pflegte aber noch ein "Zusatzgewerbe in 'Geschirr, Fayence, Porzellan, englisches Steingut, Kristallwaren'", wo er in Konkurrenz mit "hohen Baslern" stand wie Joseph Burckhardt, Elisabeth Gengenbach, Johannes Hoch, Nikolaus Jenny, Jakob Meyer, Witwe von Speyr und Jakob Speiser
-- Scholer war auch bei der Universität angestellt als Universitätspedell und Museumsaufseher
-- der Neid auf Scholer wuchs dermassen, dass ihm eines Abends die Haustür mit Backsteinen zugemauert wurde [S.105]

Der Kammmacher Johann Jakob Rosenmund an der Eisengasse in Basel
-- Rosenmund bewohnte das Haus "Zum roten Salmen" (Eisengasse 22, nicht mehr auf dem Bild), er war der letzte Kammmacher von Basel
-- Schulbuben sahen ihm bei der Arbeit mit Säge, Feile und Poliereisen interessiert zu, er hatte eine Vitrine mit seiner Ware
-- Rosenmund stellte auch an einem Stand auf der Messe auf dem Münsterplatz seine Kämme aus
-- seine Käme sollen solider gewesen sein als die "Dutzendware" der neueren Geschäfte
-- um sich ein Bild einer Kammwerkstatt zu machen, kann man die Geschichte "Die drei gerechten Kammmacher" von Gottfried Keller lesen [S.105].


Basel Zentrum: Die
                      Martinskirche und die Universität daneben, Sicht
                      von gegenüberliegenden Ufer von Kleinbasel aus
                      über den Rhein, Aquarell von Constantin Guise
                      1847
Basel Zentrum: Die Martinskirche und die Universität daneben, Sicht von gegenüberliegenden Ufer von Kleinbasel aus über den Rhein, Aquarell von Constantin Guise 1847 [50]

-- an der Grossbasler Rheinfassade rund um die Martinskirche werden sichtbar:

links: Die Universität, die Anatomie, das Pfarrhaus

unterhalb und rechts der Kirche: die Häuser "Zum roten Turm", "Zum wilden Mann", "Zum Kranichstreit", "Zum Rheinsprung", "Zur goldenen Sonne" [S.109]

Die Fischer am Rhein - das Kraftwerk Kembs blockiert den Lachs ab 1932
-- 1664 konnten viele Nasen [Fischart] gefangen werden, insgesamt 200.000, der Verkauf war 1 Rappen pro Fisch
-- der Lachs wurde von Januar bis Juni "Salm" genannt, von Juli bis Dezember "Lachs", die Lachsfischerei in Basel hatte in Kleinhüningen ihr Zentrum
-- noch 1892 wurden in Basel 80 Salme mit einem Gesamtgewicht von 317 kg gefangen
-- das Kraftwerk Kembs unterhalb von Basel blockierte dann ab 1932 die Lachszüge und beendete die Basler Lachsfischerei [S.109]

Der Rhein war der bedeutendste Lachsfluss in Europa. Bis 2020 soll der Lachs wieder bis Basel ziehen können. Den Lachsen muss hierfür eine Passage an den französischen Kraftwerken Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün eingerichtet werden [web04]. 


Die Universität im Jahre
                        1859 befand sich damals im Schalerschen Haus, wo
                        sie seit 1460 untergebracht war - Aquarell von
                        Johann Jakob Neustück 1859

Die Universität im Jahre 1859 befand sich damals im Schalerschen Haus, wo sie seit 1460 untergebracht war - Aquarell von Johann Jakob Neustück 1859 [51]

Die Basler Universität am Rhein
-- die Basler Universität wurde am 12. November 1459 durch Papst Pius II. besiegelt und eröffnete im ehemals Schalerschen Haus am Rheinsprung, wo die ersten Vorlesungen stattfanden

1573 waren
-- im oberen Flügel des "Unteren Kollegiums" untergebracht: der philosophische, der juristische und der medizinische Hörsaal
-- im Mittelbau der Hörsaal für Theologen, die Regenzstube und die Vorratskammern
-- im unteren Flügel das Pädagogium (Oberes Gymnasium) und Wohnungen für den Pedellen [Hilfskraft], den Präpositus (Propst) und für Studenten - und hier befand sich auch ein Karzer [Arrestzelle]
-- die Universitätsbibliothek war in einem kapellenartigen Bau auf der Rheinmauer [S.109].

1648 überflutete der Rhein einen Teil der Universitätsbibliothek. Das Regenzzimmer lag im Schatten in der Feuchte des Rheins und war im Winter nicht gerade gesundheitsfördernd. Anfällige Leute konnten davon ein Liedchen singen und bereuten den Aufenthalt. Der Ofen nützte nicht viel [S.109].

Im Jahre 1859 fanden die 400-Jahr-Feiern zur Universität Basel statt. Das Untere Kollegium wurde 1860 nach Plänen von J.J. Stehlin dem Jüngeren erneuert und durch ein zusätzliches Stockwerk erweitert [S.109]

Das Blaue Haus
Über der Universität gut sichtbar ist das "Blaue Haus", der "Reichensteinerhof", erbaut 1762 bis 1770 in klassizistischem Barock. Im Jahre 1814 logierte dort Kaiser Franz I. von Österreich [S.109].


Basel Zentrum: Das Haus der
                      Schiffsleutezunft mit dem Rheintor bei der
                      Mittleren Brücke - Ölgemälde von Constantin Guise
                      1835ca.
Basel Zentrum: Das Haus der Schiffsleutezunft mit dem Rheintor bei der Mittleren Brücke - Ölgemälde von Constantin Guise 1835ca.  [52]

Das Haus der Schiffleutezunft
-- die Schiffleutezunft (gegründet 1354) errichtete im Jahre 1402 mit ihren Angehörigen ein einfaches Zunfthaus nahe der Rheinbrücke
-- 1424 stand ein Hochwasser bis zu den Fenstern
-- 1533 brannte das Haus ab, die eidgenössischen Stände unterstützten den Wiederaufbau mit je zwei Kronen für Wappenfenster in der neuen Stube, die Glasgemälde wurden von Maximilian Wischack angefertigt
-- 1819 war die Schiffleutezunft knapp bei Kasse und verkaufte die Glasgemälde nach Winterthur [Sulzer?]
-- die Instandhaltung des Zunfthauses war damit aber nicht gesichert, sondern es entwickelte sich eine "reizvolle Betriebsamkeit 'eher von der malerischen Seite'" [mit hübschen Ladys, die nur 10 Minuten pro Tag "arbeiten"]
-- im Jahre 1838 wurde das Zunfthaus vom Staat [Stadt Basel?] für 15.000 Franken übernommen, um da was zu korrigieren ("zu Korrektionszwecken"). [S.113]

Das Rheintor mit angebautem Schwibbogen
-- das Rheintor war aus rotem Sandstein gebaut
-- daran angebaut war ein Schwibbogen
-- die Kombination Rheintor und Schwibbogen war das stärkste Bollwerk der Stadtmauer
-- die Konstruktion war mächtig, die Fassade dekorativ, das Uhrwerk wertvoll, und der Lällenkönig lacht bis heute gegen Kleinbasel
-- 1839 wurde der Brückenkopf saniert und das Rheintor abgebrochen [S.113]

Im Bild sieht man auch den Gasthof "Krone" [S.113].


Basel Zentrum:
                        Die Mittlere Brücke mit der Sicht vom Rheintor
                        auf Kleinbasel, Aquarell von Constantin Guise
                        1830

Basel Zentrum: Die Mittlere Brücke mit der Sicht vom Rheintor auf Kleinbasel, Aquarell von Constantin Guise 1830 [53]

-- die Mittlere Rheinbrücke wurde 1225 erbaut, war ein gesellschaftlicher Treffpunkt, mit meist nur bescheidenem Verkehr
-- eine Andeutung von Trottoir gab es nur auf Grossbasler Seite
-- der Belag bestand aus dicken, schmalen Tannenbrettern, sogenannte "Flecklinge", die oft erneuert wurden
-- die halbfaulen Flecklinge der Rheinbrücke ("Rhibruck-Flecklinge") wurden vom Bauamt zu Reparaturarbeiten in Pfarr- und Schulhäusern weiterverwendet
-- das Geländer der Mittleren Rheinbrücke war noch sehr primitiv mit zwei Querbalken: Wer bei Regen oder Eis rutschte, konnte in den Rhein runterfallen, Kinder hatten dann jeweils grosse Angst, über die Brücke zu gehen [hier hat die Basler Regierung voll versagt, das Geländer mit mehr Balken zu verbessern]
-- auf der Kleinbasler Seite waren rechtwinklige Steinbänke angebracht, sogenannte "Schranken" [zum Sonnenbaden gegen Süden ausgerichtet], die Bänke wurden später durch Bänke aus "Solothurner Stein" ersetzt [S.113].

Kleinbasel:
                      Das Herrengässlein mit dem Haus zu der Herren
                      ("Herrenzunft") - Aquarell von Johann
                      Jakob Neustück 1856
Kleinbasel: Das Herrengässlein mit dem Haus zu der Herren ("Herrenzunft") - Aquarell von Johann Jakob Neustück 1856 [54]

Ein "Herrenhaus"
-- rechts der Mittleren Rheinbrücke auf Kleinbasler Seite geht das Herrengässlein ab, eine Tunnelpassage unter einem Haus hindurch, in alter Zeit "Härengässlein" geschrieben, zur Verbindung der Rheingasse mit dem Rheinweg
-- 1384 wird die Kleinbasler Ehrengesellschaft "Zu der Herren" erstmals erwähnt, im Zusammenhang mit der Liegenschaft am Härengässlein, ein dreiteiliges "Herrenhaus"
-- seit dem frühen 15.Jh. feiern die Kleinbasler Fischer und Jäger  in diesem "Herrenhaus" am Fronleichnamstag und am Schwörtag eine "festliche Mahlzeit"
-- 1838 gewährte der "Wilde Mann" von Kleinbasel den Schiffsleuten aus Grossbasel ein Gastrecht im "Herrenhaus", weil die Schiffsleute 1838 ihr Zunfthaus am Grossbasler Brückenkopf verloren hatten
-- 1857 wurde das Café Spitz erweitert, deswegen wurde das "Herrenhaus" und die Reste der alten Ringmauer zerstört. [S.117]

Ein Kochwirtshaus zum Kreuz
-- 1565 wird bereits das "Kochwirtshaus zum Kreuz" erwähnt, eines der besten Wirtshäuser in Kleinbasel
-- Mitte 18. Jh. ging das Gerücht um, das "Kochwirtshaus zum Kreuz" sei ein Versteck für Gauner und Diebesbanden
-- 1815 wurde das "Weisse Kreuz" für 21.000 Franken verkauft, das Inventar belief sich auf 20 Betten, 50 Saum Fass, 6 Tische [S.117].



Kleinbasel: Die Sicht über
                        die Mittlere Brücke auf Grossbasel mit dem
                        Rheintor, Ausschnitt aus einem Aquarell von
                        Johann Jakob Neustück 1838

Kleinbasel: Die Sicht über die Mittlere Brücke auf Grossbasel mit dem Rheintor, Ausschnitt aus einem Aquarell von Johann Jakob Neustück 1838 [55a]

Justiz auf der Mittleren Brücke
Die kleine Kapelle ("Käppelijoch") auf der Mittleren Brücke (erbaut 1478 [S.109]) war früher nicht nur ein romantischer Ort: Dort sprach die kr. Jesus-Fantasie-Kirche früher ihre "Gottesurteile" [durch einen Fantasie-Gott aus Rom], führte dort "Hexenprozesse" durch [u.a. gegen Heilerinnen mit Wissen um Naturheilkunde], dort endeten auch Prozesse gegen "hübsche Damen" [die nur 10 Minuten pro Tag "arbeiten"], und gegen "Ehebrecher" [Spionage ist bei der kr. Kirche heute noch normal] etc. Die Verurteilten wurden am Käppelijoch in den Rhein geworfen. Wenn sie überlebten, wurden sie an der jetzigen Rheinschanze (St. Thomasthurm) wieder "aufgefangen" [und galten als "nicht schuldig"] [S.7]. Die Basler Bevölkerung wich aber grossen Prozessen oftmals aus, stattdessen wurden einfachere Lösungen vorgezogen [Angaben von Ferdinand Röse 1840 - S.8].

Tänze auf der Mittleren Brücke
Die Mittlere Brücke war auch Schauspiel von Tänzen und Umzügen der grossbasler und kleinbasler Vereinigungen, wobei das Käppelijoch die Grenze darstellte, um sich gegenseitig mit "Spässen" und "gewisse Zeichen" zu "unterhalten" - die Grossbasler bis 1798, die Kleinbasler bis 1830. Die Kleinbasler führten ihre Tänze - mit Trommeln und Pfeifen begleitet - mit drei Figuren durch, ein Löwe (von der Gesellschaft zum Rebhause), ein Greif (von der Gesellschaft zum Greifen), und ein wilder Mann (Gesellschaft zum Wilden Mann). [Angaben von Ferdinand Röse 1840 - S.7]

Neubau der Mittleren Brücke 1903
Die alte Mittlere Brücke wurde 1903 abgerissen [S.109].
[Also gab es erst ab 1903 eine Brücke mit sicheren Geländern].


Kleinbasel, die Rheingasse mit dem
                        Richthaus, Aquarell von Johann Jakob Neustück
                        1838

Kleinbasel, die Rheingasse mit dem Richthaus, Aquarell von Johann Jakob Neustück 1838 [55b]

Häuser in Kleinbasel am Brückenkopf zur Mittleren Brücke

Das Gerichtsgebäude von Kleinbasel - ein Gesellschaftshaus - Café Spitz
-- Kleinbasel war bis 1392 eine eigene Stadt, seit 1289 mit einem eigenen Rathaus am Brückenkopf eigener Justiz
-- nach der Fusion von Grossbasel und Kleinbasel blieb Kleinbasel die niedere Gerichtsbarkeit, das Kleinbasler Rathaus (links im Bild) wurde zum Richthaus umfunktioniert, mit Schultheissengericht, mit Gescheid (Flurgericht), mit der Rheininspektion, und mit dem Wachtkollegium [S.117]
-- am Schwörtag mussten Kleinbaslser Bürger jedes Jahr ins Richthaus zur Eidesleistung antraben, das war bis 1798 so [S.117]
-- 1835 verkauften die Behörden das Richthaus den Drei Ehrengesellschaften "auf Abbruch"
-- nun erfolgte der Umbau gemäss Plänen von Bauinspektor Amadeus Merian, das Haus eröffnete als Gesellschaftshaus im Jahre 1841, der Erweiterungsbau 1860
-- das Haus wurde später eine Gaststätte und wurde "Café Spitz" genannt, wegen dem spitzen Türmlein auf dem Dach [S.117].

Das Haus Waldeck
-- rechts im Bild sieht man das grüne Haus "Zum Waldeck", dort soll die einzige Metzgerei Kleinbasels, die "School" betrieben worden sein
-- im 18. Jh. wurde der Hausbesitzer "Ledermartin" um die tolle Aussicht aus dem Haus auf die Mittlere Rheinbrücke und Grossbasel benieden
-- 1912 wurde das Haus Waldeck abgerissen und durch einen Neubau aus weissem Stein ersetzt [S.117].


Kleinbasel, die
                      Clarakirche, Aquarell von Johann Jakob Schneider
                      1854
Kleinbasel, die Clarakirche, Aquarell von Johann Jakob Schneider 1854 [56]

-- zuerst hauste in der Kirche und im angeschlossenen Kloster eine Eremitenkongregation, die sich aber auflöste
-- gleichzeitig pflegten Basler Bürgerfamilien den Brauch, ihre Töchter zu "Klarissinnen" zu erziehen und zu einem Fantasie-Gott aus Rom zu beten
-- 1279 gab Bischof Heinrich von Isny den Befehl an die Klarissinnen, die Gebäulichkeiten der Eremitenkongregation zu übernehmen [man kann annehmen, seither heisst die Kirche St.-Clara-Kirche], somit wurde aus dem Herrenkloster ein Frauenkloster gemacht
-- der Clarakirche waren Wirtschaftsgebäude ("Ökonomiegebäude") angeschlossen mit verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten
-- 1529 wurde das Frauenkloster von Reformatoren überfallen, Bilder zerhauen und verbrannt - und danach im selben Jahr wurde das Frauenkloster enteignet: "Die Glaubenswirren zwangen indessen 1529 den Konvent, den Liegenschaftsbesitz sowie das 'silberin Geschirr und alles, was zu den Altergezierden gehört', der Stadt zu übergeben, nachdem die Knechte bereits 'die Bilder zerhowen und verbrennt hand'"
-- der Grosse Rat liess dann noch den "Nonnenchor" der Kirche abbrechen, um die "Errichtung des St.-Clara-Bollwerks voranzutreiben"
-- das Nonnenkloster wurde aufgeteilt: Die eine Hälfte galt als Wohnung des ersten Pfarrers von Kleinbasel, die andere Hälfte wurde einer bürgerlichen Familie vermietet ("als ein obrigkeitliches Lehen an eine bürgerliche Familie verliehen")
-- 1798 wurde den Katholiken die Mitbenutzung der Clarakirche gestattet
-- 1852 wurde die Clarastrasse verbreitert und das Wirtschaftsgebäude der Clarakirche musste dafür zerstört werden
-- seit 1853 ist die Clarakirche wieder komplett katholisch ("dem alten Glauben dienend")
-- am 25.September 1859 war der Neubau der Clarakirche abgeschlossen und es wurde ein erster Gottesdienst für einen Fantasie-Gott aus Rom abgehalten [S.121]



Kleinbasel, das Kloster Klingenthal,
                        Aquarell von Johann Jakob Schneider 1840

Kleinbasel, das Kloster Klingenthal, Aquarell von Johann Jakob Schneider 1840 [57]

Adlige Nonnen aus Klingental im Wehratal gründen ein Nonnenkloster Klingenthal - Enteignung in der Reformation - Kaserne Klingental 1860-1966
-- im Jahre 1270 liessen sich adlige Nonnen aus dem "Kloster Klingental im Wehratal" in Basel nieder [aus Wehr?], und zwar in einem stillen Winkel in Kleinbasel an der inneren Stadtmauer westlich der Mittleren Brücke [heute Klingentalgraben]
-- um 1290 - "rund zwei Jahrzehnte nach ihrer um das Jahr 1270 erfolgten Niederlassung" - weihten sie ihre eigene Kirche und ihr eigenes Kloster ein, das so adlig daherkommen sollte, wie sie selbst adlig waren
-- es waren durchschnittlich 40 "Klingentalerinnen" anwesend, und sie waren noch im 15. Jh. das reichste Kloster in Basel
-- die Klingentaler Nonnen waren in ihrem Verhalten nicht so zurückhaltend wie andere Ordensleute, sondern waren "lebensfroh"
-- die Reformation enteignete die Nonnen und die Gebäude wurden umgenutzt und die Kirche umgebaut, im Chor wurde ein Salzlager eingerichtet
-- Gottesdienste für einen Fantasiegott aus Rom fanden in der Kirche aber bis 1779 statt
-- 1799 wurde der Chor in einen Stall umfunktioniert, und später besetzte das Militär die gesamte Kirche
-- die dort stationierte Standestruppe war für Wachtdienst, Polizeidienst und Feuerwehrdienst zuständig, war manchmal "recht disziplinlos"
-- 1856 wurde die Standestruppe aufgelöst und die wenigen zuverlässigen Wächter ("Stänzler") als Polizisten und als Drillmeister umgeschult, um Rekruten in der Klingentalkaserne auszubilden
-- 1860 wurde das Kloster abgerissen und durch eine neugotische Kaserne ersetzt, Architekt war Johann Jakob Stehlin, die Kaserne war bis 1966 in Betrieb [S.121].
[Seit den 1980er Jahren ist die "Kaserne" ein Kulturzentrum mit Restaurants, Theater und Tanz etc.].

Kleinbasel, das Bläsitor, Aquarell von Louis
                      Dubois 1863 (abgerissen 1867)
Kleinbasel, das Bläsitor, Aquarell von Louis Dubois 1863 (abgerissen 1867) [58]

-- das Bläsitor ist erstmals 1256 urkundlich erwähnt, ein klobiger Wehrbau aus Quadersteinen, er war in Kleinbasel zwischen dem Nonnenkloster Klingental und dem Rumpelturm (Untere Rebgasse / Kasernenstrasse) platziert [S.125]
-- die Bezeichnung "Bläsitor" geht auf den benachbarten Hof des Basler Gutsverwalters des Klosteres St.Blasien im Schwarzwald zurück [web07]
-- das Bläsitor hatte Aussicht auf das rechte Rheinufer und den letzten Unterlauf des Flusses Wiese
-- der Torschreiber kassierte mit seinen Gehilfen die Weggelder und Zölle
-- in der Nacht wurde das Tor geschlossen, wie auch das Steinentor und das St.-Alban-Tor
-- die Behörden von Basel wollten nach 1850 das Bläsitor erhalten
-- 1867 wurde das Bläsitors für die neue Klingentalstrasse abgerissen.

Häuser der linken Seite
-- der Bläserhof war bis 1806 im Besitz des reichen Klosters St. Blasien im Schwarzwald
-- 1806 wurde der Bläserhof den Katholiken als Pfarrhaus und Schulhaus zur Verfügung gestellt
-- schliesslich kaufte der Seidenfärber Alexander Clavel den Bläserhof.

Häuser der rechten Seite
-- die Gastwirtschaft "Zum Egringerhof" wurde von Johann Weber-Engel betrieben [S.125].


Kleinbasel, das Riehentor,
                        1863 (abgerissen)

Kleinbasel, das Riehentor, Gouachemalerei von Louis Dubois 1863 (abgerissen 1864) [59]

-- 1265 ist das Riehentor erstmals erwähnt, es hat Aussicht auf Nordosten nach Riehen [und ins Wiesental in Richtung Lörrach]
-- das Riehentor war ein quadratischer Turm, mit Zinnenkrans zuoberst, mit einem versteckten Satteldach, mit Erkern etc.
-- 1840 beantragten die Kleinbasler eine Uhr am Stadttor, so dass der mittlere Erker dem Zifferblatt Platz machen musste - und gleichzeitig wurde der Zinnenkranz durch einen Treppengiebel ersetzt - die runden Erker an den Ecken wurden belassen
-- 1852 wurde der Stadtgraben zwischen dem Riehentor und dem Drahtzug aufgefüllt, dies war das erste grosse "Loch" in der Stadtbefestigung
-- das Riehentor wurde lange als das zweitschönste Stadttor von Basel gerühmt, "ausser dem Spahlen Thor als das schönste"
-- schliesslich forderten 64 Anwohner [wer hat da unterschrieben?] "mehr Licht, Luft und Raum", sie wollten das Riehentor nicht mehr sehen
-- 1864 wurde das Riehentor dann abgerissen [S.125].

Häuser der rechten Seite
-- das Haus "Zum Winkelried" und die Zieglerwohnung [S.125]


Elisabeth
                      Bachofen-Fuchs in der Küche bei der Zubereitung
                      einer Mahlzeit mit Kindern und zwei schwarzen
                      Pudels am Tisch, Aquarell von Friedrich Meyer
                      1809
Elisabeth Bachofen-Fuchs in der Küche bei der Zubereitung einer Mahlzeit mit Kindern und zwei schwarzen Pudels am Tisch, Aquarell von Friedrich Meyer 1809 [61]

-- die "alten Basler" zeigten nicht oft ihren Luxus, sondern pflegten im Alltag meist eine spartanische Lebensführung mit Milchsuppe, etwas Rindfleisch, dürren Apfelschnitzen, und am Abend "Reis, Haarrucken und Kartoffelsalat"
-- aber an festlichen Tagen konnten sie dann gerne wieder "fressen und saufen", mit einem Menü aus 24 bis 30 Gängen, das war normal dort
-- beim Hochzeitsessen von Balthasar Stähelin und Dorothea Gemuseus wurde zum Beispiel nicht gespart
-- und Borellen (Barelleli) sind Aprikosen [S.129]




Kleinbasel: Das
                        Landgut "Im Surinam" vor dem
                        Riehentor, Aquarell von Anton Winterlin um 1860
Kleinbasel: Das Landgut "Im Surinam" vor dem Riehentor, Aquarell von Anton Winterlin um 1860 [60]

-- das Landgut "Im Surinam" lag vor dem Riehentor [auf der Höhe des Badischen Bahnhof] zwischen Riehenstrasse und den Langen Erlen
-- das Landgut hiess früher " In den Schoren" ("Zum Diebesgut" [web09]), wo 1803 der Apotheker am Fischmarkt - Johann Rudolf Ryhiner-Fäsch - ein Landgut erbauen liess
-- er nannte sein Landgut "Zum kleinen Surinam", weil seine Schwiegereltern in Surinam [Süd-"Amerika"] Plantagen besassen - die "van Hoyschen Plantagen" (Frau van Hoy war eine Tochter einer holländischen Familie, die in Surinam geboren wurde [web10])
-- 1843 kaufte der Handelsherr Johann Jakob Merian-Burckhardt das Landgut für 72.000 Franken
-- der letzte Pächter war Gottlieb Wiedmer-Hartmann, mit Bewirtschaftung des Landguts bis 1968.

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Quellen
[web01] https://altbasel.ch/dossier/birsig.html
[web02] http://www.uznach.ch/de/verwaltung/aemter/welcome.php?amt_id=6209
[web03] https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnhof
[web04] https://laggs2020.ch/
[web05] Geschichte von Olsberg bei Rheinfelden: https://www.olsberg.ch/geschichte
[web06] Eschemarthor=Aeschentor: http://www.basler-bauten.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=298:aeschenvorstadt&catid=50&Itemid=120
[web07] Bläsitor: https://altbasel.ch/fragen/blaesitor_riehentor.html
[web08] https://de.wikipedia.org/wiki/Teuchel
[web09] https://www.mundmische.de/bedeutung/4520-Schore
[web10] Familie van Hoy in Surinam: https://www.nzz.ch/articleDAY9J-1.186903?reduced=true

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