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Die nationalsozialistisch orientierten Front-Organisationen in der Schweiz 1930-1957

7. Schweizer Fronten mit Bindungen an das Ausland

Von deutschen Kräften ferngesteuerte nazionalsozialistische Gruppierungen: Die "Nationalsozialistische Eidgenössische Arbeiterpartei" (NSEAP) oder "Bund Nationalsozialistischer Eidgenossen" (BNSE) -- "Volksbund", später "Nationalsozialistische Schweizerische Arbeiterpartei" (NSSAP) -- Die Front-Bewegung "Schweizerische Gesellschaft der Freunde einer autoritären Demokratie" (SGAD) -- "Eidgenössische Soziale Arbeiterpartei" (ESAP) -- "Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung" BTE -- "Nationale Bewegung der Schweiz" (NBS)

von Michael Palomino (1998 / 2005 / 2010)


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aus: Walter Wolf: Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegung in der deutschen Schweiz 1930-1945. Flamberg-Verlag Zürich 1969.


Schweizer Fronten-Parteien und Bewegungen, die das Programm der NSDAP zum Teil wörtlich übernehmen und von aussen her gesteuert sind

Einleitung

In diesen präsentierten politischen Fronten-Parteien war das Nazitum in der Schweiz "zu Hause". Es wurde dabei die Hoffnung gehegt, dass Nazi-Deutschland "die Zukunft" für Europa sei. Die Menschen dieser politischen Parteien waren scheinbar blind und waren gewillt, auch dem Rassenwahn der Nazis in Deutschland zu folgen. Dabei stiessen sie aber regelmässig an die politischen Grenzen der Schweiz, weil die Schweiz ein Staat aus "drei Nationen" ist. Somit waren regelmässig Appelle dieser Parteien zu hören, dass die Schweiz aufgelöst werden müsse, oder die schweizer Justiz befürchtete die Auflösung der Schweiz.

Diese Nazi-Aktivitäten in der Schweiz mit dem Endziel einer Auflösung der Schweiz wurden jeweils von der schweizer Justiz mit Landesverratsprozessen beantwortet und die nationalsozialistischen Bewegungen und Parteien aufgelöst. Die Reste der verschiedenen aufgelösten Nazi-Parteien gründeten dann jeweils immer wieder neue solche Parteien und der Vorgang der Hetze gegen die Schweiz und der Landesverrat mit Prozessen und Auflösung der Partei ging dann von Neuem los. Somit hatten die Nazi-Parteien in der Schweiz kaum eine Chance, sich zu tragenden Gliedern der Gesellschaft zu entwickeln, da die Existenz der Schweiz ein Demokratiebewusstsein voraussetzt, das die NSDAP und deren Nachahmer nicht hatten.

Michael Palomino (2010)



Die "Nationalsozialistische Eidgenössische Arbeiterpartei" (NSEAP) oder "Bund Nationalsozialistischer Eidgenossen" (BNSE) (1931-1935)

Ein in der Schweiz eingebürgerter, deutscher Architekt, Theodor Fischer, meinte, er müsse im Jahre 1931 in der Schweiz eine "Nationalsozialistische Eidgenössische Arbeiterpartei" (NSEAP) gründen. Die Zeitung (ein "Kampfblatt") hiess "Der Eidgenosse". Die Politik der NSEAP war eine Kopie der deutschen NSDAP, mit einem Pangermanismus in der ganzen Welt, mit einem "Führerstaat" gegen den "jüdischen Ungeist", gegen den "volkszersetzenden Liberalismus" und gegen den "volkszersetzenden Marxismus".

1932 hielt Hitler bei dieser Partei eine Rede in Radolfzell mit 5000 schweizer Zuhörern. Die Rede von Fischer beschwörte einen gemeinsamen Kampf von Deutschland und der Schweiz um die Erhaltung von "Art und Seele". In derselben Art und Weise wurde eine Rede in Freiburg i.Br. organisiert.

In der Schweiz hatte die Nationalsozialistische Eidgenössische Arbeiterpartei (NSEAP) aber keinen Erfolg, sondern Prozesse wegen Verleumdung am Hals. 1933 während des "Frontenfrühlings" war die BNSE schon am Absterben.

Der Pangermanismus der Gruppierung drückte sich aus durch Wolf Wirz. Der Begriff "Nation" war bei der NSEAP respektive beim BNSE definiert durch eine geistige und blutsmässige Verbundenheit von Menschengruppen. Die NSEAP resp. der BNSE stellten damit die Existenz der Schweiz als solche in Frage, weil die Schweiz aus drei Teilen "hochstehender europäischer Nationen" besteht. Wirz wurde dann auch wegen Landesverrats angeklagt.

Im Juni 1933 trat die Ortsgruppe Luzern unter Wirz zur "Nationalen Front" über, ebenso die Sektionen von Zürich, Bern und Aargau. Am 1. August 1933 erschien eine spezielle Ausgabe des Hetzblattes "Der Eidgenosse" mit Hakenkreuz auf gelbem Grund. 1934 wurde ein Pamphlet an die deutschen Reichszeitungen gegen die schweizerische Presse verschickt mit der Behauptung, dass "die Journalisten" in der Schweiz von aussen her bestochen seien. Die schweizer Staatsanwaltschaft erachtete dieses Pamphlet als moralischen Landesverrat und es kam auch in diesem Fall zum Prozess. Im Juni 1934 wurde das Kampfblatt "Der Eidgenoss" dann eingestellt und es wurden nur noch "Nachrichtenblätter" verteilt. Im Februar 1935 löste sich die NSEAP / der BNSE auf. Der Rest schloss sich dem "Volksbund" an (Nationalsozialistische Schweizerische Arbeiterpartei NSSAP) (S.67-71).


In Stichworten:

Nationalsozialistische Eidgenössische Arbeiterpartei (NSEAP) oder Bund Nationalsozialistischer Eidgenossen BNSE (1931-1935)

gegründet 1931 vom eingebürgerten Deutschen und Architekten Theodor Fischer
Kampfblatt: "Der Eidgenosse"
Politik: Kopie der NSDAP, Pangermanismus (Wolf Wirz), Führerstaat gegen den "jüdischen Ungeist", gegen "volkszersetzenden Liberalismus" und gegen "volkszersetzenden Marxismus". Definition des Begriffs "Nation" durch Geist und Blut - die Existenz der Schweiz aus drei Nationen wird in Frage gestellt. Wolf Wirz wird wegen Landesverrat angeklagt.

Vorgänge: 1932 Organisation einer Hitler-Rede in Radolfzell mit 5000 CH-Zuhörern, Fischer beschwört "Art und Seele" - Hitler-Rede in Freiburg i.Br. Die NSEAP resp. der BNSE haben in der Schweiz politisch absolut keinen Erfolg, sondern nur Prozesse am Hals - 1933 schon Auflösungserscheinungen - Juni 1933 tritt die Ortsgruppe Luzern unter Wirz zur "Nationalen Front" über, ebenso die Sektionen von Zürich, Bern und Aargau. Das Kampblatt "Eidgenosse" am 1. August 1933 mit Hakenkreuz auf gelbem Grund - 1934 Prozess gegen Pamphlet, dass "die Journalisten" von aussen her bestochen seien - Schliessung des Kampfblatts "Der Eidgenoss" im Juni 1934 und Beschränkung auf "Nachrichtenblätter" - Februar 1935 Auflösung von NSEAP und BNSE, Reste gehen zum "Volksbund" (Nationalsozialistische Schweizerische Arbeiterpartei NSSAP) (S.67-71).

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Der "Volksbund" (1933-1935)

Am 5. Oktober 1933 gründete eine abgespaltete Gruppe der "Nationalen Front" asu Basel-Solothurn den "Volksbund" unter der Leitung seines "Gauführers" Ernst Leonhardt. In dieser Gruppe sind auch Leute aus den Kantonen Bern, Aargau und Luzern. Die "Führer" des Volksbunds sind
-- Major Ernst Leonhardt
-- Oberst Emil Sonderegger
-- Hans Bosshard.

In der Ausrichtung der Politik des "Volksbunds" dominierte klar eine pro-deutsche, nazionalsozialistische Einstellung, Hitlerismus, mit der Kopie der Judenhetze von Streicher. Juden wurden im "Volksbund" pauschal als "Flöhe" und "Blutsauger" bezeichnet [wie wenn es keine armen Juden gäbe]. Schon am 11.3.1934 nach der Volksabstimmung (Ablehnung eines frontistisch-autoritären Staatsschutzgesetzes) kam es dann zur Spaltung: Sonderegger und Bosshard gingen zur "Volksfront", dann am 23.2.1935 zum "Eidgenössischen Bund". Leonhardt blieb als Führer des Volksbunds allein, v.a. mit Leuten aus Basel und Basel-Land. Im selben Jahr wurde Leonhardt aus der Armee ausgestossen.

Im August 1934 traten Leute aus dem "Nationalsozialistischen Eidgenössischen Kampfbund" bei (NSEKB), v.a. mit Leuten aus Zürich (S.71-72)

Der neue Name: "Nationalsozialistische Schweizerische Arbeiterpartei" (NSSAP) (1935-1938)
Im Februar 1935 stiess der Rest der "Nationalsozialistischen Eidgenössischen Arbeiterpartei" (NSEAP) / "Bund Nationalsozialistischer Eidgenossen" (BNSE) zum Volksbund. Der Volksbund gab sich dabei den neuen Namen NSSAP. Erst jetzt schritt die Staatsanwaltschaft ein und verbot den Verkauf der Zeitung auf öffentlichem Grund: in Basel, Kanton Zürich und Kanton St. Gallen. Ab November 1935 musste die Zeitung in Couverts verschickt werden.

Am 10. November 1938 wurde die Zeitung der NSSAP verboten. Am 10. Dezember wurde die Gruppierung durch Leonhardt selbst aufgelöst.

Leonhardt selbst zog im März 1939 nach Nazi-Deutschland, wo auch andere ehemalige Leute des "Volksbunds" für Deutschland Spionage betrieben. Im November 1939 fanden gegen diese Leute vor Bundesgericht Prozesse statt. Es wurden Gefängnisstrafen von 1/2 bis 1 Jahr verhängt (S.72-74).


In Stichworten:

Der "Volksbund" (1933-1935)
5. Oktober 1933 Gründung durch eine abgespaltene Gruppe der "Nationalen Front" von Basel-Solothurn. "Gauführer" von Basel-Solothurn ist Ernst Leonhardt. In dieser Gruppe sind auch Leute aus den Kantonen Bern, Aargau und Luzern. Führer des Volksbunds sind
-- Major Ernst Leonhardt
-- Oberst Emil Sonderegger
-- Hans Bosshard.

Politik: total pro-deutsche Einstellung, für Hitlerismus, mit Kopie der Judenhetze von Streicher. Juden werden als "Flöhe" und "Blutsauger" bezeichnet.
Ab 11.3.1934 nach der Volksabstimmung (Ablehnung eines frontistisch-autoritären Staatsschutzgesetzes) Spaltung: Sonderegger und Bosshard gehen zur "Volksfront", dann am 23.2.1935 zum "Eidgenössischen Bund". Leonhardt bleibt allein - Ausschluss von Leonhardt aus der Armee im selben Jahr 1935.

Im August 1934 treten Leute aus dem Nationalsozialistischen Eidgenössischen Kampfbund bei (NSEKB), v.a. mit Leuten aus Zürich (S.71-72)

Der neue Name: "Nationalsozialistische Schweizerische Arbeiterpartei" (NSSAP) (1935-1938)
Februar 1935 Zulauf aus Resten der NSEAP / des BNSE (siehe oben) - neue Namengebung NSSAP - Eingreifen der Staatsanwaltschaft und Verbot des öffentlichen Verkaufs der Parteizeitung in Basel und in den Kantonen Zürich und st. Gallen - Versand in Couverts ab November 1935 - Verbot der Parteizeitung am 10.11.1938 - Selbstauflösung der NSSAP am 10.12.1938 durch deren "Führer" Leonhardt selbst.

März 1939 Umzug von Leonhardt nach Nazi-Deutschland - Spionage mit anderen schweizer "Kollegen" - November 1939 Prozesse vor Bundesgericht mit Gefängnisstrafen von 1/2 bis 1 Jahr (S.72-74).

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Die Front-Bewegung "Schweizerische Gesellschaft der Freunde einer autoritären Demokratie" (SGAD) (Ende 1938-1940)

Ernst Leonhardt
, der zuvor "Führer" beim "Volksbund" und der Nationalsozialistischen Schweizerischen Arbeiterpartei" (NSSAP) war, hatte noch nicht genug von seinem nationalsozialistisch-rassistischen Treiben und gründete Ende 1938 eine neue Nazi-Bewegung in der Schweiz, nun die "Schweizerische Gesellschaft der Freunde einer autoritären Demokratie" (SGAD) (S.74-76).

Im März 1939 siedelte Leonhardt selbst nach Nazi-Deutschland über (S.72-74) und hielt sich in Frankfurt auf (S.74-76), wo er mit anderen Nazi-Schweizern Spionage gegen die Schweiz betrieb (S.72-74). Zum Beispiel veranstaltete Leonhardt zusammen mit Ernst Burri eine Flugblattkampagne gegen die schweizerische Regierung. Das "Flugblatt" wurde durch ehemalige Volksbundleute an die schweizer Regierung, an Parlamentarier, an Armeeführer und an schweizer Zeitungen verteilt, bezahlt vom Berliner Propagandaministerium unter dem Klumpfuss-Arier Goebbels.

Ab August 1940 herrschte in der "CH Gesellschaft der Freunde einer autoritären Demokratie" der Tenor, die Schweiz solle sich endlich dem "Neuen Europa" anpassen, sonst würde die Schweiz zu den "Verlierern" gehören. Es wurde der Abgang der kompletten schweizer Regierung gefordert mit der Begründung, dass sich die Schweiz gegenüber Grossdeutschland katastrophal benommen habe. Im Oktober 1940 schliesslich deckte die Bundespolizei die Verteilerorganisation auf.

Die Gesellschaft SGAD hatte auch ihre Zerstörungseinheiten, um den Wehrwillen der Schweiz gegenüber Nazi-Deutschland zu schwächen. Ein solches Zerstörungsdetachement aus 2 Schweizern und 6 Deutschen beging z.B. Sabotage an Flugeugen [leider ist kein Datum angegeben].

Im November 1940 wurde die SGAD verboten und aufgelöst.

Der Prozess gegen die Verteilerorganisation SGAD folgte in den Jahren 1942 bis 1944, ebenso die Prozesse wegen der Sabotage an Flugzeugen.

Ein Zerstörungsdetachement aus 2 Schweizern und 6 Deutschen begeht Sabotage an Flugzeugen und wird ebenfalls verurteilt (S.74-76).


In Stichworten:

Schweizerische Gesellschaft der Freunde einer autoritären Demokratie SGAD (Ende 1938-1940)
Gründung Ende 1938 durch Ernst Leonhardt - Übersiedlung von Leonhardt nach Frankfurt März 1939 - Flugblattkampagne mit Ernst Burri gegen die schweizerische Regierung, Verteilung durch ehemalige Volksbundleute an die Regierung, an Parlamentarier, an Armeeführer, an Zeitungen, bezahlt vom Berliner Propagandaministerium.

Ab August 1940 Tenor, die Schweiz solle sich endlich dem "Neuen Europa" anpassen, sonst gehöre die Schweiz zu den "Verlierern" - Forderung nach Abtritt der schweizerischen Regierung, denn die Schweiz habe sich gegenüber Grossdeutschland "katastrophal" benommen - ein Zerstörungsdetachement aus 2 Schweizern und 6 Deutschen begeht Sabotage an Flugzeugen - im Oktober 1940 deckt die Bundespolizei die Verteilerorganisation auf und auch die Täter der Sabotage an Flugzeugen werden gefasst - Verbot der SGAD im November 1940 - Prozesse gegen die Flugblattverteiler 1942-1944, Urteile gegen die Saboteure (S.72-76).

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Die "Eidgenössische Soziale Arbeiterpartei" (ESAP) (1936-1940)

Eine Splittergruppe der "Nationalen Front" gründete am 1. Juni 1936 unter der Leitung des Radiomechanikers Ernst Hofmann die "Eidgenössische Soziale Arbeiterpartei" (ESAP). Die politische Ausrichtung war deutschlandtreu, z.T. rassistisch gegen die französische Schweiz. Die politischen Visionen waren
-- eine Neugestaltung des politisch-wirtschaftlichen und kulturellen Lebens
-- die Lebensrechte des schaffenden Volkes sollten vereidigt werden
-- soziale Errungenschaften sollten erhalten und erweitert werden

Propaganda für die ESAP wurde in der Zeitung "Schweizervolk" betrieben. Dabei herrschte ein Personenkult um den Gründer Ernst Hofmann. Das Perteiblatt hiess "Landbote".Die "Eidgenössische Soziale Arbeiterpartei" (ESAP) wurde z.T. durch die deutschfreundliche Industrie unterstützt.

Im Juli 1938 wurde die "Eidgenössische Soziale Volksbewegung" (eine Abspaltung der Nationalen Front unter Leitung eines Rechtsanwalts) in die ESAP integriert. Im selben Jahr 1938 kam im Nationalrat in Bern die Forderung auf, die ESAP solle verboten werden. Am 25.11.1938 wurde dann auch die Zeitung der ESAP "Landbote" von den Bundesbehörden verboten. Am 20. Oktober 1940 wurde die ESAP auf Weisung deutscher Amtsstellen aufgelöst. Der Rest schloss sich mit Ernst Hofmann dem "Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung" (BTE) an (S.76-78).


In Stichworten:

Eidgenössische Soziale Arbeiterpartei ESAP (1936-1940)
Gründung 1. Juni 1936 durch Abspaltung von der Nationalen Front unter Leitung von Radiomechaniker Ernst Hofmann - politische Ausrichtung deutschlandtreu, z.T. rassistisch gegen die französische Schweiz - politische Visionen mit Neugestaltung, Lebensrechten der Arbeiter, Erhalt und Ausbau der sozialen Errungenschaften - Personenkult - Parteiblatt "Landbote".

Im Juli 1938 Integrierung der "Eidgenössischen sozialen Volksbewegung" - Nationalrat fordert Verbot der ESAP 1938 - Verbot des "Landboten" am 25.11.1938 durch Bundesbehörden - Auflösung der ESAP am 20.10.1940 auf Weisung deutscher Amtsstellen - Reste gehen mit Hofmann zum "Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung" BTE (S.76-78).

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"Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung" BTE (1938-1940)

Gründung des "Bund treuer Eidgenossen" BTE

Im März 1938 gründen die ehemaligen Führer der Nationalen Front Zander, Schaeppi und Oehler mit 150 weiteren Mitläufern - aber ohne Henne - den "Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung" BTE mit dem neuen Landesführer Robert Tobler.

Ziele:
-- Förderung der "geistigen" Elemente
-- Wende zur "Sachlichkeit"
-- "vaterländische" Gesinnung
-- "Abkehr" vom Nationalsozialismus.

Aber alles, was Hitler macht, wird gebilligt. Der BTE versucht eine doppelzüngige Politik mit schönen Worten. Viele Mitglieder des BTE verneinen gegen aussen die Mitgliedschaft (S.331-336).




Nach dem Österreich-Anschluss (vom 12.3.1938) spaltete sich eine Gruppe der Nationalen Front ab und gründete am 22.3.1938 den "Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung", kurz BTE. Die Führungspersönlichkeit war Dr. Alfred Zander, ein radikaler Antisemit, der schon seit 1934 einen geheimen Nachrichtendienst zugunsten von Nazi Deutschland betrieb. Der BTE führte eine eigene Zeitschrift "Schweizerdegen", die alle 2 Wochen neu herauskam und von Deutschland finanziert war, zum Teil auch verboten war. Ausserdem betrieb der BTE die Herausgabe der "Nationalen Hefte" unter Dr. Hans Oehler. Beim BTE fand sich ausserdem Dr. Wolf Wirz [von der aufgelösten NSEAP, siehe oben] und Benno Schaeppi, der frühere Landespropagandaleiter der "Nationalen Front".

Zander äusserte sich nach dem Österreich-Anschluss vom 12.3.1938 so: "Auch für uns wird Ostern kommen", im Sinne, dass bald auch die Schweiz ihren "Anschluss" an Nazi-Deutschland erfahren werde, so wie es für Österreich an Ostern 1938 der Fall war. Die Politik des BTE war pro-deutsch ausgerichtet, mit Rassismus, Antisemitismus, und gegen den "jüdischen Bolschewismus". Im September 1938 am Nürnberger Parteitag wird Zander von Hitler im Sinne eines Anschlusses der Schweiz an Deutschland empfangen. Zander beging in diesem Sinn einen absoluten Landesverrat. Im November wurde Zander dann verhaftet. Da hatte Zander schon einen Geheimsender vorbereitet. Im Juli 1939 folgten die Urteile gegen die "Führer" und Mitarbeiter des "Bunds treuer Eidgenossen" BTE mit Strafen zwischen einem Monat Gefängnis bis zu 2 Jahren Zuchthaus.

Der BTE entpuppte sich als deutsche Spionageorganisation und wurde auf Weisung deutscher Amtsstellen am 22.10.1940 aufgelöst. Die deutsche Anweisung hiess dann, mit der ESAP zu fusionieren (S.78-80).

In Stichworten:

Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung BTE (1938-1940)

Gründung am 22.3.1938 (nach dem Österreich-Anschluss) durch die Abspaltung von der Nationalen Front.
Führer: Dr. Alfred Zander, radikaler Antisemit, betreibt seit 1934 einen geheimen Nachrichtendienst zugunsten Nazi-Deutschlands; Zander 1938: "Auch für uns wird Ostern kommen."
Zeitschrift: "Schweizerdegen", alle 2 Wochen, finanziert von Deutschland, z.T. verboten
Leiter der "Nationalen Hefte": Dr. Hans Oehler
ebenso dabei:
-- Dr. Wolf Wirz
-- Benno Schaeppi, früher Landespropagandaleiter der Nationalen Front.

Politik: pro deutsch, Rassismus, Antisemitismus, gegen den "jüdischen Bolschewismus".

Vorgänge: September 1938 Zander am Nürnberger Parteitag von Hitler empfangen im Sinn eines Anschlusses der Schweiz an Deutschland. Zander begeht in diesem Sinn Landesverrat - November 1938 Verhaftung Zanders (Vorbereitung eines Geheimsenders) - Juli 1939: Urteile gegen Führer und Mitarbeiter des BTE mit 1 Monat Gefängnis bis 2 Jahre Zuchthaus. Der BTE entpuppt sich als deutsche Spionageorganisation. Deutsche Anweisung zur Auflösung am 22.10.1940 und zur Fusion mit der ESAP (S.78-80).

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Die ferngesteuerte "Nationale Bewegung der Schweiz" (NBS) (Juni 1940-19.11.1940)

Die "Nationale Bewegung der Schweiz" (kurz NBS) begann sich [während des Frankreichfeldzugs] im Juni 1940 zu formieren und war das Sammelbecken für die zersplitterten Fronten, rechtsradikalen Gruppen und Bünde der Schweiz [die nach den vielen Prozessen und Verbotsverfahren übriggeblieben waren]. Bei einer "Einigungskonferenz" am 10. Oktober 1940 in München unter Leitung von Dr. Hügel mit allen schweizerischen Frontenführern und dem Agenten Dr. Ashton vom Generalkonsulat in Zürich wird die Fusion der verschiedenen Splittergruppen und die Gründund der NBS beschlossen. An dieser "Einigungskonferenz" waren u.a. anwesend
-- vom BTE ("Bund treuer Eidgenossen", auf deutsche Weisung 1940 aufgelöst): Oehler und Schaeppi
-- vom SGAD ("Schweizerische Gesellschaft der Freunde einer autoritären Demokratie", aufgelöst im November 1940): Burri und Leonhardt
-- von der NBS: Max Leo Keller.

Leonhardt und Keller stritten sich dabei um den Führungsanspruch bei der neuen NBS. Die "Eidgenössische Soziale Arbeiterpartei" (ESAP) war in München abwesend. Somit wurde in München nur die Vereinigung von BTE und ESAP in die NBS vereinbart.

Max Leo Keller pflegte Kontakte zum Bundespräsidenten und zu Rudolf Hess. Keller setzte durch, dass die NSDAP ihn als Nazi-Führer der Schweiz anerkannte. Ebenso trotzte er der NSDAP die Zusicherung ab, dass Deutschland immer bei Keller um seine Meinung fragen würde, wenn bezüglich der Schweiz Entscheide getroffen würden. Ab dem 22.10.1940, nach der Auflösung des Bunds treuer Eidgenossen BTE, entsprach die NBS einer nationalsozialistischen Einheitspartei. Die Leitung wurde von einem "Triumvirat" Zander - Hofmann - Keller ausgeübt, wobei diese "Drei" aus Deutschland von Dr. Klaus Hügel von der SS in Stuttgart ferngesteuert waren. Keller verlangte vom Bundesrat ultimativ die uneingeschränkte Versammlungs- und Agitationsfreiheit.

Alle Original-Anmeldungen der 2224 Mitglieder wurden im SS-Tresor in Berlin aufbewahrt. Die Mitglieder der NBS hatten den Glauben an den "Sieg" Hitler-Deutschlands mit der Vision auf einen "Anschluss" an die neuen europäischen Verhältnisse.

Die politische Ausrichtung der "Nationalen Bewegung der Schweiz" bestand in den "10 Geboten" für die Mitglieder der NBS:
1. totaler Führerstaat: "Der Entscheid der obersten Führung ist endgültig"
2. totale Disziplin: "Verletze nie die Disziplin"
3. keine Diskussionen: "Vergeude nie deine Zeit in Schwätzereien und selbstgefälliger Kritik, sondern fasse an und schaffe"
4. Anweisung zum Stolz ohne Dünkel: "Sei stolz, aber nicht dünkelhaft"
5. das Programm als Gesetz: "Das Programm sei dir Gesetz, die Idee ein unantastbares Dogma"
6. Betragen und Auftreten immer als Repräsentant: "Du bist Aushängeschild der Bewegung, darnach richte dein Betragen und Auftreten"
7. treue Kameradschaft: "Übe treue Kameradschaft..."
8. zäher Kampf mit Verschwiegenheit: "Im Kampfe sei zäh und verschwiegen! Mut ist nicht Rüpelhaftigkeit"
9. das Recht ist immer für die Partei: "Recht ist, was der Bewegung und deinem Volke nützt"
10. der "wahre Soldat": "Erkennst du diese Pflichten an, dann bist du wahrer Soldat deiner Idee..."

Die "10 Gebote" für NSDAP-Mitglieder waren nicht viel anders (S.81-87).

Am 19.11.1940 wurden dem Bundesrat die Organisationsstatuten der "Nationalen Bewegung der Schweiz" NBA bekannt. Die NBS wurde aufgelöst, da sie von Nazi-Deutschland abhängig war. Das Dritte Reich reagierte mit heftiger Propaganda gegen den Bundesrat, und auch die "Nationale Front" (S.87).

[Bemerkung: Die "Nationale Bewegung" war gar nicht "national"
Es ist natürlich so, dass eine "Nationale Bewegung", die nazistisch-rassistisch ist, genau das Gegenteil von "national" ist und am Ende die Auflösung der Schweiz zum Ziel hat, weil die "Volksgruppen" "vereint" werden sollten. Insofern war das sofortige Verbot der NBA absolut richtig, und die NS-Führung in Berlin hat bis zum Schluss das Wesen der Schweiz nicht begriffen, sonst hätte die "Einigungskonferenz" in München erst gar nicht stattgefunden].

Die illegale NBS: Dr. Hügel bildet heimliche NS-Vereine als "Grundstock" für eine schweizerische SS
Dr. Ashton führte auf deutsche Weisung hin die NBA über das deutsche Konsulat in Zürich weiter, mit Tarnung durch verschiedene Namen für verschiedene Ortsgruppen. Der Rest schloss sich der "Nationalen Front" von Tobler an (S.89).

Dr. Ashton konnte über das Zürcher Konsulat verschiedene Nazi-Organisationen aufbauen:
-- schweizerische Sportschulen (SS), z.B. Kilchberg
-- Fechtbünde
-- die Soziale Volkspartei SVP
-- den National-Bernischen Sportverein NBS u.a.

Hierzu wurden die Leute auch nach Deutschland zu [arischen] Sportveranstaltungen eingeladen. Aber die Bundespolizei war dabei und hat das schon mitgekriegt und aufgedeckt. Dr. Ashton meinte, die "Schweizerischen Sportschulen" (SS) würden einen "Grundstock" für die Bildung einer illegalen schweizerischen SS bilden und könnten bei einem Hitler-Einmarsch in die Schweiz als "Stosstrupp" dienen.

Mit derselben Absicht der Vorbereitung eines "Anschlusses" der Schweiz gründete und unterstützte Dr. Ashton vom Deutschen Konsulat in Zürich weitere Vereinigungen:
-- den "Bund Nationalistischer Schweizerstudenten"
-- den "Kampfbund Speer"
-- die "Eidgenössische Arbeiter- und Bauernpartei" (EABP).

Die Verhaftung des NBS-"Führers" Keller im Juni 1941 - Freilassung auf Kaution und Exil bei den Hermann-Göring-Werken
Im Juni 1941 wurde Keller verhaftet (S.89), am 10. Juni 1941 bei einer Grossaktion der Bundesanwaltschaft (S.101).

24.8.1941: Neue "Einigungskonferenz" endet im Fiasko
Am 24. August 1941 fand eine zweite "Einigungskonferenz" unter Dr. Hügel statt, dieses Mal in Stuttgart. Nun wurde die Konferenz zum Fiasko, denn die Spaltung unter den Auslandschweizern blieb bestehen. Der Bund der Schweizer in Grossdeutschland (BSG) wollte wie bisher weiterexistieren, und Burri und Leonhardt spaltaten sich ab und gründeten den "Nationalsozialistischen Schweizerbund" (NSSB) (S.93-94).

September 1941 ca. Freilassung von Keller auf Kaution
Zu einem Prozess gegen den festgenommenen "Führer" Keller kam es nicht, weil keine stichhaltigen Beweise vorlagen (S.101). Keller wurde gegen Kaution freigelassen. Die Kaution wurde vom deutschen SS-Hauptamt in Berlin bezahlt. Im November 1941 übersiedelte Keller nach Deutschland (S.89), am 19. November 1941. Keller übersiedelte mit 4 Gesinnungsgenossen ins Reich nach Berlin, wurde dort leitender Direktor der Hermann-Göring-Werke in Berlin und in Weimar, bezog ein steuerfreies Jahresgehalt und spielte in den Schweizerbünden nur noch eine passive Rolle, wartete ab, bis er "gerufen" würde (S.101,103).

[Es herrschte die Siegeseuphorie gegen Russland, aber der Sieg kam nie. Die rassistischen "USA" unterstützten dabei das Dritte Reich und die "Sowjetunion" gleichzeitig. Die Masse der Schweizer wussten das nicht, das wussten nur wenige Leute im Geheimdienst].


In Stichworten:
Die ferngesteuerte "Nationale Bewegung der Schweiz" (NBS) (Juni 1940-19.11.1940)
Beginn der "Nationalen Bewegung der Schweiz" (NBS) im Juni 1940 als Sammelbecken für zersplitterte Fronten, rechtsradikale Gruppen und Bünde. Einigungskonferenz in München am 10. Oktober unter Dr. Hügel mit den schweizerischen Frontenführeren und dem Agenten Dr. Ashton vom deutschen Konsulat in Zürich, mit dabei Oehler und Schaeppi (BTE), Burri und Leonhardt (SGAD) und Max Leo Keller. Die ESAP ist abwesend. Vereinbart wird an der Konferenz die Vereinigung von BTE und ESAP in die NBS. Max Leo Keller spielt sich als schweizer "Führer" auf mit direkten Kontakten zum deutschen Bundespräsidenten und zu Rudolf Hess, mit Konsultationspflicht der deutschen Seite etc. Ab dem 22.10.1940 entspricht die NBS einer NS-Einheitspartei mit Leitung durch das Triumvirat Zander - Hofmann - Keller, von Deutschland aus von Dr. Klaus Hügel von der SS Stuttgart ferngesteuert. Die 2224 Mitglieder-Anmeldungen zur NBS sind alle im Berliner SS-Tresor. Keller verlangte vom Bundesrat Versammlungs- und Agitationsfreiheit. Die NBS-Mitglieder glauben alle an den "Sieg" Hitler-Deutschlands und wollen für den "Anschluss" vorbereitet sein.

Politik: 10 Gebote für die Mitglieder der NBS
1. totaler Führerstaat: "Der Entscheid der obersten Führung ist endgültig"
2. totale Disziplin: "Verletze nie die Disziplin
3. keine Diskussionen: "Vergeude nie deine Zeit in Schwätzereien und selbstgefälliger Kritik, sondern fasse an und schaffe"
4. Anweisung zum Stolz ohne Dünkel: "Sei stolz, aber nicht dünkelhaft"
5. das Programm als Gesetz: "Das Programm sei dir Gesetz, die Idee ein unantastbares Dogma"
6. Betragen und Auftreten immer als Repräsentant: "Du bist Aushängeschild der Bewegung, darnach richte dein Betragen und Auftreten"
7. treue Kameradschaft: Übe treue Kameradschaft..."
8. zäher Kampf mit Verschwiegenheit: "Im Kampfe sei zäh und verschwiegen! Mut ist nicht Rüpelhaftigkeit"
9. das Recht ist immer für die Partei: "Recht ist, was der Bewegung und deinem Volke nützt"
10. der "wahre Soldat": "Erkennst du diese Pflichten an, dann bist du wahrer Soldat deiner Idee..."

Die "10 Gebote" für NSDAP-Mitglieder war nicht viel anders (S.81-87).

Vorgänge: Am 19.11.1940 werden dem Bundesrat die Organisationsstatuten der NBA bekannt. Die NBS wird aufgelöst, da sie von Nazi-Deutschland abhängig sei. Heftige Propaganda des Dritten Reichs und der "Nationalen Front" gegen den Bundesrat (S.87).

Die illegale NBS: Dr. Hügel bildet heimliche NS-Vereine als "Grundstock" für eine schweizerische SS

Vorgänge: Die NBS wird auf deutsche Weisung hin durch Dr. Ashton im deutschen Konsulat in Zürich illegal weitergeführt, mit Tarnung durch verschiedene Namen für verschiedene Ortsgruppen. Der Rest schliesst sich der Nationalen Front von Tobler an (S.89). Ashton baut in der Schweiz verschiedene Nazi-Organisationen auf: Schweizerische Sportschulen, Fechtbünde, eine "Soziale Volkspartei" (SVP, den National-Bernischen Sportverein NBS u.a., mit Einladungen an [arische] Sportveranstaltungen nach Deutschland. All diese Sportvereine sollten bei einem Hitler-Einmarsch der Grundstock und Stosstrupp für eine schweizerische SS sein. Die Bundespolizei deckt alles auf. Weitere Hügel-"Vereine" sind z.B. der "Bund Nationalistischer Schweizerstudenten", der "Kampfbund Speer", oder die "Eidgenössische Arbeiter- und Bauernpartei"(EABP).

Verhaftung von "Führer" Keller am 10. Juni 1941 (S.89, 101) - die zweite "Einigungskonferenz" in Stuttgart unter Dr. Hügel endet im Fiasko, die Spaltung der Auslandschweizer bleibt, BSG wie bisher, die NSSB unter Burri und Leonhardt neu (S.93-94) - Freilassung von "Führer" Keller gegen Kaution, die vom S-Hauptamt in Berlin bezahlt wrid - Umzug von Keller nach Deutschland am 19. November 1941 mit 4 "Gesinnungsgenossen" (S.89, 101,103), wird dort leitender Direktor der Hermann-Göring-Werke in Berlin und Weimar, steuerfreies Jahresgehalt, kaum noch in der Schweiz aktiv, wartet auf den "Ruf" (S.101,103).

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