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Mag-i-no-ko!

Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg

11. Reduit fertig - Goldmonopol - Pilet-Golaz für Separatfrieden - Rationen - Nazi-Kontakte - der "Führer" schützt die Schweiz - der Märzalarm - vollstreckte Todesurteile - die Schweiz von Januar bis Mai 1943

Beispiel für Reduit-Bauten:
                          Auspuffstollen im Artilleriewerk (AW) Vitznau,
                          der bei einer allfälligen Explosion des
                          Munitionslagers die Druckwelle ableiten sollte
                          [3]
Das Reduit ist fertig: Die Berge wurden zu Höhlen [3]
Schweizer Winterhilfe, Apfelverkauf 1943
                          [7]
Die Armut steigt, Aktion mit verbilligten Äpfeln [7]
Der
                          deutsche SS-Geheimdienstler Walter
                          Schellenberg im Rang eines SS-Oberführers 1943
                          [8]. Er traf sich mit General Guisan in
                          Biglen.
Schellenberg trifft Guisan [8]
General Dietl, Portrait [10]. Seine
                          Gebirgstruppe wollte in die Schweiz kommen,
                          oder doch nicht...
Dietl [10] sollte in die Schweiz kommen, mit Gebirgstruppen...


von Michael Palomino (1998 / 2004 / 2010)

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aus:
-- Hauptquelle: Markus Heiniger: Dreizehn Gründe. Warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde, Limmat-Verlag, Zürich 1989
-- Webseiten

1943

Reduit fertiggestellt - die Schweiz und ihr faktisches Goldmarktmonopol - dauernde Warnungen der Alliierten vor Raubgold - Pilet-Golaz für einen Separatfrieden im Westen - soziale Ungleichheiten - Nazi-Kontakte Guisans und Massons - die Führerentscheidung zugunsten der Schweiz

Das Reduit ist nun fertig und für den Wohnungsmarkt steht genug Zement zur Verfügung (S.184-185).[142]  Der Streit um Arbeitskräfte zwischen der Armee, der Kriegswirtschaft, der Industrie und dem Programm des "Plan Wahlen" hält aber weiter an (S.186). Im Jahre 1943 erreicht die schweizer Armee mit der Fertigstellung des Reduits in den Alpen ihre stärkste Kampfkraft, wobei Frauen und Kinder dem Feind im Mittelland schutzlos ausgeliefert sind (S.174).[169]

Reduit-Interessierte können sich die schweizerische "Alpenfestung" im Internet anschauen, z.B. unter dem Stichwort "unterirdische Schweiz" auf http://www.unterirdischeschweiz.ch

Ein paar Beispiele für Reduit-Bauten in den schweizer Alpen
Beispiel
                      für Reduit-Bauten: Turmgeschütz in der Region
                      St.Maurice, getarnt als bemooster, grosser Stein
                      [1]
Beispiel für Reduit-Bauten: Turmgeschütz in der Region St.Maurice, getarnt als bemooster, grosser Stein [1]
Artilleriewerk (AW) Kilchlidossen
                      (Niedwalden), dicke Betonfalltüre [2]
Beispiel für Reduit-Bauten: Artilleriewerk (AW) Kilchlidossen (Niedwalden), dicke Betonfalltüre [2]

Beispiel für
                                Reduit-Bauten: Auspuffstollen im
                                Artilleriewerk (AW) Vitznau, der bei
                                einer allfälligen Explosion des
                                Munitionslagers die Druckwelle ableiten
                                sollte [3]
Beispiel für Reduit-Bauten: Auspuffstollen im Artilleriewerk (AW) Vitznau, der bei einer allfälligen Explosion des Munitionslagers die Druckwelle ableiten sollte [3]
Beispiel für
                                Reduit-Bauten: Schiessscharten in einem
                                Berg in Euschels (Kanton Freiburg) [5]
Beispiel für Reduit-Bauten: Schiessscharten in einem Berg in Euschels (Kanton Freiburg) [5]
Beispiel für Reduit-Bauten: in den Berg
                        eingebaute Kanone (10,5 cm) im Artilleriewerk
                        (AW) Vitznau [4].
Beispiel für Reduit-Bauten: in den Berg eingebaute Kanone (10,5 cm) im Artilleriewerk (AW) Vitznau. Rechts ist eine Karte mit dem Sektor, der durch die beiden Kanonen im AW Vitznau "abgedeckt" wurde: Bürgenstock, Engelberger Aa-Tal, Lopper und Region Sarnen [4].




[Die schweizer Armee war also absolut darauf vorbereitet, der Wehrmacht eine Niederlage zu bereiten, wie es die finnischen Truppen mit der Roten Armee gemacht hatten, und man war nach 1945 auch auf einen Einmarsch der Roten Armee vorbereitet, um die Niederlage gegen Finnland zu wiederholen].

Ab 1943 hält die Schweiz eine monopolartige Stellung auf dem europäischen Goldmarkt (S.118). Die schweizer Golddrehscheibe wird für die deutsche Rüstungsindustrie unentbehrlich (S.116).[170]   Das Reich ist nach der Kriegswende in Stalingrad auf jeden Goldhandel angewiesen (S.78), und die Schweizer Nationalbank kauft in diesem Jahr die grösste je gekaufte Menge Gold (S.79). Gleichzeitig warnen die Alliierten ab Januar 1943 regelmässig die neutralen Staaten in Deklarationen und Demarchen, dass Handel mit erbeutetem Gold ("looted gold") unrechtmässig sei, und dass es zurückgefordert werde (S.118-119).

[Die Angabe, dass der Handel mit erbeutetem Gold unrechtmässig sei, widerspricht der Haager Landkriegskonvention von 1907, demgemäss es den Begriff "Raubgold" gar nicht gibt. Die Fronten zwischen der schweizer Regierung, den schweizer Banken und der Propaganda der Alliierten unter Führung von Roosevelt werden unerbittlich.  Die Alliierten, die lange eine Zweite Front verweigerten, wollten die Kriegsregeln zu ihren Gunsten ändern. Wenn man berücksichtigt, dass die "US"-Industrie bis 1945 das Dritte Reich Lieferungen kriegswichtiger Waren unterstützt (u.a. Antiklopfmittel, und Henry Ford erhielt 1943 ja sogar einen Nazi-Orden), und wenn man berücksichtigt, dass die "USA" die deutschen Städte kaputtschiessen statt mit der Vernichtung der Tanklager die Wehrmacht zum Stehen zu bringen, kann man die Alliierten noch weniger Ernst nehmen. Dies war wohl die Position des Bundesrats und der schweizer Banken in Sachen Gold im Jahre 1943].

x
Pilet-Golaz, Portrait [6], meinte, ein
                      Separatfrieden zwischen Deutschland und den
                      Westalliierten sei vorteilhaft. Da war er nicht
                      allein mit dieser Meinung. Pilet-Golaz, Portrait [6]. Er meinte im Februar 1943 gegenüber dem "amerikanischen" Botschafter Harrison, ein Separatfrieden zwischen Deutschland und den Westalliierten sei vorteilhaft. Da war er nicht allein mit dieser Meinung.
Im Februar 1943 setzt sich Bundesrat Pilet-Golaz in Gesprächen mit dem amerikanischen Gesandten Harrison für einen Separatfrieden im Westen ein. Harrison lehnt ab, und der schweizer Nachrichtendienst wie auch die russische Seite erhalten Kenntnis von Golaz' Vorgehen. Dieser bestreitet nun seine Aktion, die gegen jede Neutralität verstösst und die Schweiz in neutralitätspolitische Gefahr gebracht hat (S.158-159).[171] 

[Die Idee eines Separatfriedens war in diplomatischen Kreisen weit verbreitet. Die Idee scheitert aber nicht nur an den Alliierten, sondern vor allem der kranke Hitler (wahrscheinlich mit schwerem Parkinson) ist gegen einen Separatfrieden. Es wusste aber niemand, dass Hitler krank war, denn er redete kaum noch, und Fotos gab es auch kaum noch von ihm].

Ab 1943 nehmen die sozial- und preispolitischen Ungleichheiten in der Schweiz zu. Kinderreiche Familien und ungelernte Arbeiter können sich die Rationen nicht mehr kaufen. Streng vertrauliche Untersuchungen des Kriegsernährungsamtes stellen zum Teil erhebliche Gewichtsverluste bei Kindern fest (S.192-193).[172] 

Die wachsende Armut in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg ist zum Beispiel an der Aktivität der Schweizer Winterhilfe ablesbar [web01].

Schweizer Winterhilfe, verbilligter
            Apfelverkauf in der Schweiz 1943 [7]
Schweizer Winterhilfe, verbilligter Apfelverkauf in der Schweiz 1943 [7]

Die geheime "collaboration" nimmt nun bizarre Formen an. General Guisan trifft sich im März 1943 in Biglen mit dem SS-Geheimdienstler Schellenberg (zu diesem Zeitpunkt SS-Standartenführer, ab 21. Juni 1943 SS-Oberführer [web02]). Das Treffen kommt ans Licht, als der Gasthof Bären in Biglen (bei Worb in der Region Bern) von Guisan die Unterschrift im Gästehaus erneuert haben will, die von Geheimdienstleuten herausgeschnitten wurde. Guisan verstrickt sich vor seinen eigenen Angehörigen des Armeehauptquartiers in Interlaken in Widersprüche. Vor Bundesrat Kobelt vom Militärdepartement gibt er vor, den Namen des deutschen Offiziers nicht zu kennen (S.151).
Der
                      deutsche SS-Geheimdienstler Walter Schellenberg im
                      Rang eines SS-Oberführers 1943 [8]. Er traf sich
                      mit General Guisan in Biglen.
Der deutsche SS-Geheimdienstler Walter Schellenberg im Rang eines SS-Oberführers 1943 [8]. Er traf sich mit General Guisan in Biglen. Der Unmut richtete sichnicht gegen ihn, sondern gegen Guisan...
Karte
                      mit Biglen zwischen Bern und Langnau (Emmental)
                      [9]
Karte mit Biglen zwischen Bern und Langnau (Emmental) [9], wo sich General Guisan mit Schellenberg getroffen haben soll.

Masson, von Guisan zu Kontakten zu Schellenberg ermuntert, verrät die schweizer Spionagelinie "Wiking" von Max Waibel an Schellenberg durch eine "Unvorsichtigkeit". Als es herauskommt, deckt Guisan Masson, obwohl Massons Verhalten Hochverrat darstellt.[173]   Alfred Ernst verlässt den Nachrichtendienst (S.151). Die Absichten Schellenbergs in der Schweiz waren nach deutscher Forschung die Sondierungen für einen "Westfrieden" mit Himmler nach Ausschaltung Hitlers (S.152).[174] 

Hitler schützt die Schweiz als Produktionszentrum für die Wehrmacht immer mehr. Ministerialdirektor Emil Wihl notiert am 11.3 1943 in sein Tagebuch:

Wihl:
"[...]   hat der Führer auf den Vortrag von Reichsminister Speer sich dahingehend geäussert, dass man das Vorgehen gegen die Schweiz nicht auf die Spitze treiben, sondern sich dabei die Möglichkeit einzulenken offen halten sollte, selbst wenn man hierzu bei den deutschen Wünschen betreffend Vergebung neuer Rüstungsaufträge kürzer treten müsse." (S.79)[175] 


Märzalarm wegen angeblicher deutscher Angriffsvorbereitungen - die Schweiz wird "unverzichtbar" - das Reich überzieht den Kredit um 500 Mio. Franken - Goebbels über "Kleinstaatengerümpel"



Am 18. März 1943 meldet die Spionagelinie "Wiking" von Max Waibel, die Schweiz sei durch einen deutschen Angriff in Gefahr. Unter dem bekannten Gebirgskriegs-Spezialisten General Dietl werde ein "Kommando Schweiz" zusammengestellt. Man solle mit einer geeigneten Geste zeigen, dass die Schweiz nicht überrumpelt werden könne (S.48).[176]  

General
                      Dietl, Portrait [10]. Seine Gebirgstruppe sollte
                      in die Schweiz kommen, oder doch nicht...

General Dietl, Portrait [10]. Seine Gebirgstruppe sollte in die Schweiz kommen, oder doch nicht...

Dietl war ein absoluter Militarist und ein exakter Planer, im Ersten Weltkrieg schon "Kompanieführer", hatte für Hitler massgeblich die SA aufgebaut und stand beim Hitler-Ludendorff-Putsch mit einer Kompanie bereit. In der Weimarer Republik war er Taktiklehrer an der Münchner Infanterieschule, dabei immer ein guter Skifahrer, und wurde in der Reichswehr Anfang 1933 noch zum Oberstleutnant befördert. In der Wehrmacht wurde er im Oktober 1935 Kommandeur des Gebirgsjägerregiments 99, 1938 Generalmajor und Kommandeur der Gebirgs-Division in Graz mit Teilnahme am Polenfeldzug 1939. Im April verteidigte er mit seinen 2000 Gebirgsjägern in Zusammenarbeit mit 2500 Marinesoldaten die Stadt Narvik vor einem englischen Angriff gegen eine fünffache Übermacht und erhielt dafür entsprechende Kreuze und Eichenlaub sowie die Beförderung zum "General der Gebirgstruppe". Dietl wurde nun als "Volksheld" gefeiert und der "Sieger von Narvik" in neuen Wehrmachtsliedern besungen. Er war auch an Barbarossa beteiligt, und zwar in Nord-Finnland am Eismeer. 1942 wurde er in Finnland anlässlich eines Hitler-Besuchs beim finnischen Oberbefehlshaber von Mannerheim zum Generaloberst befördert. Dietl beschwörte daraufhin weiterhin "die Erringung des Endsieges", und "die Aufgabe, die der Führer der Wehrmacht gestellt hat", sei zu "erfüllen". Nach Stalingrad wurden dann die Feste (zehnter Jahrestag der Machtübernahme) etwas leiser gefeiert. Dietl befürwortete aber den von Goebbels ausgerufenen "totalen Krieg"  [web03].

Dietl war also nicht irgendeine Person, sondern mit all den Daten, die das Dritte Reich bereits über die Schweiz ausspioniert hatte, war er gefährlich. Aber ob eine Gebirgsjägertruppe für die Schweiz genügen würde, war gleichzeitig mehr als fraglich.

Die Handelsdelegation in Berlin ist von der Führerentscheidung vom 11.3.1943 jedoch informiert, demnach die Schweiz erhalten werden solle. Der Alarm ist völlig unbegründet (S.80). General Guisan versetzt vorsorglich die Stäbe der Heereseinheiten an ihre Kriegsstandorte. Am 22. März 1943 meldet "Wiking", dass ein weiterer Entscheid im Führerhauptquartier gefallen sei. Die Schweiz werde vorerst nicht angegriffen werden (S.48).

Mehr als eine Drohgebärde war es also nicht gewesen. Dietl starb dann ein Jahr später bei einem Flugzeugabsturz am 23.6.1944 auf dem Weg zu Hitlers "Berghof". Der Tod des NS-Volkshelden wurde eine Woche später am 1.7.1944 bekanntgegeben [web03].

Historiker Hans Rudolf Kurz (Verfasser von "Dokumente des Aktivdienstes" (1965) und "Bewaffnete Neutralität" (1967) [web04]) dazu:

Kurz:
<Die Annahme, dass hinter den Gesprächen keine konkreten Pläne standen, wird bestärkt durch die nach dem Krieg gemachte Feststellung, dass auf keiner der massgebenden operativen Planungsstufen von Wehrmacht und Heer irgendwelche Vorarbeiten für eine "Operation Schweiz" befohlen worden sind.> (S.48)[177] 

Historiker Kreidler berichtet in einer späteren Untersuchung, dass ein Angriff auf die Schweiz zum damaligen Zeitpunkt nur Nachteile für das Reich gebracht hätte.

Kreidler:
"Ein Angriff auf die Schweiz hätte für die deutsche Kriegsführung nur Nachteile mit sich gebracht, denn es musste mit einer nachhaltigen Unterbrechung der Eisenbahnen und nach ihrer Wiederherstellung auch mit dauernden Luftangriffen auf sie gerechnet werden." (S.61)[178] 

Stattdessen verfolgt das Hitler-Regime weiter den Plan gegen die Schweiz, in einer Art Wirtschaftskrieg immer mehr Lieferungen zu erpressen. Das Vorhaben wird aber abgeblasen, denn die Schweiz soll als "Produktions-Oase" erhalten bleiben, so Vorort-Direktor Heinrich Homberger (S.48-49).[179] 

x
Reichswirtschaftsminister Walther Funk,
                      Portrait von 1942 [11] Reichswirtschaftsminister Walther Funk, Portrait von 1942 [11] Funk sagte klar, dass ohne Schweiz das Dritte Reich innerhalb zweier Monate wirtschaftlich handlungsunfähig sein würde (S.116).
Reichswirtschaftsminister Walther Funk äussert 1943 vor dem geheimen "Handelspolitischen Ausschuss", er könne auf die Hilfe der Schweiz bei der Umwandlung von Gold in Devisen nicht einmal zwei Monate verzichten.[180]   Funk lehnt deswegen Wirtschaftssanktionen des Reichs gegen die Schweiz vehement ab (S.116).

Das Reich hat bis zum April 1943 inzwischen den vereinbarten Kredit von 850 Millionen Franken um 250 bis 300 Millionen überzogen und somit die Kreditmilliarde sogar noch überschritten. [bei entsprechende  Mehrarbeit der schweizer Bevölkerung und entsprechendem Profit der schweizer Industriellen]. Spätere Forschungen ergeben, dass der Überzug bisweilen sogar 500 Millionen betragen hat, jedoch Bestellungen von 200 Millionen wieder rückgängig gemacht wurden (S.109).

8.Mai 1943: Hitlers Propagandaminister Goebbels hätte es doch lieber, wenn die Schweiz deutsch besetzt und aufgelöst wäre.



Goebbels:
"[...]   dass das Kleinstaatengerümpel, das heute noch in Europa vorhanden ist, so schnell wie möglich liquidiert werden muss."[181]   (S.40)


Vollstreckte Todesurteile in der Schweiz

Im ersten Halbjahr 1943 werden drei "Landesverräter" in Regensdorf inhaftiert (Oberaufseher ist Karl Voser, Aufseher ist Silvio de Zordi) und das Todesurteil in einer Kiesgrube in einem Wald beim Katzensee vollstreckt. Die Soldaten für die Erschiessung sind Grenzsoldaten, die die Landesverräter speziell hassen. Bei der Erschiessung haben einige der Schützen Platzpatronen im Gewehr. So weiss niemand, wer effektiv getötet hat [web05].

Die Todesopfer im ersten Halbjahr 1943 sind:

Beeler, Fridolin, Schänis St. Gallen (1921), Eintritt: 22. 1. 1943, Erschossen: 20. 4. 1943;
Gröbli, Hans, Henau, St. Gallen, Geboren: 15. 5. 1910, Eintritt 4.5. 43, Erschossen: 25. 5. 43;
Reutlinger, He. Geboren 2. 2. 06, von Neftenbach. Eintritt 4. 5. 43, Erschossen 30. 5. 43 [web05].
Karte mit Zürich
              und dem Katzensee bei Zürich [12]
Karte mit Zürich und dem Katzensee bei Zürich [12]

Die Vergehen von Fridolin Beeler:

-- Beeler war ein junger Bäcker [web06], ein überzeugter Nazi, ein Hitler-Schwärmer, ein "Fröntler", ein Anhänger der frontistischen Parteien, aber ein schwächlicher und kränklicher Mann, also ein "schizoider Psychopath", der dauernd seine Überzeugung dartat [also eine Art politischer Exhibitionist, der darstellte, wie er dem nacheiferte, was er selbst nicht hatte, nämlich eine starke Fassade]
-- Beeler pflegt Kontakte zu Deutschen und wird unter dem Verdacht der Spionage im Oktober 1941 verhaftet
-- Beeler befiehlt seinem Verteidiger, die Kassationsbeschwerde gegen das Todesurteil zurückzuziehen
-- Beeler lehnt ein Begnadigungsgesuch, das seine Eltern für ihn geschrieben haben, ab, unterschreibt es nicht, stattdessen macht er den Hitlergruss "Heil Hitler". Als die Wärter und seine Eltern seine Zelle verlassen, sagt er noch: "Adolf wird euch holen".

Das psychiatrische Gutachten hätte ihn möglicherweise vor dem Tod bewahrt, wenn die Kassationsbeschwerde eingereicht worden wäre. Aber Beeler lehnt das Gutachten ab in der Meinung: "Ich halte mich für voll zurechnungsfähig".

"Zufällig" findet seine Hinrichtung am Hitler-Geburtstag statt. Beeler war 22 Jahre alt [web05].

Literatur u.a.: WIPF, Matthias: Fridolin Beeler - zwischen Landesverräter und Märtyrer. In: Schaffhauser Nachrichten. 1999, Nr. 90


Die Vergehen von Hans Gröbli:

-- Wirtschaftlicher, politischer und militärischer Nachrichtendienst
-- für Nazi-Deutschland Firmen und militärische Objekte ausspioniert
-- ausschlaggebend für das Todesurteil: die Absolvierung eines Sabotagekurses im Dritten Reich
-- ausschlaggebend für das Todesurteil: Verrat militärischer Geheimdienste: Bleistiftskizzen von drei Militärflugplätze angefertigt, Standorte mit Lebensmitteldepots, Sprengstoffdepots und Benzindepots verraten, Wasserreservoirs und eine Mannschaftsunterkunft verraten
-- Gröbli lehnt ein Begnadigungsgesuch ab und will "sterben wie ein Soldat" [web05].

Dem Typ war scheinbar wirklich nicht zu helfen...

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Quellen

[169]  Bonjour IV, S.152

[170]  Rings, Werner: Raubgold aus Deutschland 1985, S.7

[171]  Bonjour, Edgar: Die Normalisierung des schweizerisch-russischen Verhältnisses 1946; In: Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 25.8.1974, S.37

[172]  Maurer, Peter: Anbauschlacht 1985, S.102, 104

[173]  Fuhrer, Hans Rudolf: Spionage 1982, S.132,134

[174]  Hilty, Hans Rudolf: Papiere; In: Weltwoche, 7.4.1976, S.63

[175]  Fink, Jürg: Schweiz, S.32

[176]  Kurz, Hans Rudolf: Nachrichtenzentrum Schweiz 1972, S.69

[177]  Kurz, Hans Rudolf: Waibels fünfte Kolonne; In: Die Woche, 18.9.1981, S.33

[178]  Kreidler, Eugen: Die Eisenbahnen im Machtbereich der Achsenmächte während des Zweiten Weltkrieges. Göttingen/Zürich 1975, S.96,105f.

[179]  Homberger, Heinrich: Handelspolitik 1970, S.89

[180]  Utz, Peter: Merkwürdige Machenschaften; In: Tages-Anzeiger Magazin 19.4.1980, S.52

[181]  Fink, Jürg:  Die Schweiz aus der Sicht des Dritten Reiches 1985, S.27


Webseiten-Quellen

[web01] Schweizerisches Sozialarchiv:
http://www.sozialarchiv.ch/spezialseiten/aktuell/detailansicht/article/winterhilfe-schweiz-mit-barem-birnel-und-bekleidung-gegen-die-armut/
[web02] http://en.wikipedia.org/wiki/Walter_Schellenberg
[web03] http://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dietl
[web04] http://www.brocky.ch/Buecher/ATMilitaerCH.htm
[web05] Wochenzeitung (WoZ): "Die Toten von Regensdorf"; 6.8.2009; http://www.woz.ch/artikel/rss/18185.html
[web06] http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2001/687/pdf/bodbib99.pdf


Fotoquellen

[1] Beispiel für Reduit-Bauten: Turmgeschütz in der Region St.Maurice, getarnt als bemooster, grosser Stein: http://www.unterirdischeschweiz.ch/index2.html
[2] Beispiel für Reduit-Bauten: Artilleriewerk (AW) Kilchlidossen (Niedwalden), dicke Betonfalltüre: http://www.unterirdischeschweiz.ch/273912.html
[3] Beispiel für Reduit-Bauten: Auspuffstollen im Artilleriewerk (AW) Vitznau: http://www.unterirdischeschweiz.ch/122784.html
[4] Beispiel für Reduit-Bauten: in den Berg eingebaute Kanone (10,5 cm) im Artilleriewerk (AW) Vitznau: http://www.unterirdischeschweiz.ch/122784.html
[5] Reduit, Schiesscharten bei Euschels: http://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Reduit ;
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Euschelsbunker.jpg&filetimestamp=20060301205217
[6] Pilet-Golaz, Portrait: http://www.mrkunz.ch/lexikon/bio/bilder/bio-piletgolaz.jpg ; http://www.123people.ch/s/pilet+golaz
[7] Schweizer Winterhilfe, billiger Apfelverkauf:
http://www.sozialarchiv.ch/spezialseiten/aktuell/detailansicht/article/winterhilfe-schweiz-mit-barem-birnel-und-bekleidung-gegen-die-armut/
[8] Walter Schellenberg 1943 als SS-Oberführer: http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Schellenberg
[9] Karte Bern-Biglen-Langnau:
[10] General Eduard Dietl: http://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dietl
[11] Reichswirtschaftsminister Walther Funk, Portrait 1942: http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Funk
[12] Kartenauszug mit Zürich und dem Katzensee: http://gis.hsr.ch/wiki/Eduard_Imhof

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