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Die nationalsozialistisch orientierten Front-Organisationen in der Schweiz 1930-1957

4. Hitlers Sichtweise bezüglich der Schweiz und die Eroberungsabsichten des Dritten Reiches

Hitlers Stellung zur Schweiz und deutsche Eroberungsabsichten - die Taten Hitlers und der NSDAP und die Wirkung - Österreich-Anschluss als heilsamer Schock für die Schweiz

Hitler bei einer Rede im Reichstag in
                      Berlin [1]. Da sieht der Typ noch relativ
                      "artig" aus.
Hitler bei einer Rede im Reichstag in Berlin [1]. Da sieht der Typ noch relativ "artig" aus.
Hitler mit Gefolge in schwarzen
                      Stiefeln [1]. Das war die Realität...
Hitler mit Gefolge in schwarzen Stiefeln [2]. Das war die Realität...


von Michael Palomino (1998 / 2005 / 2010)

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aus: Walter Wolf: Faschismus in der Schweiz. Die Geschichte der Frontenbewegung in der deutschen Schweiz 1930-1945. Flamberg-Verlag Zürich 1969.


Wenn man genau hinschaut, dann merkt man genau, dass das Dritte Reich nichts anderes im Sinn hatte, als die Schweiz aufzulösen und die Sprachregionen den Nachbarstaaten anzugliedern. Das heisst: Alle nationalsozialistischen schweizer Bewegungen waren von beiden Seiten her überflüssig, von der schweizerisch-demokratischen Seite her, und von der NS-Regierung in Berlin her.


Hitlers Stellung zur Schweiz und deutsche Eroberungsabsichten

In der Hitler-Rede zum 1. Jahrestag der Machtübernahme am 30.1.1934 erwähnte Hitler, eine Nation sei auf der Einheit der Sprache aufgebaut. Indirekt meinte Hitler damit, die Schweiz solle sich auflösen (S.161).

Die deutsche Propaganda verlangte, so am 15.8.1933 in der NZZ, dass die 2,8 Mio. Deutschschweizer sich im Grossdeutschen Reich integrieren sollten gemäss NSDAP-Programm: "Zusammenschluss aller Deutschen zu einem Grossdeutschland".

Karte einer aufgeteilten
                Schweiz gemass Sprachgruppen [3]. Gemäss dem
                NSDAP-Programm sollte es die Schweiz nicht mehr
                geben...
Karte einer aufgeteilten Schweiz gemass Sprachgruppen [3]. Gemäss dem NSDAP-Programm sollte es die Schweiz nicht mehr geben...


Die Schweizer sollten kein Recht haben, ein eigenes Volk oder eine eigene Nation zu sein (in: Adolf Frei: "Die völkische Bewegung, eine nationale Gefahr", Zürich 1933).

Die Frontisten wiederum arbeiteten Hitlers Eroberungsabsichten in die Hände, so z.B. der Basler Lokaldichter Dominik Müller (1871-1953 [2]), alias: Paul Schmitz (S.161-162)

Dominik Müller (alias Paul Schmitz) war Lehrer, Publizist und Übersetzer, Herausgeber der antisemitischen Zeitschrift "Der Samstag", auch Dichter und Mundartdichter mit Versen und Romanen. 1928 erhielt er den Gottfried-Keller-Preis der Martin-Bodmer-Stiftung. Nach der Publikation "Zwischen den Mächten" (1939) mit dem Bekenntnis zum Nationalsozialismus entzog ihm die lokale Basler Regierung (Grosser Rat) die Ehrenpension [3]. Dominik Müller alias Paul Schmitz wird offen als "Basler Faschist" bezeichnet [4].


Konrad Falke: Lieber die Sprache wechseln als einen "Anschluss" hinnehmen

Konrad Falke (Schriftsteller und Dichter [1]) schrieb am 10.9.1933 in der NZZ gegen den Anschluss:

"Sollte jemals irgendeiner Macht auf Erden der Ausspruch zugebilligt werden, uns Deutschschweizer nur deshalb zum Deutschen Reich zu schlagen, weil wir auch Deutsch sprechen, so würden wir lieber diese Sprache ... aufgeben." (S.164)

"Was dem nüchternen Schweizer ans Herz geht, das ist ... die gemeinsam erlebte vaterländische Geschichte, niemals ein Mythos von Rasse und Blut oder Sprache, gleichgültig, von welcher Front und in welcher Sprache ein solcher Sirenengesang zu uns herüberschallen möchte." (S.164-165)

Die NSDAP Schweiz

Hakenkreuzfahnenzug der NSDAP Schweiz am
                      Letzigrund in Zürich, 1941 [4]
Hakenkreuzfahnenzug der NSDAP Schweiz am Letzigrund in Zürich, 1941 [4]
Wilhelm
                      Gustloff, Portrait [5]. Der Chef der "NSDAP
                      Schweiz" bzw. der "NSDAP Gau
                      Schweiz" in Davos wollte nicht mit Schweizern
                      kollaborieren...
Wilhelm Gustloff, Portrait [5]. Der Chef der "NSDAP Schweiz" bzw. der "NSDAP Gau Schweiz" in Davos wollte nicht mit Schweizern kollaborieren...

Die NSDAP in der Schweiz verweigerte ihrerseits die Zusammenarbeit mit den schweizer Nazi-Gruppen: Eine Zusammenarbeit der Nationalen Front (schweizweit ohne Zürich) mit der NSDAP Ortsgruppe Zürich und dem Landesleiter der NSDAP Gau Schweiz, Gustloff, kam nicht zustande. Die NSDAP lehnte auch die Zusammenarbeit mit dem Bund Nationalsozialistischer Eidgenossen (BNSE) unter Fischer ab (S.113-115).


Die Taten Hitlers und der NSDAP 1934 - und die Wirkung
-- 30. Juni 1934: SA-Führer Röhm wird ermordet
-- 25. Juli 1934: Bundeskanzler Dollfuss wird von Nazis weggeputscht

Die Machenschaften Hitlers und der NSDAP kamen durch den Mord an Röhm und durch den Putsch gegen Dollfuss eindrücklich zum Vorschein. Ab diesem Zeitpunkt weiss die grosse Mehrheit der schweizer Bevölkerung, was Nazitum heisst, und wohin die "Nationale Front" und andere Frontparteien die Schweiz steuern wollen, in die Willenlosigkeit und in eine Abhängigkeit von Berlin.

In der Folgezeit beklagt die schweizerische "Nationale Front" viele Parteiaustritte und nur noch wenige neue Eintritte (S.234).

Der Führer der "NSDAP Gau Schweiz", Wilhelm Gustloff, wurde am 4. Februar 1936 in Davos durch den jüdischen Studenten David Frankfurter ermordet, und seither wurde im Dritten Reich ein Totenkult um Gustloff veranstaltet, und auch ein Hochseeschiff nach ihm benannt [5].


Am 23. Februar 1937 sicherte Hitler Alt-Bundesrat Schulthess zu, er werde die Neutralität der Schweiz respektieren (S.161).

[Dies tat Hitler nicht ohne Eigennutz, denn in der Schweiz lagen praktisch alle europäischen Vermögen. Zuerst wurden von den SS-Leuten ("Männer in Schwarz") systematisch jüdische Konten geplündert. Dann diente, die Schweiz als Schwarzhandels-Drehscheibe, als Devisen-Drehscheibe (Einschmelzen von Gold resp. Raubgold), und als Spionage-Drehscheibe].


Österreich-Anschluss als heilsamer Schock für die Schweiz

Im März 1938 erfolgte mit dem Österreich-Anschluss der nächste Schock.

[Der Schock war nicht der "Anschluss" an sich, sondern der Schock beim "Österreich-Anschluss" bestand daraus, dass die deutsche NSDAP Österreich neu aufteilte, die alten Strukturen Deutschösterreichs quasi "vergewaltigte", und eine Judenhetze in Österreich organisierte, die einen jüdischen Flüchtlingsstrom in die Schweiz provozierte mit Zentrum in der Ostschweiz über Diepoldsau. Ausserdem galten die Österreicher nun als "Deutsche" und wurden zur Wehrmacht verpflichtet. Viele Österreicher wollten das alles nicht. Ausserdem wurde im Zuge des jüdischen Flüchtlingsstroms zwischen den rechtsgerichteten, schweizer Behörden in Bern und den Berliner NS-Amtsstellen der "J"-Stempel vereinbart].

Karte des
                Dritten Reichs mit dem Anschluss von Österreich [6]
Karte des Dritten Reichs mit dem Anschluss von Österreich mit dem Slogan "Ein Volk - ein Reich - ein Führer" [6].
Da waren die Österreicher "eingereicht" und hatten jegliche Eigenständigkeit verloren...


In der Schweiz bildete sich nun ein  überparteilicher Ausschuss zur Verbesserung der Lebensumstände (S.324). Die Nationale Front meinte, die Arbeiter würden sich von der SP abwenden und so seien neue Leute verfügbar. Sie machte sich aber falsche Hoffnungen, denn die Arbeiter hielten zur  Sozialistischen Partei der Schweiz (SPS).

Das Resultat der Ausschussarbeit ergab eine Zustimmung der Bevölkerung zu einem kombinierten Kredit für die Landesverteidigung und für Arbeitsbeschaffungsmassnahmen (S.314). Die Meinung der Nationalen Front wurde irrelevant. Die Nationale Front hatte sich durch ihr extremes Verhalten selbst völlig degradiert (S.315).

NS-Propaganda gegen die Schweiz

Hitlers Truppen sangen oft: "Und die Schweiz das Stachelschwein, die nehmen wir im Rückzug ein." [5]

1940-1944
[Die Schweiz wurde nach der Besetzung der Benelux-Länder zur gesamteuropäischen Spionage-Drehscheibe. Ausserdem produzierte die schweizer Industrie absolut hochwertige Waffenteile, ohne die manches in der Wehrmacht nicht funktioniert hätte, siehe die Chronologie über die Schweiz im Zweigen Weltkrieg: Mag-i-no-ko].

Der letzte Schuss gegen "Wilhelm Gustloff"
Das Hochseeschiff "Wilhelm Gustloff" war am 30. Januar 1945 auf dem Weg zwischen Ostpreussen und Schleswig-Holstein mit 9000 deutschen Flüchtlingen an Bord . Die Rote Armee nahm keine Rücksicht, ein russisches U-Boot torpedierte das Schiff mit drei Torpedos, das daraufhin rasch sank. Es war der grösste Massenmord auf See, der jemals stattgefunden hat. Das Schiff "Wilhelm Gustloff" wird entsprechend auch als "Deutsche Titanic" bezeichnet [5].


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Quellen
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Falke
[2] http://www.kulinarischeserbe.ch/product.aspx?id=135
[3] http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12168.php
[4] http://www.g26.ch/gegen_rechts_buehrle_01.html
[5] http://www.allmystery.de/themen/pr22236

Fotoquellen
[1] Hitler bei einer Rede im Reichstag in Berlin: http://martinhaidinger.com/audio.html
[2] Hitler marschierend mit Gefolge in schwarzen Stiefeln: http://www.steinhagener-hauptschule.de/u-material/ns-zeit/Seite2/seite2.htm
[3] Karte der Schweiz mit Aufteilung gemäss Sprachgruppen: http://blog.meugster.net/2010/die-spinnen-die-libyer/
[4] Hakenkreuzfahnenzug der NSDAP Schweiz, Letzigrund 1941: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/510/hitler_und_die_eidgenossen.html
[5] Wilhelm Gustloff, Portrait: http://www2.manfredgregor.de/punbb/viewtopic.php?id=2726
[6] Karte des Dritten Reichs mit dem Aschluss von Österreich:
http://www.schulserver.hessen.de/moerfelden-walldorf/bertha-von-suttner/projekt_weishaupt/oesterreich.htm


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