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Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg

17. Bomben - Transit-Ende - deutsche Vermögen blockiert - Transit blockiert - Devisen eingeschränkt - Schwarzmarkt - Simplon-Südportal - Menschenretter Louis Häfliger - Fluchthilfe für Alt-Nazis - Operation Sunrise - deutsche Kriegsgefangene bleiben ohne Schutz - Bilanzen - die Schweiz von Januar 1945 bis zum Kriegsende im Mai 1945

Louis Häfliger,
                        Portrait [1]
Louis Häfliger, Portrait [1], er rettete das Lager Mauthausen vor der Sprengung und Vernichtung.

Max Waibel fasste
                        die Vorgänge über den Friedensschluss in
                        Oberitalien in seinem Buch "Operation
                        Sunrise" zusammen, Novalis-Verlag [11]
Max Waibel fasste die Vorgänge über den Friedensschluss in Oberitalien in seinem Buch "Operation Sunrise" zusammen, Novalis-Verlag [11]
Die schweizerische Nationalbank im
                        Dunkeln [14]. Die Verantwortlichen wollen am
                        liebsten alles im Dunkeln belassen, was sich da
                        alles in den Goldkellern abgespielt hat.
Die schweizerische Nationalbank im Dunkeln [14]. Die Verantwortlichen wollen am liebsten alles im Dunkeln elassen, was sich da alles in den Goldkellern abgespielt hat. Ab jetzt beginnt das Zeitalter der "reichen Schweiz" (und Anwälte plündern namenlose Konten etc.)


von Michael Palomino (1998 / 2004 / 2010)

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aus:
-- Hauptquelle: Markus Heiniger: Dreizehn Gründe. Warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde, Limmat-Verlag, Zürich 1989
-- Webseiten


1945: Bomben in Chiasso - Einstellen des Kohletransits zwischen dem Reich und Oberitalien - Blockade der deutschen Vermögen in der Schweiz - totale Transitblockade - Einschränkung des Devisenhandels - die schweizer "Kapitulation" - Manöver gegen die Finanzblockade

Anfang 1945 finden schweizerisch-alliierte Verhandlungen statt. Der Führer der alliierten Seite, der Amerikaner Lauchlin Currie, hält der schweizer Führung vor, sie habe mit der Duldung des Kohletransits im letzten Halbjahr den Krieg verlängert (S.63).

Gleichzeitig fallen alliierte Bomben in der Nähe von Chiasso auf die Gotthardlinie. Am 11. Januar 1945 findet dabei ein SBB-Lokomotivführer den Tod (S.65).[238]  

Die Alliierten drohen der Schweiz nun mit einer totalen Finanzblockade aller schweizer Vermögen im Ausland. Nur so können die schweizer Banken unter Druck gesetzt werden, die Nazi-Vermögen endlich zu sperren. Am 3. Februar 1945 versuchen Homberger, Hotz und Kohli vom Vorort mit einer Intervention, die drohende Blockade der deutschen Vermögen in der Schweiz noch zu verhindern (S.139).

Der Kohletransit durch die Schweiz wird erst am 9. Februar 1945 verboten. Anderer Transit weiter zugelassen (S.63).

Schliesslich werden am 16. Februar 1945 alle deutschen privaten Vermögen in der Schweiz blockiert. Am 20. Februar wird auch die Ausscheidung des schweizer Besitzes in den schweizer "US"-Konten angeordnet, um auch dort die Suche nach Nazigeldern zu ermöglichen (S.138).[239] 

Am 27. Februar 1945 wird der gesamte Verkehr zwischen Nazi-Deutschland und Oberitalien und umgekehrt verboten. Der Bundesrat muss seine  Verzögerungstaktik einstellen (S.63).[240] 

Am 2. März 1945 wird der Handel mit ausländischen Banknoten eingeschränkt (S.133-134), viel zu spät, so Historiker Klaus Urner[241], und am 8. März 1945 sind die Wirtschaftsverhandlungen mit den Alliierten in Bern durch ein neues "Currie-Abkommen" beendet. "US"-Delegationschef Currie telegraphiert nach Washington, die Schweiz habe "kapituliert" (S.139). Auch "US"-Aussenminister Dean Acheson formuliert im April die "Kapitulation" in seinen Memoiren (S.85).[242] 

Damit ist der Zahlungsverkehr zwischen dem Reich und der Schweiz jedoch nicht abgeschlossen. Reichsbank-Vizepräsident Emil Puhl manövriert gegen die Blockade und führt im März und April 1945 mit seinen schweizer Freunden Gespräche. Er erreicht die Milderung und die schweizer Banken unterlaufen die Blockadebestimmungen.[243]

Emil Puhl 1945 [10], Portrait des
              Reichsbank-Vizepräsidenten des rassistischen Dritten
              Reiches, der die schweizer Banken für das Reich
              einspannte, auch nach dem Currie-Abkommen, und die
              schweizer Banken machten mit
Emil Puhl 1945 [10], Portrait des Reichsbank-Vizepräsidenten des rassistischen Dritten Reiches, der die schweizer Banken
für das Reich einspannte, auch nach dem Currie-Abkommen, und die schweizer Banken machten mit


Gewisse Zahlungen laufen einfach weiter (S.139) und die SNB kauft am 5. April noch einmal Gold aus Deutschland  im Wert von fast 16 Millionen Franken (S.121,139).[244] 

[In dieser gesamten letzten Kriegszeit werden in Deutschland sinnlos kleinere Städte bombardiert und vernichtet, die bisher heil geblieben sind. Die Alliierten verrichten ein Zerstörungswerk, das seines Gleichen sucht. Ausserdem kommen Vergewaltigungen und Massenraub vor, es werden Häuser beschlagnahmt und  die alliierten Truppen feiern ihren "Sieg" mit zerstörerischen Festen und Saufgelagen. All dies schürt in Deutschland nun auch bei denjenigen einen Alliierten-Hass, die noch einigermassen neutral geblieben waren].

Versuch der Sprengung des Simplon-Südportals durch die Wehrmacht - Häfliger rettet alle Insassen des KZs Mauthausen in Österreich

Eine der letzten destruktiven Handlungen der deutschen Nazi-Wehrmacht ist die Vorbereitung der Sprengung des Südportals des Simplontunnels auf italienischem Territorium um den 18. April 1945. Der Sprengstoff ist bereits im Bahnhof Varzo. Der schweizerische Zollbeamte Peter Bammatter und der SBB-Beamte Mario Rodoni in Domodossola machen die Meldung. Wache schweizer Ohren der schweizer Spionageabwehr schlagen Alarm. Die Zweite Garibaldi-Division (italienische, antifaschistische Partisaneneinheit [web02]) riegelt am 21. April 1945 das Tal ab, unterbricht die Kommunikationswege, nimmt die Österreichischen Wachtposten gefangen und schiebt diese in die Schweiz ab. 1500 Kisten Explosivstoffe werden beschlagnahmt und der Tunnel bleibt intakt [web01].

Simplontunnel mit Brig
                      und Domodossola, Karte [9]. Eingezeichnet sind die
                      Ortschaften Brig, Simplon, Gondo, Varzo, Preglia
                      und Domodossola, in Seitentälern Baceno und
                      Masera, sowie die Berge Lagginhorn, Piz Straciugo,
                      Monte Leone, Pizzo de Albiona, Piz Diei und das
                      Helsenhorn.
Simplontunnel mit Brig und Domodossola, Karte [9]. Eingezeichnet sind die Ortschaften Brig, Simplon, Gondo, Varzo, Preglia und Domodossola, in Seitentälern Baceno und Masera, sowie die Berge Lagginhorn, Piz Straciugo, Monte Leone, Pizzo de Albiona, Piz Diei und das Helsenhorn.
x
Das Südportal des Simplontunnels [8] liegt
                        auf italienischem Boden. Destruktive Einheiten
                        der Nazi-Wehrmacht wollten zum Abschluss des
                        Zweiten Weltkrieges der Schweiz den Tunnel
                        kaputtsprengen... [web02]
Das Südportal des Simplontunnels [8] liegt auf italienischem Boden. Destruktive Einheiten der Nazi-Wehrmacht wollten zum Abschluss des Zweiten Weltkrieges der Schweiz den Tunnel kaputtsprengen... [web02].

Dummi Luuschaibe, aber dSchwiizer händ das scho gmerckt.

Am 27. April und 29. Mai 1945 fallen erneute Beschlüsse zur Identifizierung der deutschen Vermögenswerte in der Schweiz (S.138).[245] 

Der IKRK-Delegierte Louis Häfliger rettet Ende April 1945 gleich ein ganzes Lager mit Juden, Kommunisten, Sozialisten etc. vor der Sprengung [web04]. Häfliger ist ein schweizer Bankangestellter, der eigentlich nur einen Lebensmitteltransport ins Lager Mauthausen begleiten sollte [web04]. Das Lager Mauthausen ist im Herbst 1944 bereits völlig überfüllt, weil von verlorenen NS-Gebieten von überall her Häftlinge hertransportiert werden. Diese Häftlinge sind bereits ausgehungert und sterben in Mauthausen dann zu 100en und 1000en [web06]. Häfliger stellt sich im Konzentrationslager Mauthausen (dem grössten KZ in Österreich , 15 km östlich von Linz [web05]) zwischen die Fronten, als die Amerikaner im Vormarsch sind und rettet so 60.000 Menschen das Leben (S.162).[234]  

Louis Häfliger,
                      Portrait [1]
Louis Häfliger, Portrait [1]
Karte der Konzentrationslager in Österreich
                        mit Mauthausen und seinen Aussenstellen [2]
Karte der Konzentrationslager in Österreich mit Mauthausen und seinen Aussenstellen [2]
Sowjetische Kriegsgefangene in Mauthausen
                        bei der Ankunft am 1. Oktober 1941 [3]
vergrössernSowjetische Kriegsgefangene in Mauthausen
bei der Ankunft am 1. Oktober 1941 [3]
Sowjetische Kriegsgefangene in Mauthausen
                        abgemagert im Jahre 1944 ca. [4]
vergrössernSowjetische Kriegsgefangene in Mauthausen abgemagert
im Jahre 1944 ca. [4]

KZ Mauthausen, Häftlinge in
                                Pritschen [5]
KZ Mauthausen, Häftlinge in Pritschen [5]
KZ Mauthausen, der Steinbruch [10]
KZ Mauthausen, der Steinbruch [6]

Was war Häfligers Heldentat genau? Man kann dies dem Buch des IKRK entnehmen: "Die Tätigkeit des IKRK zugunsten der in deutschen Konzentrationslagern inhaftierten Zivilpersonen (1939-1946)", Genf 1985:

Louis-Häfliger-Gasse, Strassenschild in
                      Wien-Floridsdorf [5]
Louis-Häfliger-Gasse, Strassenschild in Wien-Floridsdorf [7]

Als Bankangestellter sollte Häfliger einen Lebensmittelkonvoi mit 19 Lastwagen Lebensmitteln des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) ins Konzentrationslager Mauthausen begleiten. Bei der Ankunft am 28. April 1945 sagte ihm der Lagerkommandeur SS-Standartenführer Ziereis, es gäbe keine Möglichkeit, die Lebensmittel zu verteilen. Aber Häfliger gab nicht auf und stationierte sich im benachbarten St. Georgen / Gusen und bat Ziereis darum, sich mit Ernst Kaltenbrunner in Verbindung zu setzen. Nun machte die lokale Bevölkerung in St. Georgen / Gusen genaue Angaben über die Verbrechen und die wirkliche Situation in den Lagern Mauthausen und Gusen. Dies überzeugte Häfliger, für die Insassen mehr zu tun als ihnen nur Essen zu verteilen. Er fuhr am 30. April 1945 ins Lager Mauthausen zurück. Ziereis hatte inzwischen Kaltenbrunner kontaktiert. Häfliger wurde bei SS-Obersturmbannführer Reimer Quartier gegeben, der Chef der Gegenspionage im KZ Mauthausen. Reimer war auch ein Bankangestellter, und so unterhielten sich Häfliger und Reimer gut miteinander, und Reimer verriet Häfliger am 2. Mai 1945, dass gemäss den Plänen zur Massenvernichtung das gesamte Gelände der Lager und der Dörfer um das KZ Gusen I und II in die Luft fliegen sollte. Alle Sprengladungen waren bereits im Boden installiert. Als Häfliger von diesen Geheimplänen Pohls und Himmlers hörte, beschloss Häfliger einzugreifen und die Befreiung voranzutreiben. Er bestrich einen SS-Wagen mit neuer Farbe als Rotkreuz-Wagen und suchte zusammen mit Reimer und einem Fahrer die "amerikanischen" Truppen im Gusen-Tal, wo sie auf Sargeant Albert J. Kosiek und seine 23 Mann trafen. Nachdem Häfliger Kosiek überzeugt hatte, dass dies keine SS-Falle war, wurden die  ca. 40.000 Insassen von Mauthausen (12.000) und Gusen (25.000) befreit, wobei es in Gusen grosse Schwierigkeiten gab, weil noch Rachemorde und Lynchjustiz durchgeführt wurden, und einige KZ-Wächter terrorisierten noch wochenlang die lokale Bevölkerung. Die Lebensbedingungen in Gusen II waren ausserdem derart schlecht gewesen, dass ungefähr 2000 Insassen in den Wochen danach noch das Leben lassen mussten. Insgesamt hatte Häfliger die Massenvernichtung und die Sprengung des Geländes verhindert [web04].


Das IKRK in Genf hat ein spezielles Verfahren für Häfliger nach dessen Rückkehr in die Schweiz. Das IKRK löst das Arbeitsverhältnis mit Häfliger sofort auf mit dem Vorwurf, er habe sich politisch betätigt und damit die Statuten des IKRK verletzt (S.162).[234] 

[Nun, Häfliger hatte sich eindeutig politisch betätigt, was nicht seinem Auftrag entsprach. In der Schweiz wird man pauschal abgestraft, wenn man zu viele Aufgaben erfüllt und dabei Menschenleben gerettet werden. Das ist die schweizer Mentalität in den mörderischen schweizer Chefetagen: Wer zu viel macht, dem wird gekündigt. Deswegen gibt es auch so viel Frust und Depression in der Schweiz, und viele Talente ziehen ins Ausland. Genau das passierte dann auch mit Häfliger]:

Häfliger wird nach der Heimreise vom IKRK gekündigt, und die Bank Leu kündigt seine Arbeitsstelle ebenfalls. Dann findet Häfliger keine Arbeit mehr in der Schweiz, wandert 1946 nach Österreich aus und wird sogar Österreicher, erhält viele Preise und wird zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen [web05].

Nazi-Fluchthilfe mit Rotkreuzpässen - Friedensvermittlung für Italien ("Operation Sunrise") - Mandat für deutsche Kriegsgefangene niedergelegt

Gleichzeitig helfen die katholische Kirche und das Rote Kreuz den hohen Nazis, aus dem Reich via Italien nach Süd-"Amerika" zu flüchten ("Rattenlinie" etc.) [web09].  Planmässig wird die Fluchthilfe für Alt-Nazis organisiert. Die hohen Nazis treffen sich zuerst alle in Spanien und bilden eine Organisationsgruppe, um die Massenflucht nach Süd-"Amerika" zu organisieren [web11]. Sie kollaborieren mit dem Vatikan unter Mithilfe von Papst Pius XII., Kardinal Montini etc., z.B.
-- Ustascha-Leute aus Kroatien (Leiter Draganovic)
-- den deutschen NS-Tätern wird durch die österreichische Sektion der päpstlichen Hilfskommission die Flucht organisiert (Leiter Hudal und Reinhard Kopps)
-- katholische Priester unterschreiben Anträge auf Rotkreuzpässe für die Nazi-Täter, und das Rote Kreuz gibt den NS-Tätern Rotkreuz-Pässe für die Flucht[web10].

Es gibt Bücher über diese Nazikollaboration zur "Grossen Flucht" nach Süd-"Amerika", z.B.

Uki Goñi: Odessa – Die wahre Geschichte – Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher. Übersetzung: Theo Bruns und Stefanie Graefe, Assoziation A, Berlin/Hamburg 2006 ISBN 3-935936-40-0, 400 Seiten, 22 Euro [web10].

[Es ist anzunehmen, dass bei dieser Nazi-Fluchthilfe beträchtliche Schmiergeldzahlungen an die katholische Kirche, an Behörden und an das Rote Kreuz geflossen sind].

Operation "Sunrise": Untergeordnete schweizer Behörden vermitteln am 1. Mai 1945 den Waffenstillstand zwischen Italien und dem Reich, eine Woche vor der deutschen Kapitulation (S.158).  Für den SS-General Karl Wolff war bei der vorgezogenen deutschen Kapitulation in Italien der schweizer Major Max Waibel der massgebliche Vermittler [web03].

Max Waibel fasste die Vorgänge über
              den Friedensschluss in Oberitalien in seinem Buch
              "Operation Sunrise" zusammen, Novalis-Verlag
              [11]
Max Waibel fasste die Vorgänge über den Friedensschluss in Oberitalien in
seinem Buch "Operation Sunrise" zusammen, Novalis-Verlag [11]


Am 8. Mai 1945 unterschreibt die deutsche Führung die Kapitulation. Die Schweiz legt opportunistisch das Mandat für die deutschen Kriegsgefangenen sofort nieder. Als Folge sind Millionen deutscher Kriegsgefangener in alliierter Hand ohne jeden Schutz (S.157).[246] 

Deutsche Kriegsgefangene mit
                erhobenen Armen im April 1945 [12]. Nun erging es ihnen
                so, wie es den russischen Kriegsgefangenen 1941
                erging...
Deutsche Kriegsgefangene mit erhobenen Armen im April 1945 [12]. Nun erging es ihnen so, wie es den russischen Kriegsgefangenen 1941 erging. Die Alliierten hatten deutsche Kriegsgefangene nicht mit eingeplant...

Deutsches Kriegsgefangenenlager
                ohne nichts bei Remagen [13]
Deutsches Kriegsgefangenenlager ohne nichts bei Remagen [13]

Die Kriegsgefangenen sind dem Wetter schutzlos ausgesetzt, Toiletten gibt es nicht, die Kriegsgefangenen müssen sich Erdlöcher graben, es herrschen Hunger und Seuchen (Ruhr). Die Alliierten stellen zwar Lazarette auf, aber es sterben bis August 1945 Tausende deutsche Kriegsgefangene an den Seuchen.

Bilanzen

Die schweizerische Nationalbank im
                Dunkeln [14]. Die Verantwortlichen wollen am liebsten
                alles im Dunkeln belassen, was sich da alles in den
                Goldkellern abgespielt hat.
Die schweizerische Nationalbank im Dunkeln [14]. Die Verantwortlichen wollen am liebsten alles im Dunkeln
belassen, was sich da alles in den Goldkellern abgespielt hat.

Insgesamt erhält das Dritte Reich durch die Vermittlung schweizer Banken Devisen in der Höhe von 1,7 Milliarden Franken (S.115).

Die Schweizerische Nationalbank SNB hat folgende hauptsächliche Geschäftsbewegungen aufzuweisen:
-- Ankauf von 320 Tonnen deutschem Gold - 2/3 davon Raubgold, v.a. der belgischen Zentralbank und Totengold aus Konzentrationslagern - im Wert von über 1,7 Milliarden Franken
-- Gold im Wert von etwa 400 Millionen geht direkt in den Besitz von Drittländern bzw. an deren Depots in Bern
-- die SNB übernimmt selbst Gold im Wert von 1,2 Milliarden Franken
-- die SNB verkauft Gold im Wert von 800 Millionen Franken an andere Zentralbanken weiter
-- die Gesamtsumme entspricht dem Wert der gesamten schweizerischen Importe 1939-1945 aus England, Frankreich, Schweden, Spanien, Portugal und der Türkei zusammen (S.117).

Hitler hat Gold im Wert von 1,7 Milliarden Schweizer Franken geliefert und eingetauscht. Dazu hat er 1,1 Milliarden Franken (S.124) - unverzinsten (!) (S.76) - Kredit bei der SNB beziehen können, Geld, das die Nationalbank bei den Grossbanken gegen Zins bezogen hat. Gesamtsumme: 2,8 Milliarden Franken für die deutsch-nazistische Waffenindustrie, für Spionage etc. Demgegenüber steht die lächerliche Summe von 400 Millionen Franken für die Alliierten (S.124).[247] 

Schweizer Schwarzmarkt: Von 1939-1945 werden für Hamstereien, Schwarzschlachtungen, geheime Brennholzverkäufe und geheimen Couponhandel 90.000 kleine, über 40.000 grössere Bussen und gegen 2000 unbedingte Gefängnisstrafen ausgesprochen (S.194).[248]   Der materielle Grundbedarf blieb immer erhalten. Der relative Wohlstand gründet sich nach 1945 jedoch nicht auf dem Igelverhalten, wie die schweizer Propaganda immer wieder behauptet, sondern ist mindestens im selben Masse durch die internationale Verflechtung erwirtschaftet, eine Ambivalenz (S.195)[249]  , die ab 1945 jahrzehntelang durch die Formulierung, die Schweiz sei ein "Sonderfall" ohne jeden Nazismus gewesen, bestritten wird (S.9).

Waffenexport-Überschuss der Schweiz an europäische Mächte
(andere Fabrikate nicht mitgezählt)

1923

erstmals eine ausgeglichene Bilanz zwischen Waffenimporten und -exporten

1935

rund 3 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

1938

40 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

1940

152 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

1941

205 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

1942

185 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

1943

176 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

1944

30 Millionen Frankenxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

 

(S.86)[250] 

 

Die schweizer Armee hat im Krieg keine grosse militärische, aber eine grosse psychologische Rolle. Sie war Mittel gegen psychische Krisen und Arbeitslosigkeit sowie gegen soziale Spannungen (S.238).[251] 

Englische und amerikanische "irrtümliche" Bombardements kosteten 84 schweizer Einwohnern das Leben, 260 Verletzte und einen Sachschaden von über 40 Millionen Franken (S.175).[252] 

Schweizer Luftwaffe: Abschüsse und Internierungen alliierter Flugzeuge und deren Besatzungen

-- vom 1.9.1939 bis 2.5.1945 wurde der schweizer Luftraum 6501 mal verletzt
-- 244 alliierte Flugzeuge landeten auf schweizer Boden, stürzten auf schweizer Boden ab oder wurden abgeschossen
-- 1620 Besatzungsmitglieder von alliierten Flugzeugbesatzungen wurden in der Schweiz interniert, oft in Hotels im Berner Oberland [web07].

Beschädigte Bomberbesatzungen der Alliierten zogen es oft vor, in der Schweiz zu landen und in der Schweiz interniert zu werden. Insgesamt wurden so über 100 alliierte Maschinen und deren Besatzungen interniert [web08].

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Quellen
[234]  Matt, Alphons: Dunkel 1988
[238]  Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 11.1.1985
[239]  Durrer, Marco: Finanzbeziehungen 1984, S.319
[240]  Ochsner, Richard: Transit; In: Bindschedler u.a. (Hg.): Neutralität 1985, S.229
[241]  Urner, Klaus: Neutralität und Wirtschaftskrieg; In: Bindschedler u.a. (Hg.): Neutralität 1985, S.283
[242]  Spahni, Walter: Ausbruch 1977, S.47
[243]  Frei, Daniel: Washingtoner Abkommen; In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 19/1969, S.581
[244]  Rings, Werner: Raubgold aus Deutschland 1985, S.110
[245]  Durrer, Marco: Finanzbeziehungen 1984,   S.319
[246]  Stamm, Konrad: Vertretung; In: Bindschedler u.a. (Hg.): Neutralität 1985, S.316
[247]  Rings, Werner: Raubgold aus Deutschland  1985, S.166-167
[248]  Jaggi, Arnold: Bedrohte Schweiz 1978, S.42
[249]  Tanner, Jakob: Bundeshaushalt 1986, S.308f.
[250]  Homberger, Heinrich: Handelspolitik 1970, S.113
[251]  Adam, Jost: Die Haltung der Schweiz 1972, S.315
[252]  Senn, Hans: Aspekte; In: Roulet, und Blättler (Hg.): Etats 1985, S.72

[web01] http://www.festung-oberland.ch/Infrastruktur/Sprengobjekte/Sprengobjekte.html
[web02] http://www.virtualtourist.com/travel/Europe/Republic_of_Montenegro/Pljevlja-720561/Things_To_Do-Pljevlja-BR-1.html
[web03] http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Waibel
[web04] Arbeitskreis für Heimat-, Denkmal- und Geschichtspflege St. Georgen / Gusen: Plattform 75 Jahre Republik: KZ Mauthausen-Gusen Info-Page: Louis Haefliger & Albert Kosiek: http://www.nizkor.org/hweb/camps/gusen/pers/hefliger.htm
[web05] http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen
[web06] http://www.youtube.com/watch?v=Y48dbeOS9zQ
[web07] http://forum.thiazi.net/archive/index.php/t-151803.html
[web08] http://www.absoluteastronomy.com/topics/Switzerland_during_the_World_Wars
[web09] Die Popen und die CIA: Der Vatikan und die Rattenlinie: http://www.commonwood.de/Spirit/pope.htm
[web10] Theo Bruns: Der Vatikan und die Rattenlinie: http://www.ila-web.de/artikel/ila301/rattenlinie.htm
[web11] Theo Bruns: Massenexodus von NS-Kriegsverbrechern nach Argentinien: http://www.ila-web.de/artikel/ila299/massenexodus.htm

Fotoquellen

[1] Louis Häfliger, Portrait: http://la1.rsi.ch/archivio_storie/welcome.cfm?idg=0&ids=3291&idc=7859
[2] Karte KZs in Österreich: http://vgarchiv.orf.at/austria/de/specials/roma/mi_geschichte.htm ;
http://vgarchiv.orf.at/austria/de/specials/roma/fotos/karte_kz_oesterreich.jpg
[3] Ankunft sowjetischer Kriegsgefangener im Oktober 1941 in Mauthausen: http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen ;
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_192-364,_KZ_Mauthausen,_sowjetische_Kriegsgefangene.jpg&filetimestamp=20081212224021
[4] sowjetische Kriegsgefangene in Mauthausen abgemagert 1944 ca.: http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen ;
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_192-208,_KZ_Mauthausen,_Sowjetische_Kriegsgefangene.jpg&filetimestamp=20091002194524
[5] Video KZ Mauthausen, Part I: Gefangene auf Pritschen; http://www.youtube.com/watch?v=Y48dbeOS9zQ
[6] KZ Mauthausen, Steinbruch: http://www.youtube.com/watch?v=QI9MSlhEDD0
[7] Louis-Häfliger-Gasse, Strassenschild in Wien: http://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Häfliger

[8] Simplontunnel, Südportal: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1312856 ;
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/115/simplontunnel01.jpg


[9] Karte des Simplontunnels von Brig bis Domodossola: http://www.zauselrecords.de/project02/index.htm

[10] Emil Puhl Oktober 1945: http://www.life.com/image/50866499
[11] Max Waibel: "Operation Sunrise", Buchdeckel: http://www.amazon.de/1945-Kapitulation-Norditalien-Originalbericht-Vermittlers/dp/3907160878
[12] deutsche Kriegsgefangene: http://einestages.spiegel.de/static/entry/nackt_ohne_artillerie/34348/kriegsgefangene_landser.html?o=position-ASCENDING&s=1&r=1&a=4843&c=1
[13] deutsches Kriegsgefangenenlager ohne nichts 1945 bei Remagen: http://www.bruecke-remagen.de/kriegsgefangenenlager_de.htm

[14] schweizer Nationalbank im Dunkel: http://www.sengers.ch/bern/bern/bern.asp


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